Freitag, April 26, 2024

Gemeinderatswahlen: SPÖ stärkste Kraft im Burgenland

Gemeinderatswahlen:

Nach den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen mit hoher Wahlbeteiligung am Sonntag im Burgenland sitzt die SPÖ dort fest im Sattel. Die ÖVP hingegen verlor an Stimmen. Der rote Landeshauptmann Hans Peter Doskozil freut sich.

Eisenstadt, 3. Oktober 2022 | Die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen im Burgenland am Sonntag haben der SPÖ starke Zugewinne und Platz 1 gebracht. Die Sozialdemokraten erreichten 48,8 Prozent der Stimmen – ein Zuwachs von 4,4 Prozent gegenüber 2017 – und halten nun mit einem Plus von 162 insgesamt 1.623 Mandate.

Die ÖVP verlor 1,96 Prozentpunkte und liegt mit 39,9 Prozent auf Platz 2. Sie verlor damit auch 64 Mandate, konnte aber in der Landeshauptstadt Eisenstadt die absolute Mehrheit verteidigen. Erst weit abgeschlagen auf Platz drei liegt die FPÖ, mit 3,5 Prozent.

SPÖ-Landesparteichef Hans Peter Doskozil sagte am Montag, seiner Meinung nach stehe der Erfolg auf mehreren Säulen. Ein wesentlicher Faktor dabei sei “Geschlossenheit”. Zudem mache man “konkrete Politik, keine Schlagzeilenpolitik”. Knapp 278.000 Personen waren wahlberechtigt, die Wahlbeteiligung betrug knapp 76 Prozent.

Andere Parteien weit abgeschlagen

Hinter SPÖ und ÖVP liegen die restlichen Parteien landesweit deutlich abgeschlagen. Die FPÖ hat gegenüber 2017 2,83 Prozent der Stimmen eingebüßt und liegt mit 3,5 Prozent der Stimmen auf Platz drei. Die Grünen haben 0,3 Prozent verloren und insgesamt 1,6 Prozent der Stimmen erhalten. NEOS dürfen sich immerhin über ein Plus von 0,1 Prozent freuen, sie liegen mit 0,4 Prozent der Stimmen aber sogar hinter der Impfgegner-Partei MFG, die aus dem Stand 0,5 Prozent der Stimmen erhielt. Nur 0,2 Prozent erreichte die Liste Klartext, hinter der der ehemalige Freiheitliche Herbert Adelmann steht.

SPÖ gewinnt Bürgermeistersessel

Auch die Bürgermeisterwahlen sind für die SPÖ rein rechnerisch gut ausgegangen: Sie haben zwar fünf Ortschef-Sessel verloren, jedoch elf gewonnen und stellen damit insgesamt 86 Bürgermeister – ein Plus von sechs Bürgermeistern.

Die ÖVP verlor elf Bürgermeisterposten, gewann aber zumindest sechs für sich und führt damit nur mehr 68 Rathäuser in burgenländischen Gemeinden – fünf weniger als zuletzt. In 13 Gemeinden ging die Bürgermeisterwahl nicht klar genug aus. Am 23. Oktober wird es Stichwahlen geben.

Eisenstadt bleibt türkis

Trotz leichter Verluste kann sich die ÖVP freuen, in der Landeshauptstadt Eisenstadt die absolute Mehrheit verteidigt zu haben. Sie erreichte mit 53,4 Stimmen um 0,9 weniger als noch 2017. Bürgermeister Thomas Steiner wurde in seinem Amt bestätigt. Dahinter liegt die SPÖ nach wie vor auf Platz zwei. Sie konnte aber immerhin 3,9 Prozent an Stimmen dazugewinnen und erreichte am Sonntag insgesamt 26 Prozent.

Absolute ÖVP-Hochburg mit 84,2 Prozent der Stimmen – 7,4 Prozent Zuwachs – ist die rund 1.200 Einwohner zählende Gemeinde Leithaprodersdorf. Das beste Ergebnis der SPÖ kam in der kleinsten Gemeinde, Tschanigraben (Bezirk Güssing), zustande: Dort trat sie als einzige Partei an und erhielt 100 Prozent der Stimmen.

Die FPÖ erreichte mit 17 Prozent in Deutsch Schützen-Eisenberg (Bezirk Oberwart) ihr bestes Ergebnis, die Grünen mit 14 Prozent in Frankenau-Unterpullendorf (Bezirk Oberpullendorf). NEOS konnte in Breitenbrunn ihr stärkstes Ergebnis einfahren mit knapp 17 Prozent, die MFG hatte in Wimpassing (beide Bezirk Eisenstadt Umgebung) am meisten Erfolg, mit knapp neun Prozent.

Von Jennersdorf bis Loipersbach: Wo sich andere durchsetzen konnten

SPÖ und ÖVP dominieren nach Sonntag weiterhin die Gemeinderäte im Burgenland. Nur vereinzelt konnten wurden andere Parteien zur stärksten Kraft. In Jennersdorf hat die Liste JES mit 49,13 Prozent die absolute Mehrheit errungen und stellt mit Reinhard Deutsch weiterhin den Bürgermeister. Die „Liste Lad Sauerbrunn“ (LIBS) hat in der gleichnamigen Gemeinde ihre absolute Mehrheit von 2017 nicht verteidigen können, ist aber immerhin mit 41,4 Prozent der Stimmen immer noch stärkste Kraft. Bürgermeister ist weiterhin Gerhard Hutter. Dieser sitzt zwar für die SPÖ im Landtag, ist auf Gemeindeebene aber für die LIBS angetreten. In Parndorf hat die „Liste Parndorf“ (LIPA) die absolute Mehrheit verteidigen können: Mit Einbußen von nur 0,2 Prozent erhielt sie 54,3 Prozent der Stimmen.

In Loipersbach hatte eine gemeinsame Liste der ÖVP und der FPÖ Erfolg: „Gemeinsam für Loipersbach“ (GFL) wurde mit 37,4 Prozent zweitstärkste Kraft hinter der SPÖ. In Ritzing (Bezirk Oberpullendorf) überholte die „Liste für Ritzing“ immerhin die ÖVP und liegt nun mit 31,1 Prozent auf Platz zwei hinter der SPÖ. Auch in Riedlingsdorf (Bezirk Oberwart) wurde die ÖVP von Platz zwei verdrängt und zwar von der „Zwiefler Liste Riedlingsdorf“ (ZLR), die 25,9 Prozent erreichte. In Jabing (Bezirk Oberwart) ist aus der ÖVP-basierten Liste PROJA die PROJ hervorgegangen, die aber mit der ÖVP nichts mehr zu tun haben will. Sie ist neben der SPÖ die einzige Alternative gewesen und auf Platz zwei gelandet.

Norbert Hofer wird Gemeinderat

Dritter Nationalratspräsident und Ex-FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer wird in seinem Heimatort Pinkafeld (Bezirk Oberwart) in den Gemeinderat einziehen. Er ist dank Vorzugsstimmen vom letzten auf den ersten Listenplatz vorgereiht worden. Er will das Mandat – eines von zweien in der Gemeinde – annehmen und schrieb auf seiner Facebook-Seite: “Ich werde das Mandat trotz meiner bundespolitischen Verpflichtungen mit viel Engagement ausüben, so wie ich es schon vor Jahren an meinem alten Wohnsitz in Eisenstadt getan hatte.“

(pma)

Titelbild: GEORGES SCHNEIDER / APA / picturedesk.com

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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6 Kommentare

  1. Doskozil führt das Land relativ ruhig, fast schon ein bisschen autokratisch, ohne die bundesüblichen Streitereien und spricht das für den Grössteil der Bevölkerung wichtige Thema Migration ohne rosarote Scheuklappen an. Da wird ihm dann auch so ein Holler wie die 1700 Euro netto Mindestlohn verziehen, wo er brutto mit netto verwechselt hat und das jetzt auf Kosten der Steuerzahler durchzieht.

  2. Na Bumm. Da schaut die Wiener Spö. 😂🤣

    Mit einer Personalrouchade an der Spö Bundesspitze würde man nun das einzig Richtige tun.

    Dass die Övp immer noch so stark ist ist etwas überraschend. Owa die Burgenländer wissen schon was Sie tun.

  3. Daran sieht man, wie verflochten die ÖVP in den Gemeinden ist. Ich würde meinen, die Metastasen sind im gesamten Bundesgebiet ordentlich gewuchert und die unzähligen Versuche diese chemisch oder operativ zu entfernen sind allesamt nicht allzu erfolgreich. Ein schönes Land, Österreich, leider sterbenskrank.

    • Gegen Metastasen wird oft die Bestrahlung eingesetzt. Aber mit ein bissl Glück kriegen wir vielleicht eh bald alle eine kostenlosr Strahlentherapie. Van der Leyen, Baerbock und andere setzen sich uneigennützig dafür ein.

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