Twitter:
Elon Musk hat seine Twitter-Ära mit Entlassungen begonnen, nun könnte ein Teil des restlichen Personals “freiwillig” gehen, wie eine anonyme Erhebung zeigt.
San Francisco, 18. November 2022 | Die Turbulenzen bei Twitter gehen weiter. Elon Musk hatte von Twitter-Angestellten gefordert, „lange Arbeitszeiten mit hoher Intensität“ zu akzeptieren oder das Unternehmen mit einer Abfindung zu verlassen. Für die Entscheidung setzte er eine knappe Deadline von gerade einmal einem Tag.
Spatzen zwitschern von den Dächern, dass ein Teil der Belegschaft jetzt genug hat. Laut einer am Freitag veröffentlichten Umfrage der App „Blind“, über die sich Arbeitnehmer anonym untereinander austauschen können, wollen nun 42 Prozent der Beschäftigten Twitter den Rücken kehren. Ein weiteres Viertel bleibe, aber nur widerwillig. Musk scheint gelassen. Am Donnerstag schrieb er auf Twitter, die besten Leute würden im Unternehmen bleiben.
Kein Stein auf dem anderen
Seit der Unternehmer Musk das soziale Medium vor drei Wochen doch übernommen hat, folgt eine Aufregungsmeldung nach der anderen. Er warf zuerst die Hälfte der Twitter-Belegschaft raus und kündigte die Feuerungs-Welle davor via Mail an. Dann bat er einen Teil von den Gefeuerten, wieder zurückzukommen.
Welcoming back Ligma & Johnson! pic.twitter.com/LEhXV95Njj
— Elon Musk (@elonmusk) November 15, 2022
Dann fiel seiner Reform-Wut die Möglichkeit zum Opfer, von zu Hause aus zu arbeiten. Auch da ruderte Musk dann zurück und sagte, die Vorgesetzten müssten sichergehen, dass auch vom Homeoffice aus ein „exzellenter Beitrag“ geleistet werde.
Aus Angst vor Rache- und Sabotageakten nach den jüngsten Ereignissen ist der Bürokomplex nun aber für die Mitarbeiter geschlossen und alle Zugangskarten deaktiviert worden. Sobald feststeht, wer geht und wer bleibt, soll wieder “Normalbetrieb” herrschen.
Sorgen um Twitter-Kultur
Schon seit Anfang der Verhandlungen über Musks Twitter-Übernahme sorgten sich viele um die Kultur auf Twitter. Der selbsternannte “Absolutist der Meinungsfreiheit” will nämlich die Verhaltensregeln auf dem Kurznachrichtendienst lockern und Twitter zur “genauesten Informationsquelle” machen. Geht es nach Musk, soll Twitter die Plattform für sogenannten “Bürger-Journalismus” werden. Auch eine Rückkehr von Donald Trump auf Twitter stellte er in Aussicht. Ähnlich wie dieser stellt er klassische Medien als “Elite” dar, die “den Aufstieg von Bürger-Journalismus” verhindern wollen werde. Mainstream-Medien würden weiterhin gedeihen, ihr “Informationen-Oligopol” aber gebrochen sein.
Mainstream media will still thrive, but increased competition from citizens will cause them to be more accurate, as their oligopoly on information is disrupted
— Elon Musk (@elonmusk) November 11, 2022
Viele befürchten, dass Falschmeldungen und Verschwörungstheorien ungehindert kursieren werden können. Der blaue Haken soll künftig außerdem gegen Bezahlung erhältlich sein anstatt wie bisher nur nach einem Verifizierungsprozess durch Twitter. Auch das nährt Sorgen darüber, dass sich Internettrolle das blaue Siegel einfach kaufen und somit vertrauenswürdiger auftreten können. Am 29. November will Musk die neuen Regelungen rund um den blauen Haken präsentieren.
Politik alarmiert, User suchen Alternativen
Die Vorgänge bei Twitter lassen auch die Politik nicht kalt. US-Senatoren riefen die Verbraucherschutzbehörde FTC dazu auf, die sie zu prüfen. Musk habe die „Integrität und Sicherheit der Plattform“ untergraben.
Viele Twitter-User überlegen nun, ob sie abwandern und wie sie mit der Community in Kontakt bleiben. Der Hashtag #RIPTwitter trendet weltweit, auch in Österreich. Als Alternative wird derzeit der Nachrichtendienst “Mastodon” gehandelt, der es seit seiner Veröffentlichung 2016 schwer hatte, mit Twitter zu konkurrieren. Schon Musks Verhandlungen mit Twitter haben die Nutzerzahlen dort steigen lassen. Mit der Übernahme und vor dem Hintergrund des Reform-Wahns sind die Nutzerzahlen zuletzt besonders stark gestiegen, wie der “Mastodon User Count” zeigt.
Auch für ZackZack ist wichtig, weiterhin mit der Leserschaft in Kontakt zu bleiben. Fürs Erste wird das auch weiterhin über Twitter passieren. Wer will, kann uns aber auch bereits auf Mastodon folgen. Wir informieren Sie auch weiterhin über andere soziale Medien wie Facebook, Telegram und Instagram und natürlich durch unseren Newsletter.
(pma)
Titelbild: CONSTANZA HEVIA / AFP / picturedesk.com