Freitag, September 20, 2024

“Noch wach?” – Fiktiver Enthüllungsroman rund um Axel-Springer-Konzern

“Jetzt wird’s schmutzig”: So heißt nur eines der Kapitel im neuen Roman von Pop-Autor “Stucki” Stuckrad-Barre. Die Geschichte kreist um Ex-“BILD”-Chef Reichelt & Co.

Berlin | Bestseller-Autor Benjamin von Stuckrad-Barre hat am Mittwoch seinen mit Spannung erwarteten Roman “Noch wach?” veröffentlicht. Das Buch mit insgesamt 18 Kapiteln mit Überschriften wie “Jetzt wird’s schmutzig” und “Grauzone” sei zwar “in Teilen inspiriert von verschiedenen realen Ereignissen”, heißt es dem fiktiven Werk vorangestellt. Er sei “jedoch eine hiervon losgelöste und unabhängige fiktionale Geschichte”. Der Autor habe “ein völlig eigenständiges neues Werk geschaffen”.

Der Buchverlag Kiepenheuer & Witsch hatte angekündigt, es handle sich um ein “Sittengemälde unserer Zeit”. Der Roman erzähle von “Machtstrukturen und Machtmissbrauch, Mut und menschlichen Abgründen”. Er spielt unter anderem in der Medienbranche und soll auch die #MeToo-Bewegung behandeln. Das fiktive Werk wurde im Vorfeld als Schlüsselroman rund um den Medienkonzern Axel Springer gehandelt.

Erinnerungen an Reichelt

Im ersten Kapitel des Romans wird ein entstehendes Vertrauensverhältnis zwischen einer Auszubildenden und dem Chefredakteur eines Senders geschildert. Der Autor skizziert, wie die junge Frau sich geschmeichelt fühlt durch Anerkennung und Aufmerksamkeit ihres Chefs. Sie essen zusammen mittags in seinem Büro, verabreden sich dann auch für abends, heißt es. Der 48-jährige Stuckrad-Barre, der durch Werke wie “Soloalbum” und “Panikherz” bekannt ist, stellt am Abend im Berliner Ensemble sein Werk vor.

#Meetoo

Der “Spiegel” veröffentlichte am Mittwoch das erste Kapitel des Romans sowie ein Gespräch mit Stuckrad-Barre, in dem er sich auch zu seiner Rolle in dem #MeToo-Skandal rund um den früheren “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt äußert: “Ich bin Zeuge geworden, ich wurde angesprochen. Ich habe mich darum nicht beworben, ich habe danach nicht gesucht. Frauen aus dem Springer-Verlag begannen mich anzurufen – und machen es bis zum heutigen Tag. Frauen, die mir ihre Geschichte erzählen. Warum sie sich bisher nicht geäußert haben, was sie denn machen sollen.” Schlüsselroman sei ein “unangenehmes Wort”, so Stuckrad-Barre im Gespräch.

Angesprochen auf Julian Reichelt, sagte er: “Handelt der Roman von ihm persönlich? Ganz gewiss nicht. Ich habe ihn dreimal getroffen in meinem Leben, immer nur zufällig, kein mal freiwillig. Dreimal – und nach allem, was ich so höre, langt das auch. Mein Buch ist Literatur und kein Klatsch. Was über ihn und sein Verhalten bekannt ist, wäre kein Romanthema, wenn es nicht woanders vergleichbar vorkäme.” Er interessiere sich “nicht für diesen Typen, sondern für einen bestimmten Typus Mensch.” Auch die Vorstellung, er habe mit der Figur des “Freundes” in seinem Buch Mathias Döpfner beschrieben, sei “völliger Quatsch.”

apa | Titelbild: TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

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