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LGBTIQ+-Community fehlt Affenpocken-Impfstoff

Das ist eine Unterüberschrift

Die Zahl der Affenpocken-Neuinfektionen ist in Österreich leicht angestiegen, weltweit leicht zurückgegangen. In der besonders betroffenen LGBTIQ+-Community wollen sich mehr impfen lassen, als es in Österreich an Impfstoff gibt. 

Wien, 26. August 2022| Die LGBTIQ+-Community beklagt, dass nicht ausreichend Impfstoff gegen die Affenpocken zur Verfügung steht. 4.340 Dosen des Vakzins von Imvanex/Jynneos sind bisher nach Österreich geliefert worden. Für Ann-Sophie Otte, Obfrau der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien, ist das “nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein”, wie sie auf APA-Anfrage erklärte.

In Österreich hat es bisher 253 gemeldete Affenpocken-Fälle gegeben. Davon waren am Freitag bereits 81 Erkrankte im Epidemiologischen Melderegister (EMS) als genesen gemeldet. Im Vergleich zur Vorwoche sind die Fälle laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES um 36 Erkrankte angestiegen.

Befürchtung: Viele bekommen keinen Termin

Die Aids Hilfe Wien befürchtet daher, dass etliche Interessenten keinen Impftermin zum vorsorglichen Schutz vor den Affenpocken bekommen werden. – Bisher verbreitet sich das Virus vor allem unter Männern, die Sex mit Männern haben, und zwischen 20 und 40 Jahre alt sind, also nach der Abschaffung der allgemeinen Pocken-Impfung in den frühen 1980er-Jahren geboren wurden. Bezogen auf ganz Österreich lasse sich aus Studien ein Impfbedarf für 15.000 bis 16.000 Personen bis Ende des Jahres errechnen, hielt Aids Hilfe Wien-Geschäftsführerin Brunner fest.

Die knapp 4.400 Dosen des Vakzins von Imvanex/Jynneos, die bisher in Österreich angekommen sind, dürften allerdings für 10.000 bis 15.000 Impfinteressierte – so der berechnete Bedarf laut Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) – kaum reichen. Allerdings arbeite man “mit Hochdruck an der Bereitstellung weiterer Impfdosen”, erklärte das Gesundheitsministerium am Mittwoch. Wie stark sich die Nachfrage in den weiteren Wochen entwickeln werde, konnte das Ministerium noch nicht abschätzen.

Forderung: Österreich muss eigenständig Impfdosen beschaffen

“Wir haben alleine in Wien tausende impfbereite Männer, die mit Männern schlafen”, meinte HOSI-Obfrau Otte. Für diese gebe es “schlicht weg viel zu wenig Impfstoff”. Für Otte ist daher klar: “Die einzige Lösung für dieses Problem ist, dass Österreich endlich wie beispielsweise Deutschland und Frankreich eigenständig ausreichend Impfstoff beschafft.”

Das hat zuletzt auch Gesundheitsstadtrat Hacker gefordert. Dass Männer ins Ausland, etwa nach Berlin fahren, um sich immunisieren zu lassen, sei absurd, meinte Hacker gegenüber der APA: “Ich hoffe, dass sich der Herr Gesundheitsminister (Johannes Rauch, Grüne, Anm.) rasch was einfallen lässt, wie man zu mehr Impfstoff kommt. Wir werden ihn dringend brauchen.” Die Empfehlung des Nationalen Impfgremiums (NIG) könne derzeit nicht umgesetzt werden.

Das Gesundheitsministerium versicherte am Donnerstag einmal mehr, man arbeite in Absprache mit den europäischen Behörden laufend und intensiv daran, möglichst schnell zusätzliche Impfstoff-Mengen zur Verfügung zu stellen.

Zugang zur Impfung erweitert

Dass das Gesundheitsministerium in der jüngst aktualisierten Impfempfehlung eine Pockenimpfung nun auch für Personen mit individuellem Risikoverhalten vorsieht, insbesondere für homo- und bisexuelle Männer mit wechselnden Sexualkontakten, begrüßen sowohl die HOSI Wien als auch die Aids Hilfe Wien.

Dass das Impfen “geöffnet” wird und sich nicht mehr auf postexpositionelle Prophylaxe (PEP) beschränkt, also auf Menschen, die einen engen körperlichen Kontakt zu einer nachweislich infizierten Person beschränkt hatten, sei “gut und dringend notwendig”, sagte Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien, im Gespräch mit der APA. Mit der derzeit verfügbaren Menge sei es aber “fraglich, ob viele Menschen aus den Risikogruppen an eine Impfung kommen werden und wie schnell das geht”.

Neu-Ansteckungen nach Anstieg weltweit zurückgegangen

Affenpocken sind eine in der Regel mild verlaufende Virusinfektion. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge, die meist im Gesicht beginnen und sich auf den Rest des Körpers ausbreiten. In der Vergangenheit trat die Erkrankung hauptsächlich in West- und Zentralafrika auf und nur sehr selten andernorts. Aktuell breitet sich das Virus aber besser unter Menschen aus als zuvor. Seit Mai sind weltweit Fälle bekannt geworden. Im Juli hat die Weltgesundheitsorganisation WHO wegen der raschen Ausbreitung die höchste Alarmstufe ausgerufen.

In Österreich ist in Zusammenhang mit den Affenpocken (Monkeypox, MPX) bisher noch kein lebensbedrohlicher Krankheitsfall aufgetreten. Nur in wenigen Fällen mussten Betroffene in Krankenhäusern versorgt werden, teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch auf APA-Anfrage mit.

Die WHO verzeichnet mittlerweile über 41.000 Affenpocken-Infektionen in 96 Ländern. Die meisten Fälle seien aus den USA gemeldet worden, teilte die WHO am Donnerstag mit. Zwölf Menschen seien im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Weltweit ist die Zahl der neu gemeldeten Affenpocken-Fälle in der vergangenen Woche nun aber um rund ein Fünftel zurückgegangen. In den vier Wochen davor waren die Zahlen gestiegen. Laut WHO könnten das erste Anzeichen für rückläufige Fallzahlen in Europa sein.

(apa/red)

Titelbild: ZackZack/ Christopher Glanzl

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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8 Kommentare

  1. Meiner Meinung nach liegt es nicht am fehlenden Impstoff, sondern es fehlt im Oberstübchen.

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