Montag, September 9, 2024

Ärger bei AUA-Belegschaft: Saftiger Corona-Bonus für eine Handvoll Mitarbeiter

Ärger bei AUA-Belegschaft

Der Frust bei vielen Mitarbeitern der Austrian Airlines sitzt tief. Zur permanenten Angst um den Arbeitsplatz und nicht enden wollender Kurzarbeit gesellt sich nun auch Ärger über undurchsichtige Bonuszahlungen an ausgewählte Mitarbeiter.

Wien, 07. März 2022 | Für einen großen Teil der Austrian Airlines (AUA)-Belegschaft war die Nachricht Ende letzter Woche ein Schlag ins Gesicht: etwa 100 Mitarbeiter sollen eine Corona-Bonuszahlung von bis zu 3.000 Euro bekommen. Die von der Regierung geschaffene Prämie ermöglicht es Unternehmen, einzelnen Mitarbeitern für besonderes Engagement während der Krise mit bis zu 3.000 Euro steuerfrei zu danken. Auch die AUA nahm dies in Anspruch. Wer die Empänger sind und warum genau sie die Prämie bekommen, kommunizierte das Unternehmen an die Belegschaft aber nicht. Für die vielen Angestellten des vom Staat geretteten Unternehmens brachte diese Meldung das Fass zum überlaufen.

Denn die Coronakrise hat die österreichische Lufthansa-Tochter hart getroffen. Mehr als 1.000 Vollzeitstellen wurden gestrichen, die meisten Mitarbeiter befinden sich nach wie vor in Kurzarbeit. Danach soll es einen Gehaltsverzicht bei allen Mitarbeitern geben. Die Gehaltsreduktion sei zwischen 2 und 15% Prozent sozial gestaffelt und soll über zwei Jahre laufen. Ein Gehaltsverzicht der Belegschaft ist unter allen Airlines der Lufthansa-Gruppe einzigartig. Ein Grund mehr, warum die Stimmung am Flughafen Schwechat mehr als aufgeheizt ist.

“Es ist eine Frechheit”

Das österreichische Luftfahrtmagazin “Austrian Wings” veröffentlichte am Freitag einen Auszug von Mails verärgerter Mitarbeiter. Von einer “Sauerei” und “Freunderl- und Günstlingswirtschaft unter Bonzen” sei unter anderem die Rede. “Diese Prämie für eine Handvoll angebliche so wichtige Mitarbeiter ist sowohl der eigenen Belegschaft als auch dem Steuerzahler gegenüber unmoralisch”, soll es in einem weiteren Mail heißen.

Auch gegenüber ZackZack äußerte sich ein Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. Dass nur eine Handvoll Mitarbeiter eine Bonuszahlung bekommt, sei angesichts von zwei Jahren Kurzarbeit und anstehender Gehaltsreduktion eine Frechheit: “Wir arbeiten uns seit zwei Jahren den Arsch ab für weniger Geld ohne einen Funken Anerkennung. Die Arbeit ist nicht weniger geworden, im Gegenteil, weil Stellen nicht nachbesetzt wurden. Als Dank bekommen 100 Leute bis zu 3.000 Euro und der Rest einen Mittelfinger ins Gesicht.” Zudem habe man seitens des Unternehmens nicht den Anstand, die genaue Höhe der Prämien und ihre Empfänger an die Mitarbeiter zu kommunizieren.

Betriebsrat beklagt fehlende Transparenz

Die fehlende Transparenz in der Sache vermisst auch AUA-Betriebsrat Rene Pfister. Laut ihm wurden die Bereichsleiter aufgefordert, Personen, die in den letzten Monaten über ihre Grenzen gegangen sind, zu nominieren. Nach Absprache mit dem Vorstand seien die Prämien dann freigegeben worden. Dass die Vorgehensweise in der aktuellen Zeit kein gutes Bild macht, will aber auch er nicht abstreiten. “Wären die Kriterien, nach denen man die Leute ausgewählt hat, genau offen gelegt worden, hätte man sich den Ärger erspart, so bewirkt man nur eine Spaltung in der Belegschaft.”

AUA lässt Fragen offen

Auf ZackZack-Anfrage schrieb die AUA am Montag in einer Stellungnahme, die vom Gesetzgeber geschaffene Möglichkeit, Mitarbeitern für ihr “außerordentliches Engagement während der Krise zu danken”, in Anspruch genommen zu haben. Zudem betonte man, dass der Maximalbetrag von 3.000 Euro seitens Austrian Airlines nicht ausgezahlt worden sei. Wie hoch der Betrag tatsächlich gewesen ist und wie viele Mitarbeiter die Prämie erhalten haben, ließ man offen. Auch, was das “außerordentliche Engagement” der mit den Prämien bedachten Mitarbeiter gewesen sein soll.

Bei den betroffenen Mitarbeitern soll es sich jedenfalls “in einer deutlich überwiegenden Mehrheit um Mitarbeiter:innen ohne Führungsfunktion” handeln. Auch eine Kurzarbeitsprämie von 500 Euro stellt die AUA in der Stellungnahme für alle, “die sich von 1.3.2020 bis 30.11.2021 für mindestens 10 Monate und im Dezember 2021 in Kurzarbeit befanden und deren sozialversicherungsrechtliche Beitragsgrundlage im Dezember 2021 höchstens 2.775.- Euro betrug”, in Aussicht.

Zu den Mitarbeitern dürfte das jedoch noch nicht durchgedrungen sein, man höre von den 500 Euro zum ersten Mal. Ganz allgemein wäre man als Mitarbeiter oft im Dunkeln gelassen, wichtige Sachen würde man oft erst in den Medien erfahren, beklagt ein anonymer AUA-Mitarbeiter.

(mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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