Montag, März 24, 2025

»Kurier« und der »Regierungsstratege«: Bei Eierschwammerl und Tafelspitz »konnten die Fakten nicht mithalten«

»Kurier« und der »Regierungsstratege«:

Ein “Kurier”-Bericht über Spitalszahlen erzürnte die Stadt Wien. Der Artikel, der auf einer flapsigen Wortmeldung bei „Eierschwammerl und Tafelspitz“ basierte, konnte „nicht ganz mit den Fakten mithalten“, wie die Tageszeitung kurz danach selbst einräumte.

Wien, 29. Juli 2022 | Am Donnerstag gab es helle Aufregung bei der Stadt Wien. In einem „Kurier“-Bericht in der Print-Ausgabe war der Bundeshauptstadt vorgeworfen worden, ihre Spitalszahlen nicht einzumelden.

Zudem hatte man Wien unter Berufung auf einen nicht näher genannten „Regierungsstrategen“ an den Kopf geworfen, die Stadt wolle kaschieren, dass viele Patienten nicht wegen, sondern mit Corona-Infektion im Spital lägen. Dazu habe die Regierung Grundwehrdiener in die Wiener Spitäler schicken müssen, um die Belagszahlen zu erheben – so der Vorwurf des Bundesregierungsstrategen im „Kurier“.

Hacker: „Lüge“

Zweifel an der Geschichte des „Kurier“ wurden schnell laut. Ein Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) kommentierte die Meldung und sagte, dass es sich hierbei um eine „Lüge“ handle. Wer dies behaupte, solle „entweder den Wahrheitsbeweis antreten oder bitte einfach schweigen.“ Auch der Sprecher des Bundesheeres betonte, er höre davon zum ersten Mal, und „ich kann mir das schwer vorstellen.“

“Zwischen Eierschwammerl und Tafelspitz” entstehen Geschichten

Am Donnerstagabend ruderte der „Kurier“ in einem – hinter der Paywall platzierten – Artikel mit den aufgestellten Behauptungen des angeblichen Regierungsstrategen, bei dem es sich nun plötzlich um ein „Regierungsmitglied“ handelte, zurück. Die Veröffentlichung des Artikels habe zu einem „Shitstorm“ geführt. Ein „flapsiger Sager“ beim Sommerministerrat am Mittwoch „zwischen Eierschwammerl und Tafelspitz“ sei Ausgangspunkt der Geschichte gewesen.

„In Hörweite des Kanzlers hatte ein Regierungsmitglied gegen Wiens Pandemie-Politik und den ‘Wiener Weg’ vom Leder gezogen; und das gipfelte in der Aussage, man habe als Bund sogar Grundwehrdiener in die Spitäler schicken müssen, um die Belagszahlen zu erheben“, so der „Kurier“.

„Kurier“: „Nicht ganz mit den Fakten mithalten“

Die Tageszeitung gestand dann ein: „Tatsächlich konnte die unüberhörbare Emotion nicht ganz mit den Fakten mithalten.“ Verteidigungs- und Gesundheitsministerium dementierten nach Erscheinen des Artikels, dass sich dieser Vorgang so zugetragen habe. Grundwehrdiener wurden nie in Wiens Spitäler geschickt, um die Belegzahlen zu erheben. Es hätte zu einem Assistenzeinsatz allerdings Pläne gegeben. Diese wurden wieder verworfen, hieß es.

Das Büro des Wiener Gesundheitsstadtrates Hacker sagt gegenüber ZackZack, dass man vom „Kurier“ vor Erscheinen der Vorwürfe des „Regierungsstrategen“ nicht mit diesen konfrontiert wurde. Man betont allerdings auch, dass man Verständnis für den „Kurier“-Journalisten habe, „weil niemand auf die Idee kommen kann, dass jemand im engsten Umfeld der Bundesregierung so dreist lügt.“

Für die Tageszeitung „ändert (sich Anm.) freilich nichts an der politischen Relevanz der Äußerung“, wie sie in ihrem Artikel schreibt. Zwischen Bundesregierung und Stadt Wien kriselt es. Vielleicht auch wegen vorschneller Artikel.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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