Samstag, April 27, 2024

VfGH berät am Dienstag über 2G-Regel und Ungeimpften-Lockdown

In einer öffentlichen Verhandlung berät der Verfassungsgerichtshof am Dienstag über die 2G-Regel und den “Lockdown für Ungeimpfte”. Laut Bewegungsdaten und Umfragen dürften sich Ungeimpfte sehr wenig an den Lockdown im Herbst 2021 gehalten haben.

Wien, 15. März 2022 | Ob die bis Ende Jänner geltende weitgehende Ausgangsbeschränkung für Menschen ohne Corona-Schutzimpfung zulässig war, wird am Dienstag vor dem VfGH noch nicht entschieden. Besonders wirksam dürfte die am 15. November des Vorjahres in Kraft getretene Maßnahme aber jedenfalls nicht gewesen sein. Das legen sowohl Umfragen als auch Messungen mit Mobilfunkdaten nahe.

Ungeimpfte mobiler als Geimpfte

Schon Ende November hat eine vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) durchgeführte Auswertung von Mobilfunkdaten deutliche Zweifel an der Wirksamkeit des “Lockdowns für Ungeimpfte” geweckt. Grundsätzlich wäre nämlich davon auszugehen gewesen, dass – sollte der “Lockdown für Ungeimpfte” wirken – die Menschen in Bezirken mit geringerer Durchimpfung ihre Kontakte stärker reduzieren als die Bevölkerung in Bezirken mit höherer Durchimpfung.

Tatsächlich zeigten die Handydaten zwar eine Reduktion des Bewegungsradius der Einwohner. Allerdings hing das Ausmaß der Reduktion weniger von der Durchimpfungsrate im jeweiligen Bezirk ab als von der Anzahl der Neuinfektionen. Die Autoren führten die geringere Mobilität daher auf ein gesteigertes Risikobewusstsein in Bezirken mit hohen Inzidenzen zurück und nicht auf den Lockdown für Ungeimpfte.

Bestätigt wird diese Einschätzung auch durch Ergebnisse des Austrian Corona Panel Project. Dafür befragt die Universität Wien monatlich rund 1.500 Menschen unter anderem auch zu ihrem Mobilitätsverhalten. Hier meldeten im November sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte eine deutliche Reduktion ihrer Mobilität und ihrer Sozialkontakte.

Doch schon im Jänner stieg die Zahl der von Ungeimpften gemeldeten Kontakte wieder deutlich an, obwohl der Lockdown damals nur für Geimpfte aufgehoben wurde und für Ungeimpfte zumindest formell weiter Einschränkungen galten. “Unsere Zahlen sprechen sogar eher dafür, dass Geimpfte, obwohl sie von den verschärften Regeln selbst nicht betroffen waren, ihre Kontakte stärker einschränkten als Ungeimpfte”, hieß es Ende Februar in einem Blogpost des Projekts. In Summe meldeten Ungeimpfte im Lockdown eine deutlich höhere Mobilität als Geimpfte.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

11 Kommentare

  1. Wir werden dann demnächst wissen, was der Verfassungsgerichtshof in Österreich noch wert ist, ob er der Verfassung verpflichtet ist oder ob er der Regierung Freibriefe ausstellt wie das in Deutschland geschehen ist. Lässt sich der Verfassungsgerichtshof vor den Karren der Herrschenden spannen, ist es um die Zukunft der Demokratie schlecht bestellt. Es ist eine Bewährungsprobe.

  2. Bewegungsdaten von Handy’s sind leicht auszuwerten, aber wie erkennt man daran Geimpft oder Ungeimpft – das macht mir ernsthaft Sorgen…. 😖

  3. Spazieren gehen und Wandern waren ja nicht verboten und sind ausgezeichnete Möglichkeiten, das von Medien, Politik und Ärztekammer geleugnete Immunsystem zu stärken. Das Vertrauen in selbiges dürfte wohl auch mit der Entscheidung zusammen hängen, an diesem Experiment teilzunehmen – mal abgesehen von den artigen Schnitzelessern.

    • “…das von Medien, Politik und Ärztekammer geleugnete Immunsystem…”
      Du hast wirklich schwer einen an der Waffel.

  4. “Besonders wirksam dürfte die am 15. November des Vorjahres in Kraft getretene Maßnahme aber jedenfalls nicht gewesen sein”
    Darum ging es ja auch nicht. Man wollte ja nur “die Zügel anziehen” für diesen widerspenstigen Pöbel….

  5. Wahrscheinlich die Geimpften in Homeoffice und die Ungeimpften mussten in die Arbeit gehen. war auch Arbeiten im LD was solls hat sowieso nichts gebraucht außer das unser Staatschulden ins Unermäßliche gestiegen sind

    • Es ist irgendwie lustig, Deine schwachsinnigen Posts zu lesen.
      Wann denkst Du Dir das alles aus?
      In der Warteschlange beim AMS?

      • Ungeimpfte musste tatsächlich zur Arbeit fahren, daraus zu abzuleiten, dass sie sich nicht an den LD gehalten haben, ist etwas skurril, meiner Meinung nach.
        Noch dazu verstehe ich Laie nicht, wie das mit den Handydaten funktioniert. Ist das mit dem Datenschutz vereinbar, oder gilt der nur bei Daten der ÖVP?

        • Zu den Handydaten kann ich weiterhelfen. Es werden sgn. Bewegungsdaten ausgewertet, d.h. wenn sich ein Handy durch Österreich bewegt wird es von Mast zu Mast (Funkzelle) weitergereicht. Bleibt ein Handy 24h innerhalb einer Zelle, wird keine Bewegung angenommen (Obwohl der Besitzer vielleicht mit dem Handy der Frau oder ganz ohne Handy herumfuhr). Es handelt sich bei solchen Bewegungsdatenauswertungen um statistische anonymisierte Daten auf Basis von Sim-Karten. Warum ist wohl in jedem neuen Auto dank EU eine Sim eingebaut? – Nur für Notfälle – ja eh. Aber soweit sind die Rechenzentren noch nicht um jeden einzelnen tracken zu können (also immer in Echtzeit) – in 10 Jahren wird das kein Thema mehr sein (ID-Ausrtia ist auch ein Teil des geplanten Bürgertrackings)

          • Handydaten sind sehr unzuverlässig und haben m. E. keine Aussagekraft bezüglich einer möglichen Virenverbreitung. Mal angenommen, in einem Gemeindebau mit Lift sind viele gleichzeitig im Ungeimpften-Lockdown. Dann bewegen sich die Handys nicht. Dennoch können solche Situationen gerade zu vermehrten Kontakten innerhalb des Hauses führen, da ja viel mehr Personen da sind, die Zahl der gleichzeitig den Lift benützenden Personen wird höher sein als sonst, das Treppenhaus wird mehr frequentiert etc. Es finden de facto mehr Kontakte statt, obwohl das Handy etwas anderes zeigt. Hendrik Streeck hat auf das aufmerksam gemacht, gerade in beengten Wohnverhältnissen führen Lockdowns zu intensiveren und vermehrten Kontakten und zu mehr Ansteckungen, das wurde nach Streeck überhaupt nicht beachtet.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Benkos Luxusvilla in Italien

Denn: ZackZack bist auch DU!