Der seit September andauernde Streit um den geplanten Mitarbeiterabbau von 9.500 Personen beim deutschen Lkw-Hersteller MAN verschärft sich. Der Betriebsrat sowie die zuständige Arbeitnehmervertretung IG Metall verlassen den Verhandlungstisch um die Zukunft des VW-Tochterkonzerns – vorerst.
Wien, 12. November 2020 | Am 10. Oktober kündigten die betroffenen Parteien dem Management eine Unterbrechung der Verhandlungen an. Die Beschäftigten sollen via Online-Betriebsversammlung über den neuen Beschluss informiert werden. Das Management wird aufgefordert eine Stellungnahme abzugeben. In Österreich steht mit Steyr ein ganzes MAN-Werk mit rund 2.200 Mitarbeitern vor dem Aus. „Wir verlangen ein neues Konzept, das gemeinsam ausgearbeitet wird und das keine Standortschließungen vorsieht“, so der Obmann des Arbeiterbetriebsrates des MAN-Werks in Steyr, Erich Schwarz. Der Streit droht jetzt zu eskalieren.
Verhandlungsbereichtschaft signalisiert
Nachdem der Vorstand den Beschäftigungs- und Standort-Sicherungsvertrag, der Mitarbeitern eine feste Anstellung bis 2030 garantiert, gekündigt hat, ist das Austreten aus den Verhandlungen ein Hoffnungsschimmer für die Betroffenen. Erich Schwarz zeigt sich aber bereit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren – unter der Voraussetzung, dass es ein Entgegenkommen gebe: „MAN muss neue Herausforderungen meistern“. Die Verhandlungen seien zwar unter-, aber nicht abgebrochen.
Der Vorstand verteidigte sich und wies die Vorwürfe des Betriebsrats zurück. Man würde die Unterbrechung der Verhandlungsgespräche bedauern. In einer Mitteilung an die Arbeitnehmer im Sommer betonte der Vorstand, „umfassende Pläne zur Transformation und damit zur Zukunftsfähigkeit von MAN“ mitgeteilt zu haben. Den Stellenabbau rechtfertigt man mit dem Ziel, die Ertragslage und die damit verbundenen Investitionen verbessern zu wollen.
Tschechische Tatra interessiert an Steyr-MAN
Indes gedenkt der tschechische Automobilhersteller Tatra eine Beteiligung an der Steyrer MAN an. „Ich kann bestätigen, dass Tatra grundsätzlich Interesse an einem Engagement in Steyr hat“, sagt der Repräsentant für Tatra in Österreich im Gespräch mit den “OÖN”. Weitere Details seien nicht bekannt, bis die Zukunft des Mutterkonzerns geklärt sei.
(nb/apa)
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