Dienstag, Dezember 10, 2024

Dreh mit Kindern: Schwere Vorwürfe gegen Regisseur Ulrich Seidl

Dreh mit Kindern

Beim Filmdreh mit rumänischen Minderjährigen sollen Auflagen verletzt worden sein. Deren Familien sagen, sie wurden nicht über das Filmthema Pädophilie informiert. Regisseur Ulrich Seidl weist alle Vorwürfe zurück. 

Wien, 03. September 2022 | Am 9. September soll Ulrich Seidls Spielfilm “Sparta” beim Filmfestival Toronto seine Weltpremiere feiern, bevor er eine Woche darauf auf dem Festival von San Sebastian im Wettbewerb läuft.

Wie nun das deutsche Wochenmagazin “Spiegel” berichtet, gibt es seitens der jugendlichen rumänischen Laiendarsteller und deren Familien massive Vorwürfe gegen den österreichischen Regisseur: Die Familien seien nicht korrekt über das Filmthema Pädophilie informiert worden, Kinder am Set hätten sich unwohl gefühlt.

Vorwürfe: Kinder mussten unangenehme Szenen drehen

In dem “Spiegel”-Bericht werden sowohl Mitarbeiter von Seidl als auch die Familien der Kinder – allesamt anonym – zitiert. Man sei im Vorfeld nicht über die Thematik aufgeklärt worden, Eltern sei der Zutritt zum Set verweigert worden.

Kinder hätten mit erwachsenen Darstellern ihnen unangenehme Szene drehen müssen. Auch seien in Rumänien vorgeschriebene Auflagen zum Dreh mit Kindern wie etwa die Zustimmung von Kinderärzten und Psychologen nicht eingehalten worden. Ein Vater sagte laut “Spiegel”: “Ich glaube, sie haben uns betrogen, weil wir arm sind.”

Seidl weist alle Vorwürfe von sich

In einem der APA vorliegenden Statement spricht Ulrich Seidl davon, dass vom “Spiegel” “unzutreffende Darstellung, Gerüchte oder aus dem Kontext gerissene Vorkommnisse am Set von ‘Sparta’ zu einem in keiner Weise den Tatsachen entsprechenden Zerrbild montiert” werden. “Meine Arbeitsweise diffamiert und mir Intentionen unterstellt, die weiter weg von der Wirklichkeit gar nicht sein könnten”, heißt es vonseiten des Erfolgsregisseurs.

“In allen meinen Filmen, in meinem gesamten künstlerischen Werk verlange ich nach Empathie für die Angeschlagenen und Abgestürzten, für die Abgedrängten und Geächteten: Ich stelle sie nicht an den (moralischen) Pranger, sondern fordere dazu auf, sie als komplexe und auch widersprüchliche Menschen wahrzunehmen”, so Seidl.

Und weiter: “Die daraus sich ergebenden Ambivalenzen zwischen Fürsorge und Missbrauch zu erkennen und zu beschreiben, hinzuschauen, anstatt weg zu sehen und sie damit auszublenden – darin sehe ich eine wesentliche Verantwortung – als Künstler und als Mensch. Ich habe größten Respekt vor allen Darsteller*innen und niemals würde ich Entscheidungen treffen, die ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden in irgendeiner Art und Weise gefährden.”

Seidl: “Nie Grenzen überschritten”

Die Kinderdarsteller seien wie alle anderen Schauspielerinnen und Schauspieler niemals gedrängt worden, vor der Kamera Dinge zu tun, die sie nicht tun wollten, so der Regisseur. Auch seien die jugendlichen Darsteller durchgehend betreut worden.

Und selbstredend seien die Eltern vor den Dreharbeiten über alle wesentlichen Inhalte des Films unterrichtet worden, stellt Seidl die vom “Spiegel” gemachten Vorwürfe in Abrede: “Nie haben wir beim Dreh die Grenzen des ethisch und moralisch Gebotenen überschritten.”

(apa/red)

Titelbild: HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

Autor

  • Stefanie Marek

    Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.

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