Freitag, April 26, 2024

OMV wird Klage gegen »Dossier« zurückziehen

Die OMV wird ihre Klage gegen das Magazin “Dossier” zurückziehen. Stattdessen bekommt “Dossier” einen “netten Brief”.

Wien, 29. April 2021 |  “Wir wollen mit unserer Klage nicht ein Medium in eine wirtschaftlich schwierige Situation bringen und haben deshalb im Vorstand beschlossen, dass wir die Klage zurückziehen werden”, sagte OMV-Chef Rainer Seele am Donnerstag zur APA.

Stattdessen kommt ein “netter Brief”

Die Klage gegen “Dossier” wegen der Berichterstattung des Magazins über den Erwerb des Chemiekonzerns Borealis durch die OMV sei damals gemeinsam im Vorstand gefasst worden, “nachdem man uns eine juristische Empfehlung gegeben hat”, erklärte Seele. “Wir hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass wir eine ausgewogene Berichterstattung wollen und dass wir eine andere Sichtweise haben, aber das wurde ignoriert.”

Da man aber das Medium nicht wirtschaftlich gefährden wolle, werde die Klage nun zurückgezogen. “Wir schicken Dossier einen netten Brief”, so Seele. “Wir sind für einen Dialog immer offen.”

130.000 wäre Schadenersatzforderung gewesen

Dossier” berichtete, bereits im Dezember von der OMV beim Handelsgericht Wien wegen “Unterlassung, Widerruf , Zahlung und Feststellung” geklagt worden zu sein. Der Streitwert wurde mit 94.000 Euro beziffert. Dabei ging es um die Berichterstattung von “Dossier” über den Borealis-Deal. Der Vorwurf lautete, dass die OMV für die Borealis-Anteile einen zu hohen Kaufpreis bezahlt und ihren Aufsichtsrat über den Deal nicht ausreichend informiert habe. Verkäufer war Mubadala, der Staatsfonds von Abu Dhabi, der selbst mit 24,9 Prozent an der OMV beteiligt ist.

Weil “Dossier” die Berichterstattung über den Borealis-Deal fortgesetzt habe, habe die OMV am 8. Februar eine zweite Klage eingebracht, diesmal mit einem Streitwert von 60.000 Euro. Argumentiert wurde mit einem Reputationsschaden für die OMV durch die Berichterstattung. “Dossier” zitierte aus einem Markenwert-Gutachten den OMV-Sprecher Andreas Rinofner: “Der Bericht von ‘Dossier‘ hat unserer Ansicht nach einen Reputationsschaden angerichtet, der auch in zahlreichen Gesprächen mit Journalistinnen spürbar war. Wir haben uns daraufhin zu einer ursprünglich nicht geplanten Werbekampagne entschlossen, die ausschließlich der Borealis-Transaktion gewidmet war und Kosten von 660.000 Euro verursacht hat. TV: 425.000 Euro (55 % ORF / 45 % privat). Online: 235.000 Euro.”

Die zwei OMV-Klagen wären laut “Dossier” zusammengelegt worden und hätten einen Schadenersatz von insgesamt 130.000 ergeben. Das ist nun vom Tisch.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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5 Kommentare

  1. Hat der feige Seele kalte Füße bekommen nachdem Dossier so eine gewaltige Unterstützung erfahren hat? Ich wiederhole es noch einmal und lege noch etwas drauf: Ab sofort werde ich 1000 Euro an Rückstellungen (für investigative Medien in Not) bilden. Ein Unternehmen, das kritischen Journalismus nicht mag, sollte generell boykottiert werden! Die Berichterstattung darüber (so es zu einem Prozess gekommen wäre) hätte international derart viel Staub aufgewirbelt, dass der Aufsichtsrat den Vorstand wegen Schädigung des Unternehmens mit sofortiger Wirkung absetzen hätte müssen. DESWEGEN hat Seele den Kürzeren gezogen!

    • … denk mal, ihm ist nur aufgefallen, welche physikalischen Eigenschaften ein Bumerang hat… 😉

  2. … hoffe das “solche” Klagen immer öfter nach hinten los gehen, und/oder andere Medien auf die Berichterstattung aufspringen.

  3. Also den Beweggrund nehme ich denen ja nicht so ganz ab. Ich denke die Klage und die Berichterstattung darüber sowie die Spitzel-Vorwürfe dürften das Image sehr viel nachhaltiger beschädigen. Deshalb lieber den Ball flach halten?

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