Aus Sicherheitsgründen:
Aus Sicherheitsgründen ist die belarussische Olympia-Sprinterin Kristina Timanowskaja in letzter Minute in Tokio in das Flugzeug nach Wien gestiegen.
Tokio/Wien, 04. August 2021 | Die belarussische Olympia-Athletin Kristina Timanowskaja ist auf dem Weg nach Wien. Das bestätigte das österreichische Außenministerium Mittwochfrüh. Der „Austrian Airlines“-Flieger aus Tokio soll laut der Website des Flughafen Wiens gegen 15.00 Uhr landen. Ursprünglich hatte es geheißen, dass Timanowskaja mit der polnischen Airline „LOT“ nach Warschau fliegen werde. Die 24-Jährige hatte für Polen ein humanitäres Visum erhalten.
„Es geht um ihre Sicherheit“
Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters mit Berufung auf Augenzeugen vermeldet, dass die Sprinterin von Tokio-Narita aus nicht nach Warschau, sondern nach Wien-Schwechat abgeflogen sei. Konsulatsmitarbeiter hätten ihre Flugroute aufgrund von Sicherheitsbedenken geändert, hieß es demnach aus Kreisen der belarussischen Gemeinschaft. Das bestätigte auch Außenpolitik- und Menschenrechtssprecherin Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne) gegenüber ZackZack:
„Es geht um ihre Sicherheit, das ist der Grund für die geänderte Route. Sie beabsichtigt nicht, hier zu bleiben, das ist der aktuelle Stand und wird von der BY-Sportorganisation bestätigt, die mit ihr in Kontakt ist. Sie soll am Abend weiter nach Warschau“,
so Ernst-Dziedzic.
Disziplinarkommission zur versuchten Entführung
Es war erst unklar, ob Timanowskaja überhaupt in Wien bleibt. Der in Polen lebende belarussische Exilpolitiker Pawel Latuschko twitterte am Mittwoch, die Sportlerin werde heute noch in Warschau ankommen. Auch das polnische Außenministerium bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Sprinterin “vom polnischen diplomatischen Dienst betreut” werde. Aus Sicherheitsgründen gebe man keine Details zur Reiseroute bekannt, hieß es. Auch der Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Mark Adams, sagte vor Timanowskajas Abreise in Tokio: “Meines Wissens ist sie auf dem Weg nach Polen.”
Das IOC setzte seinerseits eine Disziplinarkommission zur Untersuchung der Vorfälle rund um die mutmaßlich von belarussischen Behörden versuchte Entführung der Leichtathletin ein, sagte IOC-Sprecher Adams am Mittwoch. Verantworten sollen sich vor allem der Leichtathletik-Cheftrainer von Belarus und der stellvertretende Direktor des nationalen Trainingszentrums.
Sprinterin wurde für falsche Disziplin aufgestellt
Die beiden Funktionäre sollen Timanowskaja bei den Olympischen Spielen in Tokio mitgeteilt haben, dass sie wegen kritischer Äußerungen in den Sozialen Medien vorzeitig in ihre Heimat zurückkehren müsse. Die 24-Jährige hatte sich dann am Flughafen Haneda an die japanische Polizei gewandt und den Rückflug verweigert. Inzwischen hat sie ein humanitäres Visum von Polen erhalten. Dort könne sie auch ihre sportliche Karriere fortsetzen, hatte die polnische Regierung versichert.
Der 24-jährigen Sprinterin ging es nach eigenen Angaben nicht um Politik. Sie hatte Kritik in Online-Medien an den belarussischen Sportfunktionären geübt, weil sie bei den Spielen in Japan ohne Rücksprache mit ihr für das 4×400-Meter-Rennen statt für den 200-Meter-Lauf aufgestellt worden war. Das belarussische Nationale Olympische Komitee (NOK) erklärte daraufhin, Timanowskaja scheide wegen ihres “emotionalen und psychologischen Zustands” aus dem Wettbewerb aus.
Freiheitsentzug durch Diktator Lukaschenko
In Belarus regiert seit 1994 Präsident Alexander Lukaschenko, der mit harter Hand gegen Kritiker vorgeht. Laut Amnesty International mussten bereits viele belarussische Sportlerinnen und Sportler ihre Karriere und ihre Freiheit aufgeben, weil sie sich gegen die Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land aussprachen. Nach Angaben der Belarusian Sport Solidarity Foundation (BSSF) sind bisher 95 Athleten wegen der Teilnahme an friedlichen Protesten inhaftiert worden. Sieben belarussische Sportler seien aufgrund ihrer friedlichen Regierungskritik wegen politischer Vergehen angeklagt, 35 Athleten und Trainer aus dem Nationalteam ausgeschlossen worden.
(apa/red)
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