Samstag, April 27, 2024

Statistik Austria: Zunahme finanzieller Sorgen – 1.222.000 Personen armutsgefährdet

1.222.000 Personen armutsgefährdet

Die Corona-Krise hat die Sorge der Bevölkerung vor finanziellen Problemen wachsen lassen. Armutsgefährdet waren 2020 13,9 Prozent. Für Sozialminister Mückstein sind die Zahlen “besorgniserregend”.

Wien, 29. April 2021 |Zwar waren laut Statistik Austria im Jahr 2020 nur 2,7 Prozent “erheblich materiell benachteiligt” – womit sich diese Zahl in den letzten zwölf Jahren halbiert hat, wie Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Donnerstag erklärte. “Mit der COVID-19-Pandemie haben die finanziellen Sorgen allerdings deutlich zugenommen”, sagte er. Armutsgefährdet waren 2020 13,9 Prozent.

Pessimistischere Sicht als in Vorjahren

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind in dieser im 1. Halbjahr 2020 (März bis Juli) erhobenen Statistik (“European Union Statistics on Income and Living Conditions, EU-SILC”) noch nicht enthalten. Allerdings zeigte sich bei den Erwartungen der Befragten (bezogen auf die nächsten zwölf Monate) eine pessimistischere Sicht als in den Vorjahren. Während 2018 und 2019 nur neun bzw. acht Prozent der Bevölkerung mit einer Verschlechterung rechneten, glaubten 2020 15 Prozent, dass sich ihre finanzielle Situation innerhalb des nächsten Jahres verschlechtern werde. Zudem sagten insgesamt 21 Prozent, dass ihr Haushaltseinkommen während der letzten zwölf Monate weniger geworden sei. Als Grund dafür wurde in 21 Prozent der Fälle Jobverlust oder Konkurs des eigenen Unternehmens genannt.

1.222.000 Personen armutsgefährdet

Laut den am Donnerstag von der Statistik Austria veröffentlichen Daten galten 2020 rund 1.222.000 Personen (bzw. 13,9 Prozent) der österreichischen Bevölkerung als armutsgefährdet. Dies trifft auf all jene zu, die ein relativ zum mittleren Einkommen gesehen niedriges Haushaltseinkommen hatten (weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens). 2,7 Prozent der Bevölkerung (233.000 Personen) waren “erheblich materiell benachteiligt” – das bedeutet, sie konnten sich mehrere “grundlegende Ausgaben zur Sicherung des Mindestlebensstandards” nicht leisten. Seit dem Beginn des Erhebungszeitraumes im Jahr 2008 hat sich dieser Armutsindikator um mehr als die Hälfte verringert (2008: 5,9 Prozent). Unter den unter 60-Jährigen wurde 2020 von 7,1 Prozent nur eine geringe Erwerbsintensität erreicht.

Im Vorjahr waren damit 17,5 Prozent der Bevölkerung von einem oder mehreren dieser Indikatoren betroffen und daher laut EU-Definition armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. 2019 waren es 16,9 Prozent. Zum Vergleich: der EU-Schnitt lag damals bei 21,4 Prozent (für 2020 liegen noch keine EU-Daten vor).

Mückstein: “Besorgniserregende Zahlen”

Sozial- und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) sprach von “besorgniserregenden” Zahlen. Er verwies darauf, dass in besonderem Ausmaß Alleinerziehende (31 Prozent), Familien mit drei oder mehr Kindern (30 Prozent), Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft (35 Prozent) und Personen in Haushalten mit keiner oder sehr niedriger Erwerbsintensität (56 Prozent) von Armutsgefährdung betroffen sind. “Rund 14 Prozent der ab 65-Jährigen sind mit Altersarmut konfrontiert, davon sind 67 Prozent Frauen”, so der Minister in einer Aussendung.

“Die Bekämpfung von Armut ist mir ein großes Anliegen”, betonte Mückstein. “Das ambitionierte Vorhaben der Bundesregierung ist es, die Zahl der armutsgefährdeten Menschen in Österreich zu halbieren. Dieses Ziel werden wir durch die COVID-19-Pandemie weder revidieren noch relativieren.” Im Gegenteil müsse man jetzt die Anstrengungen zur Armutsvermeidung noch verstärken. Sein Haus arbeite intensiv an einer nationalen Strategie “Chancen gegen Armut”. Auch verwies Mückstein auf eine bereits gesetzte “Reihe von Sofortmaßnahmen” zur Bekämpfung von COVID-19-bedingter Armut.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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25 Kommentare

  1. Als Gesundheitsminister kann er ja Impfungen mit der Finanzspritze verordnen. Ist doch eh wurscht wer was macht, diese Regierung bringt nichts auf die Reihe.

  2. Ist es nicht „praktisch“, wenn alles am Boden liegt? Dann nämlich kann man den Staat „wieder aufbauen“, ganz nach deren Gusto. Da kommt noch was. Die frage ist nur was?

  3. Weiter so schwarz grün. Ihr schafft bald die 2 Mio und dann die 3 Mio …..

    • … es ist halt noch immer in EUREN Taschen … und da muss es raus …

  4. es ist erschütternd und erbärmlich!!
    Österreich könnte wenn es wollte, meiner Meinung nach, neben Norwegen, das erste Land der Menschheitsgeschichte werden, in dem kein einziger Bürger/Mensch in Armut leben müsste oder obdachlos wäre …

    stattdessen unternehmen die Verbrecher an der Spitze des Staates alles, dass es noch mehr Menschen gibt die nichts mehr haben, damit das 1% das jetzt schon fast 50% des Vermögens hat, bald 100% hat…
    Es herrscht Krieg, so einfach ist es, Krieg um die Vermögenswerte auf der Welt und damit um die Macht, das reichste Prozent will jetzt endgültig alles und die restlichen 99% sind wie früher bald nur mehr Sklaven…

    • Es wäre die Verpflichtung und Aufgabe einer Regierung dafür zu sorgen, dass alle Menschen gut leben können und genau das tut sie nicht, sie versorgt nur ihre Klientel.

      • ja weil das einzige Souverän dem die verpflichtet sind nur mehr die eigenen Gönner und Sponsoren sind
        das ist der Denkfehler der modernen Politik, Souverän ist nicht mehr gleich das Volk
        das Volk dient nur mehr dazu damit man denjenigen den man ausraubt auch verarschen kann

    • … auch nicht zu vergessen, viele Menschen welche Arbeit haben sind auch Armutsgefährdet.
      Wenn man sich so ansieht wie die “Einstiegslöhne” von Facharbeiter aussehen, kann man das recht schnell nachvollziehen…

  5. gleich noch ein paar zahlen:
    17.000 Mieter sind von Delogierungen bedroht
    1,1 Milliarden Euro an coronabedingten Rückständen bei den Sozialversicherungen werden fällig.
    Aktuell sind rund 5,3 Milliarden Euro an Steuern gestundet bzw. Steuervorauszahlungen herabgesetzt.
    Das BIP ist 2020 um 7,8 % gesunken.
    Die Kosten für Inserate des Bundeskanzleramtes von 2019 auf 2020 um 1443 % gestiegen.

    https://www.hagerhard.at/blog/2021/04/zahlen-bitte/

  6. Na mit dem hätte niemand gerechnet oder ? Wahnsinn das kann dir einer mit einem Sonderschul Abschluss voraussagen 🙈 zeit mit dem corona Schwachsinn schluss zu machen , es wurde genug zerstört und weg mit dieser inkompetenten und korrupten Regierung.

  7. 1,2 Millionen armutsgefährdet und trotzdem boomt die Wirtschaft teilweise wie verrückt. Es scheint in Österreich wirklich nur mehr zwei Arten von Menschen zu geben, jene die ununterbrochen kaufen und konsumieren und jene die ums Überleben kämpfen. Die sogenannten “Leistungsträger” die Steuervorteile genießen und auch noch jede Menge sonstige Beihilfen und Vergünstigungen obwohl sie die gar nicht brauchen und die anderen die um jeden Cent betteln müssen, keine Steuervorteile genießen, weil sie zu wenig verdienen um überhaupt Steuern zahlen zu können und Beihilfen bekommen sie trotzdem nicht mehr als die sogenannten “Leistungsträger”. Warum wir jemand durch Steuergeld unterstützt der das gar nicht braucht?

  8. Wirklich Herr Neo-Minister? die Zahlen sind besorgniserregend ? und, das war`s dann?

    *** Das ambitionierte Vorhaben der Bundesregierung ist es, die Zahl der armutsgefährdeten Menschen in Österreich zu halbieren. ****

    So lange türkise in dieser BundesREGIERUNG sitzen gibt es für die normalen Trottel wie uns keine ambitionierten Vorhaben und schon gar nicht für jene, welche es noch notwendigen brauchen als wir arbeitenden Trottel!

    50 Euro netto für Mindestpensionisten -> DAS ist nicht drinnen ABER, die Parteien, speziell das türkise Gesocks gönnt sich PR Geld, verschleudert Geld für eine “Einkaufsplattform” die unter jeder Sau ist, kauft Millionen von Tests die das Geld nicht wert sind was sie kosten … die Liste lässt sich beliebig ergänzen!

    Wieder einmal eine glatte Lüge!

    • In den nächsten Jahren werden die Pensionsregelungen die von der Regierung Schüssel beschlossen wurden zum Tragen kommen (Durchrechnungszeitraum ist die gesamten Lebensarbeitszeit, Hackeln für Frauen bis 65 sonst Abschläge) Wir werden ein Heer von Mindestpensionistinnen bekommen. Teilzeit und schlechtes Lohnniveau sorgen schon jetzt für sehr geringe Frauenpensionen. Tja auf Wiedersehen beim Sozialmarkt der Caritas liebe Frauen……Und bei Pensionsantritt gleich Eintritt in die häusliche Pflege weil der Partner vielleicht dann schon 70 ist…..Nix mehr mit “gemeinsam die Rente genießen” Sch…..ÖVP

      • Richtig! Die Geburtenstarken Jahrgänge machen Angst!

        Aber, bitte keine Sorgen um den Schüssel machen! Der hockt gut versorgt, mit einer fetten Pension am Lachtal in seiner Hütte und lacht sich ins Fäustchen. Nebenbei noch ein bissi mit dem Maturanten telefonieren und nebenbei ein bissi Lobbyismus betreiben damit der Klingelbeutel nicht leer wird! Herunten im Tal kämpfen die Leute um jeden Schillig!

        • Ja, diese geburtenstarken Jahrgänge gehen alle kurz vor mir in Rente und dann ist die Kasse vermutlich leer……🤷‍♀️

          • Man haben sie ein Glück, da ist ja das Ende der “Berufslaufbahn” schon in Sicht. Bin leider etwas jünger……..

          • bei der Regierung? Also das würde ich ihnen nicht unterschreiben! Kann gut sein, dass ich mit 63 auch noch da sitz`…..

          • Bei mir ist es fix das ich mit 65! noch arbeite lt. der Pensionsregelung die mir aber am A…vorbeigeht weil mit 60 ist Schluss weil einstellen tut mich dann ohnehin niemand mehr und dann werde ich vermutlich noch etwas zum AMS pendeln bevor ich das “Gnadenbrot” bekomme. Sehr entwürdigend wie man als ArbeitnehmerIn in diesem Land behandelt wird nur weil man keine Heidi Horten ist.

  9. Korrekterweise heißt das “Auswirkungen der Maßnahmen” und nicht “Auswirkungen der Pandemie”. Denn sonst müsste das ja für die ganze Welt gelten, tuts aber nicht, weil dort wo es wenig oder keine Maßnahmen gibt, siehts weit besser aus.

  10. “Besorgniserregend” … Der Herr hat Humpr, aber einen schlechten. Wie wär’s mit Vermogenssteuer, z.B. ab 1 Million 25% progressiv 1% je Million? Und Finanztransaktionssteuer, 1%? Dann brauchen’s keine anderen Steuern mehr.

  11. Gell Herr Mückstein,das ist alles im Sinne des WEF , IWF und der Weltbank!!

    Allesamt sind PRIVAT…………

    Herr Mückstein ,ein bisserl brauchen WIR noch den Dauer -Lockdown ,dann ist es VOLLBRACHT….!!

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