Freitag, April 26, 2024

Angriffsserie auf Synagoge – Grüner Bezirksvorsteher kritisiert Nehammer

Grüner Bezirksvorsteher kritisiert Nehammer

In den vergangenen Tagen gab es mehrere Angriffe auf die jüdische Gemeinde in Graz. Erst ein Angriff mit der Holzlatte auf Präsident Elie Rosen ließ die Polizei aktiv werden. Während Innenminister Nehammer von „raschem Einschreiten“ spricht, wurde der mutmaßliche Täter erst nach fünf Tagen und sieben Delikten festgenommen.

 

Wien, 24. August 2020 | Der Schock sitzt tief in Graz. Es begann alles mit Schmierereien auf der Synagoge im Grazer Bezirk Grieß. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch besprühte der Täter „Palestin ist frei“ (sic!) und „Unsere Sprache und unser Land sind rote Linien“ auf das jüdische Gebetshaus. Gemeint sind damit pro-palästinische Forderungen und Kritik gegen Israel.

Doch dabei blieb es nicht. Freitagnacht kam es zu einer erneuten Tat bei der Grazer Synagoge. Dieses Mal wurden mehrere Fenster des Gebetshauses zerstörte. Am nächsten Tag kontaktierte Grieß-Bezirksvorsteher Tristan Ammerer (Grüne) die LPD Steiermark und forderte einen Polizeischutz für das Gebäude und die betroffenen Personen.

Doch die kam zu spät. Eine halbe Stunde vor dem Eintreffen der Nachtwache wurde Elie Rosen, der Präsident der jüdischen Gemeinde Graz, von einem Unbekannten mit einer Holzlatte angegriffen. Der jüdische Vertreter hatte einen Mann zur Rede gestellt, weil dieser einen Stein auf die Synagoge werfen wollte. Als der Täter die baseballartige Waffe zückte, rettete sich Elie Rosen mit einem Bekannten ins Auto. Beide Personen wurden dabei zum Glück nicht verletzt.

Angriffe auf Queer-Aktivistenhaus und auf Bordell

Auch das Vereinslokal der RosaLila PantherInnen in der Annenstraße wurde in den vergangenen Tagen schwer beschädigt. Die Betreiber bestätigten gegenüber Zackzack, dass in der Nacht vom 19. auf 20. August mehrere Fensterscheiben eingeschlagen wurden.

Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass derselbe Täter für die Angriffen auf die Synagoge und die schwul-lesbische ARGE Steiermark verantwortlich ist. Der Täter soll außerdem auch Steine auf ein Bordell geworfen und Prostituierte beschimpft haben.

Nehammer: Polizei „rasch eingeschritten“

Der unbekannte Angreifer flüchtete nach dem Angriff auf den jüdischen Präsidenten. Nach einer Fahndung der Polizei wurde ein Islamist am Sonntagabend festgenommen und ist geständig. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) sagt, die Polizei sei „rasch eingeschritten“.

Für den grünen Bezirksvorsteher Ammerer ist es „dreist“, dass Innenminister die Festnahme als Erfolgsgeschichte darstelle. Es habe trotz mehreren Hinweisen an die Polizei Tage gedauert, bis diese eingeschritten sei.

Ammerer forderte eine stärkere Sensibilisierung bei Polizisten. Im Gespräch mit den Zivilpolizisten habe sich herausgestellt, dass diese die jüdische Gemeinde für eine „Einwanderer-Community“ hielten.

Skandalträchtige Polizeiwachstube neben Synagoge

Unweit des jüdischen Gebetshauses befindet sich eine Polizeistation, die für den Schutz der Synagoge verantwortlich ist. Wie „Der Standard“ berichtete, fielen Beamte, die dort stationiert sind, durch ihre Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut auf.

Tristan Ammerer sagte gegenüber Zackzack, dass er bereits vor mehreren Monaten von den rechten Aussagen der Polizeistation wahrgenommen und darüber öffentlich geschrieben habe. Er wurde damals von der Polizei angerufen und aufgefordert, sein Posting wieder zu löschen sollte.

Für den grünen Bezirksvorsteher müssen die beiden Skandale für sich selbst und gemeinsam aufgearbeitet werden. Ammerer fordert personelle Konsequenzen ein und betont, dass nicht alle Polizisten Nazis seien. Es gebe aber „Grüppchen“, die mit rechtsextremen Gedankengut ihre Kollegen belastenten. Auch die Politik sei gefragt. Ammerer sei er bereits in Kontakt mit der Polizei. Er „hofft auf ein anständiges Gespräch.“

(mp)

Titelbild: APA Picturedesk

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