Nachdem die „Lernsieg“-App im Zuge vernichtender Bewertungen und heftiger Kritik durch die Lehrergewerkschaft nach nur drei Tagen online aus dem Netz genommen wurde, steht nun ein Comeback bevor. Die Datenschutzbehörde gibt nach Überprüfung grünes Licht. Vorbereitungen für einen erneuten Start der App laufen.
Wien, 7. Februar 2020 / Die Datenschutzbehörde hat ihr Verfahren gegen die umstrittene Lehrerbewertungs-App “Lernsieg” eingestellt. Die Verarbeitung der Lehrerdaten stehe im Einklang mit den Grundsätzen der Datenschutz-Grundverordnung, heißt es im Bescheid.
Über 10.000 Nutzer in kurzer Zeit
Mit der kostenlosen App konnte man sowohl Lehrer als auch Schulen in verschiedenen Kategorien (von Unterricht des Pädagogen bis Sauberkeit des Hauses) mit einem bis fünf Sternen bewerten und zusätzlich auswählen, in welchen Bereichen man Verbesserungsbedarf sieht. Nutzer mussten sich per Handynummer registrieren, um etwa mehrfache Bewertungen auszuschließen. Die App wurde in kurzer Zeit von mehreren 10.000 Nutzern heruntergeladen, allerdings nur vier Tage nach dem Start am 15. November 2019 aufgrund von Hassnachrichten gegen den Erfinder Benjamin Hadrigan wieder vom Netz genommen.
Missbrauch möglich, aber durch Telefonnummern-Verifizierung erschwert
Im Bescheid hält die Behörde etwa fest: „Die Berufsgruppe der Lehrer muss sich daher von vornherein auf die Beobachtung ihres Verhaltens durch eine breite Öffentlichkeit und auf Kritik an den Leistungen einstellen.” Gleichzeitig räumt die Behörde ein, dass Schüler auch andere Lehrer als die eigenen bewerten und auch unsachliche Bewertungen abgegeben werden können – dies sei aber durch anonyme Nutzung im Internet üblich und würde alle Bewertungsplattformen betreffen. Die Lernsieg-App erschwert durch Verifizierung über die Telefonnummer zumindest die Abgabe mehrerer unsachlicher Urteile. Zur Verhinderung von Beleidigungen bzw. Verunglimpfungen gebe es auch keine Möglichkeit zur Abgabe offener Bewertungen.
Subjektive Bewertungen
Die App biete, so die Datenschutzbehörde, nur jene Bewertungsmöglichkeiten an, die einer subjektiven Bewertung zugänglich seien wie etwa Unterricht, Respekt, Geduld, Erklärungsstil, Fairness, Motivation etc.. Jeder Schüler könne eine Bewertung abgeben, ohne Expertise dafür zu benötigen.
Neustart der App soll kommen
“Wir freuen uns über das Ergebnis der Prüfung”, hieß es von Seiten der Betreiber gegenüber der APA. “Derzeit treffen wir die Vorbereitungen für den Re-Start der App. Wir sind uns unserer Verantwortung, die wir gegenüber den Schülern und auch den Lehrern haben, bewusst.”
Noch ausständig ist ein von Bildungsministerium bzw. Lehrer-Gewerkschaft beauftragtes Rechtsgutachten.
(apa)
Titelbild: APA Picturedesk