Mittwoch, Mai 1, 2024

»Abschaum« – Shitstorm für Attensam-Chef nach Arbeitslosen-Sager

»Abschaum«

Oliver Attensam, der Chef des gleichnamigen Winterservice-Unternehmens, hat mit einer Aussage über Jobsuchende in einem “Standard”-Interview für Aufregung gesorgt. Beim Thema Lohnerhöhungen bezeichnete er diese als “Abschaum”.

Wien, 19. April 2022 | Die Firma Attensam ist österreichischer Marktführer für Hausbetreuung und Winterservice. Der “Standard” bat den Chef des nach der Familie benannten Unternehmens, Oliver Attensam, zum Interview, um mit ihm über sein Geschäft und seine Mitarbeiter zu sprechen. Dabei kam dem 51-Jährigen ein Sager aus, der ihm heftige Kritik einbrachte.

“Können nicht den Abschaum, der überbleibt, als Mitarbeiter bekommen”

Sein Unternehmen sei gut durch die Corona-Krise gekommen, wie Attensam sagt. Auch auf die Kurzarbeit hat er verzichtet. Auch wenn mittlerweile weniger Schnee als früher fällt, seien etwa jedes Jahr 1.000-1.500 Mitarbeiter in der Schneeräumung – einer Kernaufgabe des Unternehmens – involviert. Der Geschäftsmann sprach unter anderem über die Herausforderungen, die auf ihn und seine Belegschaft jedes Jahr bei Wintereinbruch zukommen.

Zuverlässige Mitarbeiter seien ihm aufgrund des “Riesenzirkus”, so bezeichnet Attensam den jährlichen Logistikaufwand in seiner Firma, besonders wichtig. Doch die Branche zählt zum Niedriglohnsektor. Wie er seine Mitarbeiter immer wieder anspornt, frage er sich selbst manchmal: “Manchmal bewundere ich die Leute, die im wahrsten Sinne des Wortes in den Gatsch springen.” Dass seine Mitarbeiter, die in der Schneeräumung und Reinigung täglich harte körperliche Arbeit verrichten, besser verdienen könnten, ist auch dem Chef bewusst, der sich im Interview als Befürworter “höchstmöglicher Lohnerhöhungen” ausspricht. Man müsse “von ganz unten weg, höher hinauf”, so seine Devise: “Wenn wir alle teurer werden, kann der Kunde nicht einen Billigen nehmen.”

Dann folgt die Aussage, die wohl vielen beim Lesen sauer aufstößt: “Wir können nicht den Abschaum, der überbleibt, als Mitarbeiter bekommen, sondern wir müssen schauen, dass wir gute Leute haben. Gut bezahlen, lang halten.”

Netz empört über “menschenverachtende” Aussage

Der Sager Attensams sorgte prompt für einen Shitstorm im Netz. Arbeitsuchende als Abschaum zu bezeichnen sei “menschenverachtend” und “diskriminierend”. Die Grüne Ex-Vizebürgermeisterin Birgit Hebein verfasste gar einen Brief an die Firma. In diesem geht sie mit dem Chef hart ins Gericht. Herr Attensam, der sich seinen Wohlstand “durch genau jene Arbeitskräfte in einem Niedriglohnsektor verdient”, beschmipfe jetzt auf “eine beschämende, herabwürdigende weise genau diese Menschen”, heißt es darin unter anderem.

Attensam entschuldigte sich für den Ausdruck “Abschaum”

Am Dienstag entschuldigte sich Oliver Attensam gegenüber dem “Standard” für die Verwendung des Begriffs “Abschaum”. Dieses Wording spiegele in keiner Weise seine Einstellung gegenüber Mitarbeitenden und Arbeitssuchenden wider. Die Wortwahl sollte vielmehr die geringe Wertschätzung, die leider teilweise gegenüber der Reinigungsbranche besteht, aufzeigen – leider sei daraus genau das Gegenteil von dem, was Oliver Attensam ausdrücken wollte, entstanden, heißt es in einer nachträglich hinzugefügten Ergänzung am Ende des Interviews.

(mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

29 Kommentare

  1. wenn wir alle teurer werden, kann der Kunde nicht den billigsten nehmen. Und der Attensam unterbietet Firmen die schon länger für Hausverwaltungen tätig sind und gute Arbeit abliefern schamlos. Hauptsache den Konkurrenten ausbooten, schlampig arbeiten und das Personal mit dem Mindestlohn abspeisen und zum Teil nicht einmal anmelden. Der “Schneeräumer” der vor Jahren im Prater einen Fussgänger getötet hat war “Schwarzarbeiter”. Es gilt natürlich wie üblich die Unschuldsvermutung.

  2. Mein Gott, er hat nicht Arbeitsuchende als Abschaum bezeichnet sondern nur die die übrigbleiben nachdem alle, die mehr Geld von anderen Firmen geboten bekommen, weg sind. Also im Grunde der Bodensatz der Arbeitslosen, ohne Ausbildung, ohne Erfahrung, ohne Kenntnisse, ohne Hoffnung. Finde die Bezeichungn nicht wirklich so abwertend.

  3. Geil wie hier alle dem woke virus erliegen.
    Ab Schaum – ist das was man vom Bier runter streicht. Und so ist es auch gemeint von dem Typen.

    Ist einfach was am Arbeitsmarkt ab gestrichen wird und ihm dann quasi zu fällt!

  4. Am besten bringt es ein Deutscher Kabarettist auf den •

    ‘Wir alle haben es zugelassen, dass der Arbeitslose in dieser kapitalistischen Religion zu einem stabilen Feindbild verkommen konnte.’

    Je mehr wir diesen Gedanken Raum gewähren und teilen, umso leichter machen wir es denen die eh schon alles haben und deshalb diese Ressentiments als eine Art Nebelgranate/Ablenkungsmanöver kreieren, um sich die Taschen noch mehr vollstopfen können.

    • Ist wie mit den Erntehelfern …
      Ned der ‘Grüne Daumen’ ist von so erheblicher Bedeutung, sondern dassd ned aufmuckst (und da tun sich die Gastarbeiter nun mal schwerer als die Einheimischen) ist da von besonderer Bedeutung …

  5. Attensam verbinde ich fix an Häusern verankerten Schneestecken bei 15 Grad.
    Wir zwicken diese Verankerungen immer ab, da Blinde darüber stolpern wenn jemand sich einen Scherz macht und die Stecken quer stellt.
    Jugendliche verwenden die Stecken oft als Wurfgeschosse.
    Den Sinn dieser fixierten Schneestange habe ich noch nicht verstanden.
    Vielleicht kann Herr Attensam das erklären?

    • Schon mal was von Dach Lawinen gehört? Und dass man die Stangen dann nicht alle gleichzeitig aufstellen kann, wenn’s soweit ist!

      • Und schon gehört oder gelesen, daß diese Schneestangen nur bis zur schnellstmöglichen Beseitigung dieser Dachlawinen aufgestellt werden dürfen und danach unverzüglich entfernt werden müssen. Und auch vor keiner Haftung befreien.

    • Kiwara sind ja Tiere – heute wieder so ein Tier gefühlt.
      Und viele der Bürger hier sind Pöbel.

      Da sagt ein övp ler mal,die Wahrheit dreht man ihm einen Strick

  6. 1. Wie kommt einer auf die Idee so ein Wort in diesem Zusammenhang zu gebrauchen? 2. Wo ist die Querverbindung zur ÖVP?

  7. Möglicherweise hat der Hr. Attensam von sich selbst und seiner Firma gesprochen. Diese Firma unterbietet andere Firmen, die schon lange für verschiedene Hausverwaltungen arbeiten, schamlos, treten bei Seminaren für Hausverwalter als Sponsor auf und zeigen sich bei Vertragsabschlüssen laut Erzählungen und Gerüchten den Verwaltern gegenüber sehr spendabel. Aber es gilt wie üblich die Unschuldsvermutung.

  8. Wenn man ehrlich ist, so weiß man eh was er gemeint hat.
    Nicht seine Arbeiter waren gemeint, sondern jene Leute, die arbeitsscheu sind und Geld ohne Leistung beziehen. Und ich nehme da niemand aus – auch nicht die nicht geschäftsführenden Stadträte, die es da und dort geben soll.

    • So ist es – er sprach vorwiegend von Journalisten und Politikern. Drum natürlich auch gleich Alarm rot bei Zack und standard!

  9. Der Abschaum der überbleibt …
    … den will niemand!
    Das Arbeitsamt nicht, die äußerst wählerischen Firmen nicht – und jene die zu ramponiert sind fürs Barabern, von denen will weder die Pensions- noch die gesunde Krankenkassa was wissen …

    • Meiner Meinung nach ist sehr viel von diesem ” Abschaum” bei uns in der Regierung und zum Teil in der sogenannten Opposition.

      • Doch den Gstalten der Regierung und Opposition widerfährt trotzdem viel eher die Ästimation …
        Die Pülcher führn si auf, und die Gnackwatschn kassiern die ‘Schmarotzer’, ‘Tachinierer’ und ‘Simulanten’.

  10. Es geht nicht darum was er sagte, sondern um das, was er meinte. Aber für unsere dauerempörte politisch überkorrekte Gesellschaft ist so ein verbaler Ausrutscher natürlich das gefundene Fressen. Sofort sanktionieren, gesellschaftlich ausgrenzen, die Firma zerschlagen – und im nächsten Jahr beschäftigen wir halt ….

    Was er wohl tatsächlich meinte ist – if you pay peanuts, you will get monkeys. Er hat sich eigentlich gegen das der Migration geschuldete Lohndumping ausgesprochen.

    Mir ist eine ehrliche unkorrekte Aussage noch tausend Mal lieber, als das velogene Geschwätz der der Hybris verfallenen Politisch Korrekten.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Weiss in Dubai

Denn: ZackZack bist auch DU!