Olympia:
Dank Mut zum Risiko und einem perfekten letzten Versuch ist Snowboarderin Anna Gasser zu ihrem zweiten Olympiagold gesprungen.
Peking, 15. Februar 2022 | Mit einem Cab Double Cork 1260, den sie erstmals in einem Bewerb zeigte, fing sie die favorisierte Neuseeländerin Zoi Sadowski Synnott noch ab und kürte sich in Peking so wie 2018 in Pyeongchang zur Olympiasiegerin im Big Air. Mit 185,50 Punkten setzte sich Gasser vor Sadowski Synnott (177,00) und der Japanerin Kokomo Murase (171,50) durch.
Erste nicht-alpine Doppel-Olympiasiegerin
“Es ist so unerwartet für mich. Es hat heuer nie hundertprozentig gepasst, und heute nach all den Monaten in denen ich ein bisschen Pech hatte, hat alles zusammengepasst. Das macht es umso schöner. Dieses Mal habe ich gar nicht so an das Ergebnis gedacht. Ich wollte einfach meine Tricks machen und mein Bestes zeigen. Ich wäre auch mit Bronze heute zufrieden gewesen”, erklärte Gasser, die nun einer exklusiven Gruppe angehört. Die 30-Jährige ist Österreichs erste Doppel-Olympiasiegerin, die nicht aus dem Alpin-Bereich kommt. Das war davor nur Trude Jochum-Beiser, Petra Kronberger und Michaela Dorfmeister gelungen.
Die Kärntnerin war vom ersten Sprung weg auf Medaillenkurs. Mit einem Frontside Double Cork 1080 holte Gasser 90 Zähler und reihte sich hinter Sadowski Synnott auf Platz zwei ein. Mit einem Backside Double Cork 1080 (86,75 Punkte) behauptete sie Rang zwei und verkürzte den Rückstand auf 0,25 Punkte. Bei ihrem finalen Sprung, vor dem sie Silber schon sicher hatte, packte Gasser erstmals in einem Bewerb den Cab Double Cork 1260. Der Sprung mit dreieinhalb Drehungen, davon zwei über Kopf, gelang ihr perfekt.
Dank 95,50 Punkten, der letztlich höchsten Wertung des Bewerbs, setzte sie Sadowski Synnott unter Druck. Im Unterschied zum Slopestyle, als sich die Neuseeländerin mit ihrem letzten Versuch Gold gesichert hatte, konnte Sadowski Synnott diesmal nicht nachlegen. “Zu sehen, wie Anna den Cab 12 springt und ihre Medaille verteidigt, war ein großartiger Moment und wir freuen uns alle füreinander”, erklärte die Silbermedaillengewinnerin neidlos.
Dass vor dem finalen Sprung ein Platz auf dem Podium sicher war, hat Gasser nochmal beflügelt. “Dass ich eine Medaille habe, hat natürlich ein bissi gehoffen. Ich wusste, ich fahre nicht mit leeren Händen heim, habe zwei super Tricks gestanden. Und diesen einen Trick habe ich noch nie im Wettkampf gemacht, aber ich habe ihn so hart trainiert, ich wollte ihn unbedingt im Wettkampf zeigen. Ich habe mir gedacht: Ich hätte es mir verdient, dass ich den lande. Wegen diesem Trick bin ich hergefahren. Ich habe ihn in keinem Training gemacht, aber ich habe innerlich gewusst: Ich könnte nicht besser vorbereitet sein”, freute sich Gasser über ihren gelungenen Premierensprung.
Schwere Vorbereitung
Den hatte sie eigentlich schon früher im Bewerb geplant gehabt. “Ich wollte eigentlich mit dem Cab Double 1260 starten, aber es war minimaler Uphill-Wind. Ich habe mein Programm umgestellt, weil ich mir gedacht habe: Ich habe nicht den Speed, dass ich den verkehrt anfahre. Dabei habe ich mir extra was Enges heute angezogen. Es war heute wirkliches Freestyle-Snowboarden, weil alles sehr spontan entschieden worden ist”, erzählte die Kärntnerin.
Zu wenig Speed war auch schon im Vorfeld eine Sorge, dazu kam die Verletzung ihres Lebensgefährten. “Eigentlich war die Vorbereitung für den Wettkampf extrem schwer”, sagte sie im Hinblick auf Clemens Millauer, der sich im Training den Knöchel gebrochen hatte.
“Ich war nicht gut drauf nach den Trainings. Ich habe damit gehadert, dass ich den Trick trainiert habe und es daran scheitert, dass ich im Anlauf zu langsam bin. Als er sich wehgetan hat, habe ich gar nicht mehr so an den Bewerb gedacht, meine Perspektive hat sich ziemlich verändert. Man denkt sich dann, dass es wichtigere Sachen als die Medaille gibt. Der Clemens ist so eine wichtige Person für mich, eine Stütze. Ich wusste im ersten Moment nicht, wie ich das schaffen soll. In Korea war er die Person, die mir geholfen hat und mich beruhigt hat. Aber ich habe mit ihm vor dem letzten Sprung telefoniert. Irgendwie ist er doch heute mitgefahren”, erzählte Gasser.
Letztlich hat es aber nach Wunsch geklappt und Gasser sorgte für die insgesamt 16 Medaille (6 Gold, 6 Silber, 4 Bronze) des ÖOC-Teams in Peking und die vierte für die ÖSV-Snowboarder nach Gold für Benjamin Karl und Alessandro Hämmerle sowie Silber durch Daniela Ulbing.
(apa/bf)
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