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Trauer um Aktionskünstler Hermann Nitsch

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Der Maler, Aktionskünstler, Schriftsteller, Bühnenbildner und Komponist Hermann Nitsch ist tot. Er provozierte mit seinem Werk und war der Meinung, dass Kunst für alle da ist. 

Mistelbach, 19. April 2022 | Hermann Nitsch, einer der bekanntesten Gegenwartskünstler Österreichs, ist am Montagabend nach schwerer Krankheit im Alter von 83-Jahren gestorben. Er sei “sehr friedlich” eingeschlafen, so seine Frau Rita Nitsch gegenüber der APA. Seine Schüttbilder, bei denen auch Tierblut und Kadaver verwendet wurden, polarisierten stark. Zu seinem Werk sagte er im Jahr 2018: “Es war sehr ereignisreich, irgendwie sehr turbulent. Ich habe viel Freude erfahren mit meiner Arbeit, auch viel Anerkennung gefunden, wurde aber leider auch sehr angefeindet. Es ist auch vielen meiner Kollegen so gegangen.”

Am 29. August 1938 in Wien geboren, besuchte er die Grafische Lehr- und Versuchsanstalt. Bereits seine ersten Arbeiten zeugten vom Interesse an religiösen Themen, mit denen er sich Zeit seines Lebens beschäftigen sollte. Der Mitbegründer des Wiener Aktionismus entwickelte eine eigenständige Kunstpraxis, das Orgien Mysterien Theater, bei dem er Text, Musik, Malerei und Performance gesamthaft verknüpfte. Höhepunkt war das 1998 auf Schloss Prinzendorf umgesetzte 6-Tage-Spiel. Das Schloss war von ihm 1971 angekauft und restauriert worden und wurde zum wichtigsten Wohn- und Schaffensort des Künstlers, zum Aufführungsort und zur Pilgerstätte seiner Fans.

2007 wurde das “Hermann Nitsch Museum” in Mistelbach eröffnet, wo der Maler, Aktionskünstler, Schriftsteller, Bühnenbildner und Komponist in wechselnden Ausstellungen umfassend gewürdigt wird, im Jahr darauf das Museo Nitsch in Neapel. 2021 erfüllte sich mit einem Engagement bei den Bayreuther Festspielen ein Lebenstraum: Auf offener Bühne gestaltete er eine halbszenische “Walküre”-Aufführung. Am Donnerstag (21. April) wird in Venedig eine Ausstellung zu seiner 20. Malaktion 1987 eröffnet.

Beileidsbekundungen aus der Politik

Reaktionen auf seinen Tod gibt es quer durch die politische Bank Österreichs: von Bundespräsident Alexander van der Bellen und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) über Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Wien-Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sowie diverse Kultursprecher.

“Er war eine schillernde, zuweilen auch polarisierende und umstrittene, aber immer spannende Künstlerpersönlichkeit von weltweiter Bedeutung.”, heißt es etwa von Mikl-Leitner in einer Aussendung. NEOS-Kultursprecherin Julia Seidl schrieb: „Ich habe Nitsch durch seine Arbeiten immer als einen durch und durch mutigen Menschen wahrgenommen. Ein Künstler, der sich von nichts und niemandem abbringen ließ, mit seinen Arbeiten die Menschen emotional zu berühren und aufzuwühlen, zu begeistern und zu provozieren und damit zum Nachdenken anzuregen.”

(apa/sm)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Stefanie Marek

    Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.

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