Freitag, April 19, 2024

Burschenschafts-Symposium auf FH sorgt für Verärgerung

Auf der Fachhochschule Kärnten lädt am Samstag eine schlagende Burschenschaft zur 100-Jahr-Feier. Unter Studierenden sorgt das für Protest.

 

Spittal an der Drau, 10. November 2022 | „Wir sind momentan durchaus aufgebracht“, wandte sich eine Studentin der Fachhochschule Kärnten in Spittal an der Drau an ZackZack. Ein Mail an alle Studierenden der Studienbereichs-Administration Bauingenieurwesen und Architektur hatte für Verstimmungen gesorgt.

Die Fachhochschule hatte alle Studierenden zu einem Symposium, einem geselliges Trinken, für Samstag eingeladen. So weit, so normal. Nicht so normal in den Augen der aufgebrachten Studenten ist, wer genau zu diesem Symposium einlädt und was gefeiert wird.

Einladung irritiert Studenten

Denn der beigefügte Einladungstext listet die „wehrhaft pennalen Burschenschaft Gothia zu Teurnia“ als Gastgeber auf. Dort wird in altdeutscher Schrift anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Burschenschaft zum Symposium Bauingenieurwesen in das alte „Spittl“ – ein ehemaliges, für den Ort namensgebendes, Spital, das nun zur Fachhochschule gehört – geladen. Über die Einladung zeigten sich die Studenten entrüstet: “Ich dachte mir zuerst nichts bei der Einladung, wir bekommen immer wieder welche. Dann kam mir die Schrift sehr seltsam vor. Erst bei nochmaligem Lesen habe ich erkannt, was wir da erhalten haben. Ich bin schockiert.“

Unter anderem auf dem Programm stehen Vorträge zum Thema “Der Anteil von Mitgliedern der Burschenschaft an der Entwicklung des Baugeschehens in Oberkärnten”.

Die Einladung der Burschenschaft Gothia zu Teurnia

“Bevölkerungsaustausch” und “Lügenpresse”

Auf der Website des „Landesverbandes der wehrhaft pennalen Korporationen an Kärntens höheren Schulen“ wird die „Gothia zu Teurnia“ mit schwarzem Couleur (Kappe) und gelb-weiß-grünen Streifen ausgewiesen. Gleich daneben warnt ein durchgestrichener Banner vor der „Lügenpresse“. Wer auf diesen klickt, erfährt welche Medien aus Sicht der Burschenschafter in Ordnung sind: FPÖ-nahe Medien, Russia Today Deutschland sowie Medien, die groß vor der Verschwörungstheorie „Great Reset“ warnen. Auch auf der eigenen Website warnen die schlagenden Burschenschafter vor dem „staatlich gelenkten Bevölkerungsaustausch“.

FH distanziert sich von politischen Inhalten

Auf Nachfrage von ZackZack bei der Fachhochschule Kärnten, erläutert diese, dass man für das Symposium zwei Fachvorträge seitens der FH vorbereitet habe. Vier sind es insgesamt. Zu den weiteren zwei Vortägen meint man: “Wir distanzieren uns von inhaltlich politischen Themen jeder Art. Zu einer fachlichen Aufklärung sind wir aufgeschlossen, weshalb wir die Vorträge inhaltlich unabhängig ausgearbeitet haben.”

Bei den Studenten stößt die Veranstaltung jedoch weiter auf Unverständnis. So meint eine Studentin gegenüber ZackZack: „Ich kann nicht verstehen, wie eine Hochschule einer schlagenden Burschenschaft eine Bühne bieten kann. Das ist inakzeptabel.“

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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29 Kommentare

  1. Die “Verschwörungstheorie Great Reset” kann man sich als Buch kaufen, wird längst in Schulen und Einkaufszentren und sogar auf der Parlamentsseite beworben.
    Der Schreiberling “bf” scheint in seiner Blase wohl tief zu schlafen. Eine Medienreform ist tatsächlich dringend notwendig.

  2. Liebe(r) Redakteur(in) bf: Nur um sachlich zu bleiben, darf ich Ihnen mitteilen, dass es sich bei “Great Reset” niicht um eine Verschwörungstheorie handelt, sondern um den Titel eines im Jahr 2020 erschienenen Buches (Covid-19: The Great Reset) von Klaus Schwab und Thierry Malleret. Auch wenn ZZ-Schreiber*innen, wie die anderen Einheitsmedien auch, den Begriff der Verschwörungstheorie lieben, hier wird leider nichts daraus. Buchtitel sind keine Verschwörungstheorien. Nicht traurig sein.

    • Aus wikipedia: “Seitdem verwenden verschiedene Gruppen und Autoren den Ausdruck Great Reset für angebliche Weltherrschaftspläne einer mächtigen finanziellen und politischen Elite, die hinter der Pandemie stecke und diese für ihre Ziele benutze. Klaus Schwab und andere mit dem WEF verbundene Einzelpersonen werden dabei zum personifizierten Bösen stilisiert”

      Bleiben’s so lustig.

  3. Unter dem Deckmantel der Neutralität und der Sachlichkeit ist man bereit die demokratische Ordung zu kippen. Dass mit der Teilnahme mit Fachvorträgen diese Pennälerschaft durch die FH legitimiert wird, hat die FH nicht am Schrirm. Komisch. Sonst sind doch alle immer so um die Außenwirkung bedacht. Für RU einstehen ist demokratiegefährdend. Und eine FH ist den demokratischen Prinzipien verpflichtet. Das grenzt an Vaterlandsverrat. Eine Aufgabe für den Verfassungsschutz.

    • Jetzt sind schon die Säbel rasselnden Burschenschaftler verdeckte russische Agenten, nicht wahr ? Gut nur, dass man am Schmiss im Gesicht gleich erkennen kann. Wenn ich mal wieder so einen in Montur und mit Säbel sehe, rufe ich ihm nach: Hau ab, du Russenspion.

    • … vergessen wir nicht, diesen gedanklich vorgestrigen Umtrieben ggf. auch einen unverfänglich harmlos folkloristischen Anstrich zu geben, um einschlägiges Gesinnungs-Brauchtum im sozialen Lokalkolorit weiterhin “identitär” überregional netzwerkend am Blühen zu halten. (Andere Gemeinden nehmen für eine touristische Ortsbild-Visitenkarte alternativ an Blumenschmuckwettbewerben teil…)

  4. Menschen die sich für pluralistisch und weltoffen halten entrüsten sich über Menschen die ihr Kulturgut pflegen. Warum bloß halte ich die nicht für pluralistisch und weltoffen?

    • Wenn sie damit irgendwie andeuten wollen dass innerhalb der Burschenschaften Weltoffenheit zelebriert wird, muss man sich fragen was für sie Weltoffenheit darstellt. Beziehungsweise welcher Art von Welt sie offen gegenüberstehen.

    • Kulturgut? Welches genau?
      Ist es Kulturgut sich offen antisemitisch zu geben?
      Ist es Kulturgut sich als Deutscher zu fühlen und eine Wiedervereinigung anzustreben?
      Ist es Kulturgut rechts zu sein?

      • Die Geschichte beginnt nicht erst 1938. Auch die Geschichte der Burschenschaften (die mir ziemlich hinten vorbei gehen) beginnt nicht da.
        Abgesehen davon, mit diesem längst völlig verblödeten Staat Deutschland will keiner eine “Vereinigung”, das sind hauptsächlich Fantasieprodukte aus der Blase der Journaille und Antifanten. Andererseits stellt sich die Frage wieso gerade jene, die so eine (Anm: völlig absurde) “Wiedervereinigung” als abartig finden, sich nichts Schöneres wünschen als eine europäische Zentralregierung unter einer totalitären, deutschgrünen Führung.

    • Sie scheinen verwirrt zu sein. Viele Menschen pflegen ihr Kulturgut und tun nebenbei Dinge über die man sich entrüsten mag. Manche Menschen pflegen darüber hinaus “Kulturgut” über das man sich entrüsten mag. Freut mich, daß ich helfen konnte.

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