Freitag, Mai 3, 2024

Ärzte ohne Grenzen: Ein Friedensnobelpreisträger wird 50

Ärzte ohne Grenzen:

Die Hilfsorganisation “Ärzte ohne Grenzen” hat einen Geburtstagswunsch an Karl Nehammer: Patente für Corona-Impfstoffe und Heilmittel sollen ausgesetzt werden.

Wien, 22. Dezember 2021 | „Es ist im Interesse von uns allen, dass möglichst viele Menschen weltweit Zugang zu COVID-19-Impfstoffen bekommen, nur so kann die Wahrscheinlichkeit von weiteren Mutationen wie Omikron verringert werden.“ Das sagt der Präsident von “Ärzte ohne Grenzen” (MSF) Österreich, Leo Ho. Laut Recherchen von MSF könnten rund hundert Unternehmen rund um den Globus Corona-Impfstoffe herstellen, wenn die Patente darauf ausgesetzt würden. Genau das wünscht sich die Hilfsorganisation, die für ihren weltweiten Einsatz 1999 den Friedensnobelpreis erhielt, von der Bundesregierung zum 50. Geburtstag.

Ein SPÖ-Antrag, der die Regierung aufforderte, sich in Europa für eine Freigabe der Covid-Patente einszusetzen, wurde im Dezember mit den Stimmen von ÖVP, Grünen, FPÖ und NEOS abgelehnt. “Wir fordern von der Regierung, und speziell von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck ein rasches Umdenken”, sagt Ho. Der zieht eine Paralelle zu HIV/Aids: Gegen die Erkrankung gibt es wirksame Medikamente, die aber für die Menschen in armen Ländern nicht erschwinglich sind. Das kostete Millionen das Leben. Allein 2020 starben weltweit 680.000 Menschen an einer Krankheit, die eigentlich behandelbar wäre – mit schrecklichen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft der am stärksten betroffenen Länder.

Kritik an Flüchtlingpolitik der Regierung

MSF Österreich-Präsident Ho wünscht sich von Bundeskanzler Nehammer außerdem eine humanere Flüchtlingspolitik. Aus ärztlicher Sicht sei es “untragbar, dass Menschen an den Außengrenzen der EU erfrieren, dass sie misshandelt werden, im Mittelmeer ertrinken oder unter unmenschlichen Bedingungen in gefängnisähnlichen Lagern interniert werden.” Österreich habe durch seine Flüchtlingspolitik aktiv zu diesen Zuständen beigetragen. “Es liegt in der Hand der Regierung, dies nun zu ändern und den Fokus auf die menschliche Behandlung von Notleidenden zu legen, statt auf ihre Abschreckung und Kriminalisierung,“ sagt Ho.

MSF bleibt damit dem Selbstverständnis der Organisation treu, nicht nur medizinische Hilfe, sondern auch eine öffentliche Stimme für Notleidende bieten zu wollen. MSF wurde am 21, Dezember 1971 von französischen Ärzten gegründet, die freiwillig in der von Nigeria belagerten Region Biafra arbeiteten. Die Gräuel dieses Krieges blieben in der internationalen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, zumal Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz nicht öffentlich zu den Zuständen Stellung nehmen wollten. Heute koordiniert das Genfer Büro von MSF die Aktivitäten von 19 Sektionen, die weltweit im Einsatz sind. Jährlich rekrutiert MSF rund 3.000 Freiwillige – etwa die Hälfte davon medizinisches Personal – für seine Projekte und Einsätze. Das Nobel-Kommitee begründete die Verleihung des Friedensnobelpreises an MSF mit der “bahnbrechenden humanitären Arbeit dieser Organisation auf mehreren Kontinenten.”

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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