Freitag, April 26, 2024

Nach Spionagevorwürfen – OMV-Chef Seele verlängert Vertrag nicht

Nach Spionagevorwürfen

Der Vorstandsvorsitzende der OMV, Rainer Seele, wird im kommenden Jahr den Chefposten bei dem börsennotierten Ölkonzern zurücklegen. Der Firmenchef steht durch “Dossier”-Recherchen schwer in der Kritik, die OMV klagte.

Wien, 26. April 2021 | Eine Option auf eine einjährige Verlängerung werde Seele nicht in Anspruch nehmen, teilte die OMV am Montag mit. Die Funktionsperiode läuft Ende Juni 2022 automatisch aus. Ein Nachfolger wurde nicht genannt.

Seele ist seit Juli 2015 Chef der OMV. Zu 31,5 Prozent gehört die OMV der Republik Österreich. Zuletzt geriet der Firmenchef immer stärker in die Kritik, nach Medienberichten über angebliche Unkorrektheiten bei der mehrheitlichen Übernahme des Chemiekonzerns Borealis sowie über die Überwachung von Umweltschützern.

“Dossier”-Aufdeckungen sorgen für Druck

So schrieb die Rechercheplattform “Dossier”, die OMV habe für die Borealis-Anteile einen zu hohen Kaufpreis bezahlt und ihren Aufsichtsrat über den Deal nicht ausreichend informiert. Die OMV hat deswegen Klage gegen die Plattform eingereicht, der geforderte Schadenersatz belaufe sich auf insgesamt 130.000 Euro.

Ebenfalls auf Basis eines “Dossier”-Berichts wurden außerdem Vorwürfe von Greenpeace und Fridays for Future laut, dass die OMV Umweltschützer in Neuseeland systematisch ausspioniert und durch Sicherheitsleute infiltriert habe. Im Zuge dessen forderten die Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) sowie Vizekanzler Werner Kogler rasche Aufklärung in der Causa von der OMV, Greenpeace forderte sogar den Rücktritt des OMV-Chefs.

Greenpeace: “Längst überfällig”

Der heute angekündigte Rückzug Seeles sei für Greenpeace “ein längst überfälliger Schritt”. Nun müsse die OMV “zu einem zukunftsfähigen und transparenten Konzern umgebaut werden”, so Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit, am Montag laut einer Aussendung. Zudem müssten die Vorwürfe der Überwachung von Umweltschützern rasch aufgeklärt und die Klage gegen “Dossier” sofort zurückgezogen werden, so Egit.

Daneben machen dem Unternehmenschef auch konzerninterne Streitigkeiten rund um dem Betriebsrat zu schaffen. Mehrere Medien berichteten in den vergangenen Wochen und Monaten über harte interne Machtkämpfe zwischen Belegschaftsvertretern – insbesondere nach der Borealis-Übernahme – sowie über interne Untersuchungen von OMV-Mitarbeitern ohne vorangegangene Einbindung des Betriebsrats.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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13 Kommentare

  1. Wundert uns das, seit wir wissen wie die Besetzung von solchen Posten in Österreich von statten geht? Drangsalieren und verfolgen von Umweltschützern hört sich für mich eindeutig nach ÖVP an.

  2. Was treibt Menschen an, ihre Macht in hochkriminelle Aktivitäten zu investieren. Man sieht jemanden, der vor lauter Geld nicht mehr weiß, ob er noch ein goldenes Pissoir einbauen lässt, optisch derangiert, gleitet er bei vollem Bewusstsein ins Kriminal. Was denkt er sich nun, wenn der Horizont näher kommt und er nichts mit hinüber nehmen kann, nur die Trümmer seines Lebens(werkes): ein einziger Scherbenhaufen.

  3. Wenn das so ist, werde ich ebenfalls ein paar hundert Euro Rückstellungen (für Klagen an investigative Medien) bilden. An Dossier und ZackZack: Bitte weiter Gas –sagen wir halt umweltfreundlich über sauber hergestellen Wasserstoff ;-)– geben!

    • „Ich bin der Meinung“
      Immerhin das ist ein freier Schutz, den man noch ohne Rückstellungen vertreten kann.
      Sogesehen stellt dieses Meinungsforum einen geschützten Freiraum dar.
      ZackZack als speakers corner im Hyde Park der österreichischen Medien Wüste.

      • Ja. M.M.n. im Gegensatz zum Standard-Forum.

        Auch im ZackZack-Forum gibt es Leute mit anderer Meinung wie ich. Schöne Grüße an die Impfgegner! ABER es gibt hier eben wirklich ein Forum für Diskurs, wenigstens sehe ich das so. RESPEKT!

  4. Nicht Recht sondern Ruin wird hier praktiziert
    Auch hier haben wir wieder ein Unternehmen, das auf Grund seiner Kapitalkraft kritische investigative Berichterstattung zu unterdrücken versucht. Man setzt den Streitwert besonders hoch an, damit die Rechtskosten für den meist unschuldig beklagten nicht mehr leistbar sind. Versucht die beklagte Partei sich entsprechend zu verteidigen, endet das oft im finanziellen Ruin.
    Bleibt noch zu erwähnen daß die ÖBAG mit über 30 Prozent an der OMV beteiligt ist. Da drängt sich gleich die Frage auf warum Vorstand Schmid beim überteuerten Ankauf der Borealis nicht eingegriffen hat und damit die Interessen der Republik nicht richtig vertreten wurden?

  5. Berichterstattungs-Unterlassungsdrohung seiner Anwälte schon eingelangt?

    • Was noch besser klingt – “er hat die Option nicht gezogen”….🤣🤣🤣🤣

      • Hoffentlich kommt Kogler nicht noch einmal in die Situation dieser Wahlmöglichkeit.

    • Neue Normalität an Unternehmenskultur in OMV und ÖBAG.
      Mit Blick auf die Koalition wenigstens eine positive Perspektive!

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