Donnerstag, April 25, 2024

»Piefke-Saga«-Autor verlässt Tirol wegen Tourismusabgabe

Der Tiroler Autor Felix Mitterer hat sich – nachdem er Mitte 2021 in sein Heimatbundesland zurückgekehrt war – laut Medienberichten dazu entschieden, dieses spätestens Ende Oktober wieder zu verlassen. Der Grund: Die verpflichtende Tourismusabgabe.

Innsbruck, 17. August 2022 |  Daran stieß sich der Dramatiker offenbar: “Der Verfasser der ‘Piefke-Saga’ kann keine Tourismusabgabe zahlen.” Der Tourismus sollte der Kunst etwas zahlen, nicht umgekehrt.

Zuvor hatte er laut “Tiroler Tageszeitung” (Mittwochsausgabe) den Kontakt zu Landeshauptmann Günther Platter gesucht und um Vermittlung von Kulturlandesrätin Beate Palfrader (beide ÖVP) gebeten. Eine vom Landeshauptmann offenbar in Aussicht gestellte “Tiroler Lösung” – dem Vernehmen nach stand im Raum, dass ihm die Abgabe erstattet werden könnte – lehnte Mitterer ab. “Es geht nicht ums Geld, es geht mir ums Prinzip”, so der 74-jährige Schriftsteller, der “seinen Lebensabend” in der Bezirkshauptstadt Schwaz verbringen wollte. “Egal, ob die Abgabe nun 100 Euro oder 30 Cent beträgt – ich werde das nicht zahlen”, stellte er klar.

Die Post der Tourismusabteilung des Landes Tirol hatte den Dramatiker im März erreicht. Er wurde darin aufgefordert, seine Umsätze seit 2019 anzugeben – und jene für 2022 zu schätzen. Auf Grundlage dieser Angaben sollten die “Pflichtbeiträge nach dem Tiroler Tourismusgesetz” erhoben werden, die Mitterer zu entrichten habe.

Jahre wären beitragsfrei gewesen

Gerhard Föger, Leiter Tourismusabteilung des Landes, sagte der Tirol-Ausgabe der “Kronen Zeitung” (Mittwochsausgabe), Mitterer habe schriftlich wissen lassen, dass die betreffenden Umsätze gänzlich außerhalb Tirols erzielt worden seien. Daraufhin sei er davon in Kenntnis gesetzt worden, dass die genannten Jahre beitragsfrei seien und keine Vorschreibung erfolgen werde. Somit sei die Angelegenheit positiv erledigt.

Medienberichten zufolge hatten Mitterer und Beier ihre Wohnung in Schwaz jedoch bereits gekündigt. Wohin sie ziehen werden, sei noch unklar. Vermutlich könnte es die beiden nach Nieder- oder Oberösterreich verschlagen – in die Nähe ihrer beiden Töchter.

Die “Piefke Sage”, ein satirischer Fernsehmehrteiler über die Untiefen des touristischen Treibens in Tirol, machte Mitterer Anfang der 1990er-Jahre weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Obwohl das Werk mit der gewinnorientierten Gastfreundlichkeit in den hiesigen Hotelhochburgen hart ins Gericht ging, entwickelte sie sich zur unbezahlbaren Tirol-Werbung. “Ich habe damals Briefe aus ganz Deutschland gekriegt, die sich nach der Lage des fiktiven Dorfes Lahnenberg erkundigten”, erinnerte sich Mitterer und unterstrich: “Ich habe mit meinem Gesamtwerk wohl genug Werbung für Tirol gemacht.”

Nicht der erste Kulturschaffende mit Tourismusabgaben-Ärger

Felix Mitterer ist nicht der erste Tiroler Kulturschaffende, der sich an der verpflichtenden Tourismusabgabe stört. Widerstand gegen den seit 1927 eingehobenen Pflichtbeitrag hatte etwa auch der Komponist Werner Pirchner geübt. Letztlich hatte in diesem Fall vor gut 30 Jahren eine Intervention des damaligen Landeshauptmanns Wendelin Weingartner eine Zwangsvollstreckung verhindert.

Mitterers Abwanderung rief am Mittwoch auch NEOS-Landessprecher Dominik Oberhofer, der sich als pinker Spitzenkandidat wenige Wochen vor der Landtagswahl am 25. September im Wahlkampf befindet, auf den Plan. Er forderte ein Aus der Tourismusabgabe. Diese sei “längst überholt und kann nicht gerecht aufgesetzt werden”, so seine Argumentation. “Während selbst Kulturschaffende mit der Abgabe belastet werden, zahlen die großen Hauptprofiteure des Tiroler Tourismus wie booking.com, airbnb oder Expedia keinen Cent”, meinte Oberhofer.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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12 Kommentare

  1. Warum ist der Mann nicht Ehrenbürger und damit von der Tourismusabgabe befreit? Es hat nach Andreas Hofer selten wer mehr für Tirol getan als er. Den Piefkes musste einmal der Spiegel vorgehalten werden und die unterwürfigen Politiker in Wien haben fast einen Herzinfarkt bekommen.

  2. Diese Tourismusabgabe ist eine absolute Frechheit, aber der Mitterer ist ein Schmarotzer der sich einfach nur abputzen will. Ein paar “Geschichtchen” über den Nestbeschmutzer kann man bei Markus Wilhemls “die tiwag.org.” nachlesen.

  3. JEDER auch noch so kleine Unternehmer muss Tourismusabgabe zahlen und das Land klagt sofort, wenn Du nur 1 Woche zu spät bezahlt hast. Dafür dürfen die Tiroler in jedem Gasthaus “Touristenpreise” zahlen, genau so wie bei allen Freizeitangeboten, die nur für die Touris geschaffen wurden. Falls ein Normal-Tiroler sich das überhaupt leisten kann, bei den Lebenshaltungskosten und Verdienst(un)möglichkeiten.

    • genau! Das ist eine bodenlose Frechheit. Wir dürfen nicht nur Touristenpreise zahlen, sondern auch alle gesundheitlichen Nachteile des An- und Abreiseverkehrs schlucken. Nicht zu reden von den bald anstehenden Rückbauten vieler Skigebiete, wenn skifahren a.) nicht mehr leistbar ist und/oder b.) wegen den steigenden 0-Grad Grenzen nicht mehr möglich sein wird. Diese “Bauleichen” bleiben dann sicher der Allgemeinheit über.

  4. Wieder eine dieser sinnbefreiten Abgaben im Gießkannenprinzip.

    Die wahren großen Nutznießer des Tourismus zahlen keine Abgabe, dafür aber die Masse.
    Aber, es ist schon seit 1927 so, also muss es gut sein.

    So sehen “moderne” und durchdachte Abgabengesetze aus!

      • Letzte Absatz im Artikel:
        “Während selbst Kulturschaffende mit der Abgabe belastet werden, zahlen die großen Hauptprofiteure des Tiroler Tourismus wie booking.com, airbnb oder Expedia keinen Cent”, meinte Oberhofer.

        • Ich kenne das Problem mit den Agrargemeinschaften, gibt ja eine sehr umstrittene im Dorf. Den Zusammenhang zwischen der Abgabe und den Gemeinschaften kann ich von ihrer Seite her nicht erkennen.
          Eine bitte, lassens ein Rechtschreibprogramm über die Texte laufen, Misäre, Fendls oder Entschiedungen tun beim Lesen weh.

          • Besten Dank für Ihr Feedback. Ich schreibe Ihnen nun 2 Wahrheiten her:

            Ja, Sie haben recht, es ist nicht mein bestes Posting. Kann man besser machen, durchdachter, konsistenter…

            Versteckte Fouls, wie im zweiten Teil, nehme ich als begeisterter Hobbysportler eben genau so, nämlich sportlich, weil belanglos… Habe hier nichts zu verteidigen, oder mir zu beweisen. Therefore keep on easy rolling, dude… 😉

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