Samstag, April 27, 2024

Despoten unter sich: Putin empfängt Erdoğan in Sotschi

Gespräche über Syrien und Ukraine

Der türkische Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und der russische Präsident Wladimir Putin treffen sich in Sotschi. Auf der Tagesordnung sollen vor allem Syrien und Ukraine stehen.

Wien, 5. August 2022 | Am Freitagnachmittag kommt es zum zweiten Treffen innerhalb eines Monats zwischen dem russischen und dem türkischen Regierungschef. Dem Kreml zufolge verhandeln Erdoğan und Putin im russischen Sotschi am Schwarzen Meer über mögliche Verkäufe von Bayraktar-Drohnen des NATO-Mitglieds Türkei an Russland.

Türkische Quellen bestätigten das vorerst nicht. Aus dem türkischen Kommunikationsministerium hieß es vorerst vage, es würde um aktuelle regionale und globale Fragen gehen. Das Gespräch soll um 14 Uhr beginnen. Eine Pressekonferenz ist vorerst nicht geplant, wie es von beiden Seiten hieß.

Mögliche Drohnenlieferungen und Offensive in Syrien

Nach Einschätzung von Experten werde es in den Gesprächen neben dem Krieg in der Ukraine vor allem um die türkischen Pläne zu einer neuen Offensive in Nordsyrien gehen. Russland ebenso wie der Iran, beide Akteure im syrischen Bürgerkrieg, hatten der Türkei von einem solchen Schritt abgeraten. Die Türkei hält bereits Gebiete in Nordsyrien besetzt und begründet eine erneute Offensive mit “terroristischer Bedrohung” von Seiten der syrischen Kurdenmiliz YPG, die Ankara als Terrororganisation ansieht.

Die Türkei hat sowohl zu Russland als auch zur Ukraine enge Beziehungen. Einerseits soll die Ukraine mit jenen türkischen Bayraktar-Drohnen beliefert worden sein, andererseits hat Erdoğan kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine Waffengeschäfte mit Russland nicht ausgeschlossen. Putin habe vorgeschlagen, gemeinsam mit der Türkei an den Drohnen des Unternehmens Baykar zu arbeiten, sagte Erdogan nach Angaben des Senders CNN Türk. Eine entsprechende Fabrik könne in den Vereinigten Arabischen Emiraten gegründet werden.

Fragwürdige Vermittlerrolle

Die Türkei hatte sich zuletzt als Vermittler in den Verhandlungen um sichere Routen für Getreidelieferungen aus der Ukraine profiliert. In Kooperation mit den Vereinten Nationen wurden Vereinbarungen zwischen den beiden Kriegsparteien Ukraine und Russland getroffen, um Getreidelieferungen wieder aufnehmen zu können. Die Ausfuhr von Getreide wurde bis dahin von Russland monatelang blockiert, was zu einer weltweiten Lebensmittelkrise geführt hatte. Insbesondere arme Länder, die von den Importen abhängig sind, hatten darunter schwer zu leiden.

Mittlerweile hat am Montag das erste Frachtschiff mit Getreide seit Kriegsbeginn den Hafen in Odessa über Istanbul in den Libanon verlassen. Ein Koordinierungszentrum mit Vertretern aus allen Parteien soll in Istanbul sicherstellen, dass sich auf dem Schiff keine Waffen befinden. Heute, Freitag, sollen laut dem türkischen Verteidigungsminister Hulusi Akar drei weitere Schiffe in See gestochen sein.

(nb/apa)

Titelbild:  Mustafa Kamaci /AFP/picturedesk.com

Nura Wagner
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10 Kommentare

  1. Muss als Präsident niederschmetternd sein, wenn man in seiner Phantasie davon träumt die Sowjetunion wiederherzustellen, Europa zu erobern, in Lettland einzumarschieren, aber die Expansionsträume dann vor Weltmetropolen wie Slowjansk oder Tschernihi bitter scheitern.

  2. Gerade in Zib1. Es geht um Waffen. Der Sultan pfeift auf die Nato und die Sanktionen. Er will dem irren Zar Waffen verkaufen, für die Erlaubniss in Syrien weiter Kurden zu ermorden.

  3. Demokratie ist ein Luxusprodukt, dass einen dauerhaften Frieden nach aussen, den sozialen Frieden nach innen und als Basis dafür einen allgemeinen Wohlstand voraussetzt. Warum nur wird das Bundesheer undemokratisch geführt? Eben weil es ein Kriseninstrument ist. Und Krisenländer werden fast ausschliesslich autokratisch geführt. Und wenn wir so weitermachen, werden wir, die EU, auch bald ein Krisenland. Die von Brüssel ausgehende abnehmende Demokratie ist bereits zu spüren.

  4. Orban ist momentan bei “The Donald” und führt den lechzenden Amerikanern vor, wie schön und befreiend es doch ist, in einem totalitären Regime sein Denkvermögen ad acta legen zu dürfen. Auch eine Form von Freiheit….

  5. Nicht nur Wände, sondern auch die von Russland an die Türkei gelieferten S400 Systeme haben Ohren.

    • Das Geld das der Sultan braucht hat Putin aber auch nicht. Vielleicht schickt der ja ein par Care Pakete in die Türkei.

      • Alleine mit dem Handelsüberschuss mit D über ca. 70 Mrd. seit Sanktionsbeginn kann er sich aber ganz schön viele Spielsachen kaufen. Die EU ist so blöd und finanziert die ganzen Rüstungsgeschäfte.

        • Wer kauft was? Die Türkei hat eine Inflation von 80% . Sie leidet genauso unter den unterbrochenen Lieferketten und hohen Energiepreisen.

      • Putin hat Geld, keine Sorge. Die habens schon genug auf der ” Seite”.
        Nur kaufen könnens nicht viel damit, ausser der Sultan nimmt russisches Geld und pfeift auf die Sanktionen.
        Xsindel unter sich…..

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