Budget fehlt:
Bis Februar wird die Uni Wien freigewordene Stellen nicht mehr nachbesetzen. Das Personal wird dadurch schrumpfen, Rektor Sebastian Schütze sieht den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort gefährdet.
Wien, 14. Oktober 2022 | Die Universität Wien hat nach der Budgetrede des Finanzministers einen Ausschreibungsstopp bis Februar verhängt. Vorerst wird demnach Personal nicht nachbesetzt, kündigte Rektor Sebastian Schütze an. Die im Budget enthaltenen zusätzlichen 500 Millionen Euro für alle österreichischen Unis bis 2024 seien “absolut nicht ausreichend, um die erwarteten Kostensteigerungen einzufangen“.
Personaldecke wird schrumpfen
“Es geht nicht anders angesichts der Unsicherheiten”, meinte Schütze zum Ausschreibungsstopp. Es würden keine Stellen abgeschafft, Nachbesetzungen aber verzögert. Angesichts von rund 10.000 Stellen an der Uni und immer wieder nötigen Nachbesetzungen verringere das natürlich die Personaldecke. Außerdem habe man schon mit Einsparungen im Energie- und Investitionsbereich begonnen.
Halb so viel Budget wie gefordert
Aufgrund der stark steigenden Teuerung hatten die Unis zusätzlich zum eigentlich fixen Budget von 12,3 Milliarden Euro in den Jahren 2022-2024 rund 1,2 Milliarden Euro zusätzlich gefordert. Die im neuen Budget vorgesehenen Zusatzmittel von jeweils 250 Millionen Euro in den Jahren 2023 und 2024 decken nur knapp die Hälfte dieser Forderung ab.
“Das bringt auch die Universität Wien in größte Schwierigkeiten”, so der seit Anfang Oktober amtierende Rektor. “Es ist absehbar, dass es aufgrund dieser Summen in vielen Bereichen zu extremen Einschränkungen kommen wird.” Dazu komme noch die Unsicherheit, dass man den Gehaltsabschluss noch nicht verhandelt habe. Vom Budget der Uni Wien entfallen rund zwei Drittel auf Personalkosten. “Das ist ein riesiger Unsicherheitsfaktor.”
Fortschritte der vergangenen Jahre gefährdet
Aufgrund der Budgets der vergangenen Jahre habe man große Fortschritte machen können, meinte Schütze. “Wir hatten die Möglichkeit, exzellente internationale Berufungen durchzuführen.” Die nunmehrige Entwicklung sei “dramatisch, weil sie ausgerechnet zu einer Zeit kommt, wo wir sehen, dass die Investitionen der vergangenen Jahre Wirkung zeigen”. Die Uni Wien habe gerade die Schwelle von 100 ERC-Grants (Forschungsfördermittel des Europäischen Forschungsrats, Anm.) überschritten, dazu komme der Nobelpreis von Anton Zeilinger und das Aufrücken im jüngsten “Times Higher Education”-Uni-Ranking auf Platz 124.
Die nunmehrige Budgetsituation hält Schütze für eine “Gefährdung des Wissenschafts- und auch Wirtschaftsstandorts”. “Das ist das falsche Zeichen in einer Zeit, wo die Unis eigentlich Perspektiven für junge Menschen aufzeigen müssten.”
(pma/apa)
Titelbild: ZackZack/ Christopher Glanzl