Während Afrika ungeimpft bleibt
Ab Sonntag werden Insrael Personen ab 60 Jahre „geboostert“. Währenddessen stagniert in Afrika die Impfquote bei unter fünf Prozent.
Wien/Tel-Aviv, 30. Juli 2021 | Israel beginnt ab Sonntag Menschen ab 60 Jahren eine dritte Pfizer-Impfung zu verabreichen. Die medizinischen Experten der Regierung hatten die „Booster“-Spritze zuletzt empfohlen, eine entsprechende Empfehlung von amerikanischen oder europäischen Behörden gibt es noch nicht.
„Booster“-Impfung
Die allgemeine Impfkampagne in den Krankenkassen solle binnen weniger Tage beginnen. „Ich rufe ältere Menschen, die schon die zweite Dosis erhalten haben, dazu auf, sich auch zum dritten Mal impfen zu lassen“, sagte Ministerpräsident Naftali Bennett. Diese schütze – wie schon die ersten beiden Dosen – vor „schwerer Ekrankung und Tod“.
Doch laut Ministeriumszahlen habe die Effektivität der Pfizer-Impfung seit Anfang Juni stark nachgelassen. Zur aktuellen Effektivität kursieren unterschiedliche Zahlen, zuletzt hieß es, die Impfung verhindere eine Corona-Infektion nur noch zu 39 Prozent und schwere Erkrankungen zu 91 Prozent. Dies beziehe sich allerdings nicht auf die „Delta-Variante“. Regierungsexperten kritisierten zuletzt, dass die Zahlen zur Effektivität nicht wissenschaftlich erhoben seien.
Afrika hat kaum Interesse an Impfung
Während also das erste Land mit der dritten Dosis beginnt, kam von der WHO Kritik. Immerhin würden weite Teile des globalen Südens, vor allem Afrika, mit Impfstoff massiv unterversorgt seien. Regelmäßig kritisieren auch linksliberale Meinungsmacher, die „unfaire“ Impfstoffverteilung.
Jedoch ist auch das Impfinteresse in Afrika ist äußerst gering und nicht mit dem westlichen zu vergleichen. Obwohl Afrika laut WHO bisher nur 2 Prozent des weltweit verfügbaren Impfstoffs bereitgestellt wurde, wurde schon im Frühjahr Impfstoff vernichtet. Sierra Leona kam etwa zu 90.000 Impfdosen. Trotz rund 8 Millionen Einwohner, musste ein Drittel vernichtet werden.
Während in Europa darüber diskutiert wird, wie man mehr Impfung für Afrika zur Verfügung stellen kann, machen afrikanischem Medien, die in Europa kaum für Interesse sorgen, machen keinen Hehl aus dem Desinteresse zur Impfung. Etwa berichtete „Ghanaian Times“, eine der größten Tageszeitungen Ghanas und staatlich finanziert, erst im Juli ausführlich über die Gründe, weshalb es kaum Impfinteresse in Afrika gibt. Während Corona Afrika kaum betrifft, sind Forschungsprojekte mit experimentellen Impfstoffen allerdings nur zu gut bekannt.
Nebensache Corona
Vor allem die jüngere Bevölkerung sieht sich betrachtet sich vor Corona als gut geschützt. In den meisten Sub-Sahara Ländern kam die Impfkampagne schon bei unter 5 Prozent geimpfter Bevölkerung zum Erliegen.
Impfraten in Afrika. Südafrika schert aus.
Uganda erhielt im Frühajahr 900.000 Astra-Dosen, das Ziel der Behörden war es, eine halbe Million Menschen zu impfen. Doch bei 240.000 Impflingen kam die Kampagne zum Erliegen, wie die deutsche „Welt“ berichtet hatte. Getroffen haben Afrika vor allem die Lockdown-Maßnahme, der Dutzende Millionen zusätzliche Hungernde verursacht hat. Die Impfung ist Nebensache, anders als in Israel, wo man auch mit einer hohen Impfbereitschaft für die Booster-Impfung rechnen kann.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk