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Fieber, Schwindel, Atemnot – Marco (28): “Ich hatte das Briten-Virus”

Fieber, Schwindel, Atemnot

Die britische Mutation B.1.1.7 führt dazu, dass derzeit auch immer mehr junge Menschen von schweren Krankheitsverläufen betroffen sind. Auch Marco N. (28) hat die hochansteckende Corona-Variante mit voller Wucht zu spüren bekommen. ZackZack hat nach zwei Wochen Isolation mit ihm gesprochen.

Wien, 24. März 2021 | Am Abend des 11. März klingelt Marcos Handy, eine SMS der AGES erscheint auf dem Display. Seit zwei Tagen und ebenso vielen schlaflosen Nächten wartet der 28-jährige Wiener nun auf das Ergebnis seines PCR-Tests. Schon beim Öffnen der Nachricht läuft es ihm kalt über den Rücken, als ihm das Wort „NACHWEISBAR“ in Großbuchstaben ins Auge springt.

Positiv auf B.1.1.7

Es ist das eingetroffen, was Marco N. bereits am Montag davor befürchtet hat. Auch er hat sich nach einem positiven Coronafall an seinem Arbeitsplatz mit dem Virus infiziert. Schon einige Stunden bevor die Hiobsbotschaft per SMS eintrifft, merkt Marco, dass mit seinem Körper was nicht stimmt:

„Mir war auf einmal ganz schwindlig und ich habe auch Fieber bekommen. Innerhalb von nur drei Stunden war ich auf 39,5 Grad oben. Ich bin durch die Wohnung gegangen und habe gezittert.“

Die folgenden Tage bis Sonntag „zerlegt“ es Marco nach eigenen Angaben. Fieberschübe, Schwächeanfälle und leichte Atembeschwerden fesseln ihn ans Bett, Schmerzmittel erleichtern ihm die Situation ein wenig. Am Freitag kann er schließlich das vollständige Testergebnis im Internet einsehen und sein nächster Verdacht bestätigt sich. Denn mit dem Kennzeichen B.1.1.7 ist klar: Marco hat die Anfang Jänner erstmals in Österreich aufgetretene, britische Variante des Virus abbekommen.

“Es ist die Hölle”

Das Fieber legt sich erst am Montag wieder. Mittlerweile plagen den 28-Jährigen jedoch Kopf- und Gliederschmerzen. N., der sich zuletzt bei einer Lungenentzündung im Alter von zwölf Jahren mit so hohem Fieber konfrontiert sah, ist selten krank und auch sportlich sehr aktiv. Dass er nun seit einer Woche „durch die Hölle“ geht und schon fast alle COVID-Symptome mit voller Härte zu spüren bekommen hat, hätte auch er sich nach einem Jahr Pandemie nicht gedacht.

Es ist Dienstagabend. Marco ist nun seit genau einer Woche in Quarantäne, alleine. Sein Mitbewohner hat bereits am ersten Tag schnell seine Koffer gepackt und ist zu einem anderen Freund gezogen, stellt dem Erkrankten gelegentlich Medikamente und Lebensmittel vor die Wohnungstüre. Im Glauben, das Schlimmste bereits hinter sich zu haben, setzen an jenem Abend dann Geschmacks- und Geruchsverlust beim Erkrankten ein. Diese Symptome wären „irritierend“ gewesen, da sie „wellenartig“ aufgetreten sind. Zwar kann N. seit letztem Freitag wieder großteils alles riechen und schmecken, ein komischer Geschmack bei bestimmten Sachen ist ihm jedoch geblieben:

„Zigaretten schmecken jetzt wie Menthol-Zigaretten. Ein Freund von mir hatte bereits im November COVID und kann bis heute nicht zu 100 Prozent riechen und schmecken.“

“Ich fühlte mich wie durchgeboxt”

Neben all den anderen Symptomen quält Marco vor allem eines: „Ich bin für zwei Wochen jedes Mal in der Früh aufgewacht und habe mich gefühlt, als hätte mich jemand durchgeboxt.“ Der Energieverlust während COVID: „enorm“.

„Wenn man 16 Tage nur drinnen ist und sich von Couch zu Bett bewegt, werden Glieder und Körper einfach schwach. Balkon habe ich auch keinen, ab und zu mal lüften und den Kopf aus dem Fenster halten war schon das Höchste der Gefühle.“

Der Weg nach der Quarantäne zurück ins Leben ist hart. Am Montag hat Marco wieder daheim begonnen zu trainieren. Nach fünf Minuten gibt er kraftlos auf – am nächsten Tag plagt ihn ein Muskelkater.

Angst, etwa „auf der Intensivstation zu landen“, hätte er während der zwei Wochen nur in der heftigen Fieberphase gehabt. Die Tatsache, dass es das Virus nun schon seit über einem Jahr in Österreich gibt, hätte ihm geholfen, diese Zeit psychisch zu überstehen. Wäre er bereits im März 2020 erkrankt, wäre es ihm laut eigenen Angaben „schon anders gegangen“, da man zu diesem Zeitpunkt in Sachen COVID noch zum Großteil im Dunklen tappte. Trotzdem: Während der Isolation einen kühlen Kopf zu bewahren, sei alles andere als eine leichte Aufgabe gewesen, an Home-Office sei vor allem in der ersten Woche nicht zu denken gewesen:

„Während der Krankheit bist du einfach ausgeknockt. Du bist ständig müde, schläfst viel. Sogar Fernsehen ist anstrengend. Man hat auf jeden Fall viel Zeit zum Nachdenken.“

“Man wird einfach verrückt in der Quarantäne”

Ob er einen Rat für andere Menschen, die möglicherweise noch an COVID erkranken könnten, hätte, will ZackZack von Marco wissen. So sei es das Beste, sich so gut es geht abzulenken. Auf Google nach seinen Symptomen zu suchen und sich „vom Internet für klinisch tot erklären zu lassen“, sollte man jedenfalls nicht machen, da es einen nur noch mehr fertig machen würde.

Heute, am Mittwoch, darf Marco seine Wohnung zum ersten Mal wieder verlassen. Drei durchgeführte Tests, darunter ein PCR-Test, waren bereits wieder negativ. Letzteren hätte er ohne Symptome jedoch gar nicht mehr machen müssen. Aus Sicherheitsgründen hat er doch einen gemacht, zahlen musste er diesen aus eigener Tasche.

Nach 16 Tagen macht Marco also die ersten Schritte vor die Türe, er will einen kurzen Spaziergang machen, sich die Beine nach so langer Zeit wieder vertreten. Sein erster Gedanke, wieder in Freiheit zu sein: „Heftig“.

„Du kommst raus und es ist einfach nur komisch. Alles fühlt sich so schnell an. Man ist quasi für zwei Wochen in seiner eigenen Welt und wird dann mit voller Wucht in die Realität zurückgeschleudert.“

Sichtlich gezeichnet von den zwei Wochen macht sich in ihm langsam aber doch aber Erleichterung breit, er gibt aber auch zu Bedenken: „Ich fühle mich jetzt wieder frei, würde aber jedem raten, aufzupassen. Die Quarantäne reißt einem einfach von einem Tag auf den anderen aus dem Leben. Man wird einfach verrückt, wenn man nicht raus darf.“

(mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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