Montag, April 29, 2024

Waldbrände: Trockenperioden immer intensiver und länger

Waldbrände

Seit Wochen ist es außergewöhnlich trocken. Im März hat es in Österreichs Wäldern bereits 38-mal gebrannt. Daten der vergangenen Jahre zeigen, dass frühjährliche Trockenperioden wohl oder übel zur Gewohnheit werden.

Wien, 23. März 2022 | Im März hat es laut Waldbranddatenbank der Universität für Bodenkultur (BOKU) bisher 38-mal in Österreichs Wäldern gebrannt, zuletzt am Montag im Bezirk Lilienfeld. Alle Brände wurden von Menschen verursacht, aber mitverantwortlich ist die anhaltende Trockenheit. Im Vergleichszeitraum 2021 gab es nur neun Brände.

Schon das Frühjahr 2021 war ungewöhnlich trocken, erzählt Klimaforscher Rainer Kaltenberger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ZackZack. Die Daten deuten laut Kaltenberger darauf hin, dass Frühjahrstrockenheit immer häufiger werde und dass Trockenperioden intensiver und länger auftreten würden. Ein trockener Frühling begünstige wiederum einen trockenen Sommer, weil von vornherein weniger Feuchtigkeit da sei, die verdunsten und als Regen wieder zu Boden fallen könne. Und auch, wenn der Anblick der ersten Blüten nach dem Winter gut tut: Je früher die Pflanzen austrieben, erklären Kaltenberger und sein Kollege Klaus Haslinger, desto mehr Feuchtigkeit würden sie auch verdunsten, wodurch dem Boden wiederum Feuchtigkeit entzogen werde.

Trockenperioden immer öfter im Frühjahr und Herbst

Klaus Haslinger, der an der ZAMG zu Trockenheit forscht, sagt gegenüber ZackZack, die derzeitige Frühjahrsdürre sei im Rückblick auf die vergangenen 160 Jahre außergewöhnlich.

Im Klimamonitoring der ZAMG ist farblich dargestellt, inwieweit die Niederschlagsmenge in einem Monat von jener der Jahre 1981 bis 2010 abweicht. Das Spektrum reicht in einem Farbverlauf von null Prozent Niederschlag – dunkelrot – bis zu über 300 Prozent – dunkelblau. Seit September hat es im langjährigen Vergleich eher weniger als mehr geregnet oder geschneit. In der Grafik für März ist fast ganz Österreich dunkelrot eingefärbt. Und noch immer kündigt sich kein nachhaltiger Niederschlag an.

Kontrollierte Waldbrände könnten nötig werden

Damit Wälder brennen, braucht es grundsätzlich ausreichend trockenes Brennmaterial – abhängig von Luftfeuchtigkeit, Niederschlag, Temperatur und Windverhältnissen – und einen Auslöser, also Hitze. Zusammen mit Sauerstoff bilden sie das Verbrennungsdreieck. Speziell Süd-Hänge sind anfällig für Waldbrände, weil sie im Frühling besonders früh schneefrei und dadurch trockener sind.

Laut Georg Gratzer, Professor am Institut für Waldökologie, könnte es in Zukunft auch in Österreich nötig sein, kontrollierte Waldbrände zu starten. Damit könnte verhindert werden, dass zu viel Brennmaterial in den Wäldern liegt und es dann zu großen, schwer kontrollierbaren Waldbränden kommt. Es gibt Gebiete, in denen es nach einem Brand sehr lange dauert, bis sich der Wald regeneriert, etwa in den Kalkalpen an steilen Hängen. Brenne es dort, könne laut Gratzer viel Boden verloren gehen.

Auswirkung der Klimakrise

Die aktuelle Dürre sei ein Anzeichen der Klimakrise, sagt Gratzer gegenüber ZackZack, und mit Blick in die Zukunft: „Da werden wir uns noch schön wundern, was da auf uns zukommt.“ Rainer Kaltenberger, Experte für Gewitter der ZAMG, bestätigt im Gespräch mit ZackZack, dass wir in der Zukunft mit immer mehr Trockenperioden rechnen können, auch im Frühling – unterstützt durch den Klimawandel.

Es sei davon auszugehen, dass diese immer intensiver und länger werden, so Kaltenberger, und: „Das ist natürlich für die Vegetation und für die Landwirtschaft generell nicht sehr förderlich.“ Gratzer und Kollegen sind am Freitag daher wieder beim Klimastreik von Fridays for Future, um einmal mehr auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam zu machen.

Waldbrände meist menschengemacht

Waldbrände kommen in Österreich immer wieder natürlich vor, meist ausgelöst durch Blitzeinschläge. Aber 89 Prozent der Waldbrände seit Jänner 2021 wurden laut Waldbranddatenbank durch Menschen verursacht, etwa durch Funkenflug bei Lagerfeuern oder weggeworfene Zigarettenstummel. Deswegen werden bei Trockenheit besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen.

Wer derzeit in Niederösterreich im Wald beim Rauchen oder Feuer machen erwischt wird, muss bis zu 7.270 Euro Strafe zahlen. Übrigens: Glassplitter als Ursache von Waldbränden werden laut Gratzer überschätzt. Versuche hätten ergeben, dass extrem viele Faktoren zusammenspielen müssten, damit Glassplitter ein Feuer auslösen.

(pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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