Freitag, April 26, 2024

Grüne: WKO-Geldspeicher zum Bersten voll – »Dagobert-Duck-Mentalität«

»Dagobert-Duck-Mentalität«

Die Coronapandemie hat die Rücklagen der Wirtschaftskammer kaum reduziert, berichtet am Donnerstag der “Standard”. Scharfe Kritik kommt von den Grünen: “Das ist Dagobert-Duck-Mentalität”.

Wien, 02. September 2021 | Das liege insbesondere daran, dass die Kammerumlagen in den Monaten der Lockdowns nicht ausgesetzt oder reduziert wurden, sondern lediglich gestundet – im Ausmaß von 200 Mio. Euro. Im Zuge der Steuerstundungsaktion des Bundes wurden auch die von Umsatz- bzw. Lohnsumme abhängigen Kammerumlagen 1 und 2, in Summe pro Quartal 144 Mio. Euro, ausgesetzt – bis zum Herbst 2020.

Ab dann musste – bis auf Ausnahmen – nachgezahlt werden. In Summe gingen im Corona-Jahr 2020 die Bilanzgewinne um rund 42 Mio. Euro zurück, die Einnahmen aller Wirtschaftskammern verringerten sich um rund 150 Mio. Euro auf 1,009 Mrd. Euro, wobei der 2019 realisierte Einmalerlös von rund 35 Millionen Euro zwecks Vergleichbarkeit der Zahlen herausgerechnet wurde. Damals hatte die Wiener Wirtschaftskammer Immobilien verkauft, rechnet der “Standard” (Donnerstagsausgabe) vor.

Die Rücklagen, auf denen die Unternehmervertretung sitzt, reduzierte sich im gleichen Zeitraum in Summe nur um 80 Mio. auf 1,645 Mrd. Euro – das seien immer noch 163 Prozent der jährlichen Einnahmen.

Kritik kommt dazu von der Vorsitzenden der Grünen Wirtschaft, Sabine Jungwirth: “Vor allem die aus den Grundumlagen finanzierten Fachgruppen und -verbände haben im Krisenjahr enorme Geldmengen gebunkert.” Die Wiener Wirtschaftskammer horte demnach Rücklagen von 250 Prozent ihrer jährlichen Einnahmen und die Salzburger von 241 Prozent – und in der WKÖ NÖ sollen sich die Reserven gar auf 436 Prozent belaufen.

“Dagobert-Duck-Mentalität”

Insgesamt beliefen sich Kapital- und Gewinnrücklagen allein von Bund und Länderkammern im Saldo zuletzt auf 1,088 Milliarden Euro, davon mehr als die Hälfte in diversen Fachorganisationen. “Das ist Dagobert-Duck-Mentalität”, kritisiert Jungwirth, “die Goldspeicher sind zum Bersten voll, aber bedürftige Mitglieder müssen sich bis auf die Unterhose ausziehen.”

In den Gremialsitzungen der Wirtschaftskammerorganisationen werde stets behauptet, dass mindestens ein Jahresbudget an Rücklage vorhanden sein müsse – für den Notfall. “Was fällt in die Kategorie “Notfall”, wenn nicht eine massive Wirtschaftskrise”, so Jungwirth. Der WKÖ-Unterstützungsfonds sei lediglich mit 50 Mio. Euro budgetiert. “In Anbetracht der rund 1,7 Milliarden Euro Rücklagen auf der hohen Kante und der massiven Umsatzausfälle vieler Unternehmen ein lächerlicher Betrag”, findet Jungwirth.

WKÖ-Generalsekretär Kurt Egger findet wiederum dafür klare Worte: “Von einer sogenannten ‘Wirtschaftsvertretung’ sollte man erwarten können, dass bei der Betrachtung des Eigenkapitals zwischen in Liegenschaften steckendem Vermögen, zweckgebundenen und frei verfügbaren Rücklagen unterschieden wird. Die Grüne Wirtschaft versucht hier mit Nebelgranaten vom eigenen wirtschaftlichen Unvermögen abzulenken.”

In der Corona-Pandemie habe die Wirtschaftskammer trotz rückläufiger Einnahmen Rekord-Unterstützung für die Mitgliedsbetriebe geleistet. “Dies war nur durch gezieltes Kostenmanagement, Sparmaßnahmen und den Zugriff auf Rücklagen möglich”, so Egger.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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22 Kommentare

  1. Falschwort “Wirtschaftskammer”

    WKO sollte richtigerweise UNTERNEHMENSKAMMER heißen. Sie vertritt ja auch nur die Unternehmen.
    Und wie ein privates Unternehmen führt sie sich die Oligarchie in der Wirtschaftskammer ja auch auf.
    Wie bei vielen Kammern müssen alle Mitglied sein, es werden jedoch die Interessen der “großen” Akteure verfolgt (obwohl diese weit in der Minderzahl sind).

    Die Unternehmen zusammen mit den ArbeiterInnen/KonsumentInnen sind dann die “Wirtschaft”.

    Wie kann/darf das überhaupt sein, dass Körperschaft öffentlichen Rechts solche Reserven anlegt. Zu welchem Grund/Zweck? Bei der AK gibts ja einen Streikfond und dergleichen.

    • KONZERNKAMMER ist passender. Alle dürfen zahlen, aber nur die Konzerne sagen was passiert.

  2. Von Rekordunterstützung der WK in der Krise hab ich nichts gehört. Ganz in Gegenteil die Zwangsmitglieder beklagten die mangelnde Unterstützung. Aber vielleicht wurden die großen Unternehmen und fleißigen ÖVP Spender von der WK unterstützt. Und liebes Zack Zack Team, wäre es vielleicht möglich, das Konterfei von Multifunktionär Mahrer zukünftig zu schwärzen? Ich kann das Gesicht dieses Mannes einfach nicht mehr ertragen und ich glaube vielen geht es ähnliche. Danke.

    • Sie können sicher sein, daß die Big Spender hier profitiert haben und weiter werden.
      Erfahren werden wir es , mangelnder Transparenz, nicht.

      • Stimme ihnen zu 100% zu. Soweit ich mich erinnere, ist auf Grund des EU Gesetzes zu Transparenz die Cofag verpflichtet, Unterstützungen über € 100.000.- offen zu legen.
        Also geht deren Plan, alles zu verschleiern, nur z. T. auf….

  3. Mir gefällt immer wieder das Aufbegehren einzelner Grüner ….

    WER HAT SICH DEN MIT DEN TÜRKISEN INS BETT GELEGT?

    Ach soooo, alles klar! Ihr Grünen habt ja nicht gewusst wie böse die türkisen sind gell?

  4. Kammern, Bünde, Innungen sollten generell mal von neutralen ausländischen Antikorruptionsexperten daraufhin untersucht werden ob da nicht schon eher mafiöse Strukturen stärker ausgeprägt sind als tatsächliches Engagement für kleine Zwangsmitgliedschaftsbeitragzahler … zerschlagen, auflösen, anklagen, wegxperren … und bei jedem der die Go zu weit aufreisst glech ein Exempel statuieren … aber wir sind ja in Österreichkorruptistan … da ist das die Spielwiese und der Pool für Nachwuxministerchen …

  5. Wer hat dich verraten? Die schwarzen Ratten. Sollte ein Kinderbuch werden…

  6. Ist ja auch wichtig, das man was hat wenn die Herrschaften was brauchen.

  7. Gehts noch? Die Wirtschaftskammer eines 8-Millionen-Zwergstaates hat mitten in einer Wirtschaftskrise 1 Mrd. Euro Reserven? Für was denn? Was macht denn das pro Kopf jedes Zwangsmitglieds aus?
    Dagobert Duck hat seine Fantastilliarden durch Fleiß, Geiz und Kreativität verdient, sicher nicht mit Mitgliedsgebühren. Mahrer liegt in einem Himmelbett aus Einkünften aus zig Posten – alles auf Kosten von Unternehmern und Steuerzahlern.

    • ~ 25.000 Teuros pro Kammerzwangsmitglied, sauer erwirtschaftet und von den Leistungsdavonträgern gestohlen.

  8. Wer hat da vollmundig behauptet, die Zwangsmitgliedschaft abschaffen zu wollen?

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