Freitag, April 26, 2024

Neuer Film: Musikproduzent, Gangsta-Rapper und Goldräuber

ZackZack Türkiye hat sich Akıns neuen Kinofilm “Rheingold” angeschaut. Im Mittelpunkt steht der Deutschrapper Xatar. 

Gabriel Hartmann

Wien, 06. Dezember 2022 | Ein kommunistisch kurdisches Vertriebenenlager mitten im Hochgebirge. Plötzlich schlagen iranische Artillerieschläge ein, die Menschen rennen panisch auseinander. Eine hochschwangere Frau löst sich aus der Menge und bemerkt, dass soeben ihre Fruchtblase geplatzt ist. Sie rettet sich vor den Explosionen, alleine, in eine schützende Höhle. Während draußen die Welt unterzugehen scheint, bringt sie einsam ihr Kind auf die Welt. Nach der schwierigen Geburt trennt sie die Nabelschnur mit einem Stein ab. Ihren Sohn nennt sie Giwar.

Giwar Hajabi, besser bekannt als der Rapper „Xatar“, ist der Protagonist von Fatih Akıns neuem Film „Rheingold“. Das bewegte Leben des deutschen Gangsta-Rappers beginnt mit der Flucht seiner Eltern aus dem Iran in den Irak, wo sie verhaftet und im Gefängnis gefoltert werden. Da der Vater ein angesehener Komponist ist, kommen sie auf eine Liste wichtiger Personen und werden freigelassen. Mithilfe des Roten Kreuzes gelangen sie anschließend über Paris nach Bonn-Tannenbusch, wo Hajabi aufwächst. Der Kontrast der neuen tristen Umgebung zu seiner angesehenen, familiären Herkunft befeuert den Ehrgeiz des Jungen.

Xatar, Gefahr

Da der Vater die Familie für eine andere Frau verlässt, fühlt sich der noch jugendliche Hajabi dafür verantwortlich, seine Mutter finanziell zu unterstützen. Er beginnt an der Schule selbst gebrannte Pornofilme auf CD zu verkaufen, geht über zum Drogendealen und kommt deshalb immer wieder ins Kölner Jugendgefängnis. Nachdem er von sogenannten Stick-up-Kids, räuberische Jugendliche, überfallen und zusammengeschlagen wird, fängt er mit Kampfsport an, um sich an ihnen zu rächen. Wegen seines schnellen Lernvermögens erhält er den Spitznamen „Xatar“ – zu Deutsch „Gefahr“.

Um einem Haftbefehl zu entgehen, flieht Hajabi nach Amsterdam, wo er am Konservatorium ein Studium beginnt – finanziert durch seine Arbeit als Nachtclub-Türsteher. Als er eine Ladung flüssiges Kokain von einem Kartell verliert, beschließt er mit Freunden einen Goldtransport zu überfallen, um seine Schulden bezahlen zu können. Er wird von den Behörden gefasst. Hajabis Traum bereits im Gefängnis ist es, ein eigenes Musiklabel zu gründen und andere große Rap-Künstler wie SSIO zu produzieren.

Sehenswert

Die Hauptrolle wird brillant gespielt von Emilio Sakraya, der Hajabis Körpersprache und Tonfall meisterhaft darstellt. Der Musikauswahl für den Soundtrack ist exzellent, aber für einen Rapperfilm beinahe etwas zu spärlich. Fatih Akın ist mit „Rheingold“ ein für ihn untypischer, aber sehenswürdiger migrantischer Coming-of-Age-Film gelungen. Bei der Weltpremiere in Hamburg sagte Hajabis Mutter, die im Iran auch einst aufgrund der Kleiderverordnung verhaftet worden war, sie hoffe, dass die gegenwärtigen Proteste im Iran für die Frauen gut ausgehen werden.

Titelbild: TARA ZIEMBA / AFP / picturedesk.com

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