Es wurde wieder geklebt: Die Klimaschutz-Gruppe “Letzte Generation” hat ihre Proteste in Wien und Graz wieder aufgenommen – mit Unterstützung von Klimaforschern. An die Bürgermeister gab es ein Angebot.
Wien, Graz | In der Bundeshauptstadt wurde am Montag der Verkehr auf der Rechten Wienzeile und am Schwarzenbergplatz von der “Letzten Generation” unterbrochen. In Graz wurde die Glacisstraße in beide Richtungen gesperrt.
Forscher unterstützen Protest
Hinter den Aktivisten der “Letzten Generation” stand auch eine Gruppe von Grazer Klimaforschern, Umweltwissenschaftlern, Naturwissenschaftlern und Ökologen auf der Straße. Sie zeigten sich solidarisch mit den Protestierenden und stellten sich der öffentlichen Diskussion: “Wir wollen ganz klar festhalten, dass die Sorgen der Klimabewegung berechtigt sind”, betonte der Grazer Nachhaltigkeitsforscher Thomas Brudermann in einer Aussendung, die ZackZack vorliegt.
Er war mit rund 40 seiner Kolleginnen und Kollegen anwesend. “In unseren wissenschaftlichen Studien sehen wir, wie zerstörerisch die Folgen für uns alle sein werden, wenn wir nicht umgehend für viel mehr Klimaschutz sorgen”, hieß es dazu von Brudermann, dem Klimaökonomen Karl Steininger und der Stadtgeografin Anke Strüver unterzeichneten Protestnote, die von 60 weiteren Forschern mitunterschreiben wurde.
Weiters betont man: “Wir sehen es daher als unsere Verantwortung als Bürger:innen, auf diese Folgen hinzuweisen, und dies auch als Wissenschafter:innen auf Einladung aller gesellschaftlichen Kräfte zu tun. Mit den Aktivist:innen der Letzten Generation sind wir dazu auch im Austausch, wie nächste Schritte einer Umsetzung und gesellschaftlichen Entscheidung hin zu deutlich mehr Klimaschutz gelingen können.”
Kritik an Nehammer-Rede
Die “Letzte Generation” reagierte am Montag zudem auf die jüngsten Aussagen von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). “Nehammer ignoriert die Wissenschaft und bezeichnet deren Erkenntnisse als Untergangsapokalypsen”, schrieb die Klimaschutz-Gruppe in einem Posting auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Der Kanzler hatte in seiner “Rede zur Zukunft der Nation” am Freitag erklärt, Fleischkonsum und Autos zu verbieten, seien keine Antworten auf die Klimakrise. “Österreich ist das Autoland schlechthin”, meinte er mit Blick auf die Branche, und “auch ich werde mich dagegen aussprechen, den Verbrennungsmotor zu verbannen”. Die Aktivistinnen und Aktivisten fordern seit langem Tempo 100 auf der Autobahn als Sofortmaßnahme für weniger CO2-Ausstoß und bessere Luft sowie ein Ende weiterer Öl- und Gasbohrungen.
Angebot an Bürgermeister
Am Montag berichteten die “Salzburger Nachrichten” zudem von einem Angebot der Aktivisten: “Wenn sich ein Bürgermeister hinter unsere Forderungen stellt, sind wir bereit, Vereinbarungen zu treffen.” Ein Vertreter der “Letzten Generation” schlug vor, dass die Aktivisten ihren Protest auf der Straße aussetzen könnten, wenn sich die Stadtchefs öffentlich zum Klimaschutz bekennen.
Die von den SN befragten Bürgermeister reagierten unterschiedlich auf dieses Angebot. Während der grüne Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi Verhandlungsbereitschaft signalisierte (“Ich stehe hinter den Protesten der ‘Letzten Generation'”), zeigte sich Salzburgs Harald Preuner (ÖVP) ablehnend: “Ich kann mit dieser Art des Protests überhaupt nichts anfangen”, sagte er. Preuners Linzer Kollege Klaus Luger (SPÖ) kann sich Verhandlungen mit den Protestierenden vorstellen, freilich unter einer Bedingung: Während der Gespräche dürften sich die Aktivistinnen und Aktivisten vier Wochen lang nicht auf Linzer Straßen festkleben, sagte Luger zu den SN.
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