Freitag, April 26, 2024

Japan: Behörde will Jugend zum Saufen bringen

Die japanische Wirtschaft leidet unter einer zu nüchternen Jugend, jedenfalls wenn es nach der dortigen Steuerbehörde geht. Eine ungewöhnliche Kampagne, die von der Regierung gefördert wird, soll das nun ändern.

Wien, 18. August | Dass ein unzureichender Alkoholkonsum unter Jugendlichen sich zu einem wirtschaftlichen Problem entpuppen könnte, ist hierzulande weniger unvorstellbar, aber in Japan tatsächlich Realität. Dagegen will die japanische Steuerbehörde mit einer Kampagne vorgehen, wie die “Japan Times” berichtet. Die Kampagne soll der Jugend den Alkoholkonsum schmackhaft machen, heißt es, um im weiteren Verlauf die Wirtschaft anzukurbeln.

Einfluss alternder Bevölkerung und Corona

Ein Generationenwechsel, demografische Veränderungen und die Corona-Pandemie haben in der japanischen Bevölkerung zu einer deutlichen Abnahme des Alkoholkonsums geführt. Die jüngere Generation trinkt im Vergleich zu den Generationen zuvor wie in vielen Teilen der Welt merklich weniger. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrug der jährliche Pro-Kopf-Konsum reinen Alkohols in Japan 2018 acht Liter pro Jahr.

Übrigens: In Österreich waren es im selben Jahr zwölf Liter und bei den noch trinkfesteren Tschechen 14,5 Liter. Dieser Einstellungswechsel in den Generationen hat in Japan zu einem Rückgang von Steuereinnahmen durch alkoholische Getränke geführt. Der Anteil an Steuereinnahmen durch Alkohol wurde 1980 noch mit fünf Prozent beziffert. Im Corona-Jahr 2020 ist dieser jedoch auf 1,7 Prozent gesunken. Dem japanischen Finanzamt zufolge hat die Regierung ein chronisches Haushaltsdefizit und eine Gesamtverschuldung, die mehr als dem Doppelten des Bruttoinlandsprodukts entspricht.

Man bringe den Sake!

Aus diesem Anlass hat die Steuerbehörde einen landesweiten Wettbewerb ausgeschrieben, in dem Ideen gesucht werden, Menschen zwischen 20 und 39 Jahren zum Alkoholkonsum zu ermutigen. Die unkonventionelle Kampagne „Sake Viva!“ soll den verruchten Ruf des Alkohol aufwerten und zu einer Umkehrung des Trends führen. Den Betreibern des Wettbewerbs zufolge ist sowohl die Corona-Pandemie als auch die alternde Bevölkerung und sinkende Geburtenrate für den Rückgang des Alkoholverkaufs verantwortlich. Die Teilnehmer haben noch bis September Zeit ihre Ideen einzureichen. Die besten Pläne sollen mithilfe von Experten optimiert und im November präsentiert werden.

Es handelt sich nicht um die erste Marketingmaßnahme gegen die schwindende Beliebtheit alkoholischer Getränke. Bereits am Anfang des Jahres hat die Steuerbehörde das Projekt „Enjoy Sake!“ gestartet und nach Möglichkeiten zur Förderung des Verkaufs von alkoholischen Getränken gesucht. Die Organisatoren hoffen mit dem neuen Projekt allerdings auch Pläne zur Förderung des Alkoholkonsums zuhause entwickeln zu können. Dafür soll künstliche Intelligenz und das „Metaverse“ zur Erforschung von Verkaufsmethoden genutzt werden.

Ungesunde Maßnahme

Japanische Medien sind indes gespaltener Meinung, was die Bewerbung von Suchtmitteln wie Alkohol insbesondere für Jugendliche und junge Menschen anbelangt. Laut “Financial Times” sei das japanische Gesundheitsministerium in die Organisation des Alko-Projekts nicht eingebunden worden. Man erwarte, dass ein achtsamer Umgang mit Alkohol propagiert werde, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden.

(nb)

Titelbild:  ISAAC LAWRENCE / AFP / picturedesk.com

Nura Wagner
Nura Wagner
Greift der Redaktion unter die Arme so gut sie kann, sei es mit ihren E-Mail-Beantwortungsskills oder mit ihren Russisch-Kenntnissen.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

4 Kommentare

  1. Liebe/r Redakteur/in, ich glaube da ist ein FEHLER passiert. Im ersten Satz sollte es m.M.n. nicht “unvorstellbar” sondern “vorstellbar” heißen. Bitte diesen Fehler, der vielleicht durch den Konsum von A verursacht wurde(?), beheben. Im nächsten Absatz wird ja auch der A-Konsum der Ö-Jugend gelobt. Die sitzen nicht auf dem Trockenen. Das erinnert mich an meine Jugend. Das waren schöne Zeiten in den 80ern.

    • Der Klimarat ist korrupt? Das sind “stinknormale” Bürger. Davon abgesehen ist Gewessler nicht alt.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Benkos Luxusvilla in Italien

Denn: ZackZack bist auch DU!