Eine neuseeländische Untersuchungskommission zum Attentäter von Christchurch hat Geldflüsse an österreichische rechtsradikale zum Vorschein gebracht. Es ist nicht das erste Mal, dass der Massenmörder mit Wiener Rechtsaußen-Aktivisten in Verbindung gebracht wird. Die FPÖ beendet derweil ihre Distanzierung von der rechtsradikalen Gruppe.
Wien, 11. Dezember 2020 | In Neuseeland ist derzeit der abscheuliche Anschlag von Christchurch am 19. März 2019, bei dem 51 Menschen getötet worden waren, Thema einer Untersuchungskommission. Unter anderem wollen sich die dortigen Behörden Klarheit über den Werdegang und die Kontakte des Attentäters verschaffen. Nicht zum ersten Mal führt die Spur dabei auch nach Wien.
Mehr Spenden als bisher angenommen
Bereits im Vorjahr war klar geworden, dass der Massenmörder gute Kontakte zur Rechtsaußen-Szene in Wien unterhalten hatte. Von rund 2.000 Euro Unterstützungsbeitrag an den Wiener Rechtsradikalen Martin S. war die Rede. Laut Bericht von „Die Presse“ dürfte es deutlich mehr gewesen sein. Mehr als 5.000 Euro sollen an verschiedene Konten der rechtsverschwörerischen Gruppe um Martin S. geflossen sein. Zudem soll er selbst noch einmal 1.908,64 Euro vom Attentäter erhalten haben. Aber Geld war nicht alles, was an Zuwendungen zwischen Wien und Neuseeland ausgetauscht worden sein soll. So rief der Rechtsterrorist etwa Neonazis auf der ganzen Welt dazu auf, an Martin S. zu spenden. Dieser bedankte sich in einem E-Mail-Verkehr und schlug vor, einmal gemeinsam in Wien auf ein Bier zu gehen, heißt es.
FPÖ öffnet die Pforten
Aus dem Biertrinken der zwei Rechten wird nichts mehr: der Christchurch-Terrorist wird nach seiner lebenslänglichen Haftstrafe höchstens auffällige Grußzeichen aus seiner Zelle nach Wien schicken können.
Martin S. wird das herzlich egal sein. Denn am 30. November verlautbarte die FPÖ: „Mit dieser Distanziererei ist es jetzt aber definitiv vorbei“. Weil der öffentliche Druck damals zu groß geworden war, hatte sich die FPÖ noch 2019 von der rechtsaußen-Gruppe um Martin S. distanziert. Diese hatte an der Uni Klagenfurt randaliert und den Rektor dabei attackiert.
Die Unruhestifter um Martin S. und die FPÖ sind jetzt aber offenbar wieder ein Herz und eine Seele. Ob auch in dieser Beziehung ein „großer Austausch“ – allerdings an Geld – stattfindet, bleibt unklar.
(dp)
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