Alfred Gusenbauer allein reicht nicht. Jetzt hängt sich mit Georg Dornauer ein führender SPÖ-Mann als zweiter Mühlstein um den Hals des Spitzenkandidaten.
Andreas Babler will die Nationalratswahl gegen Herbert Kickl gewinnen. Dazu muss er die zwei Mühlsteine, die ihm schwer um den Hals hängen, loswerden. Auf einem steht „Gusenbauer“, auf dem anderen „Dornauer“.
Viele der Vorwürfe gegen Gusenbauer sind bekannt. Der Träger der Plakette mit der höchsten Auszeichnung der SPÖ wäre heute wohl ein Grund, dass deren Namensgeber Viktor Adler – würde er noch leben – aus der Partei austreten würde. Verglichen mit Georg Dornauer erscheint Alfred Gusenbauer trotzdem noch als aufrechter, prinzipienfester Sozialdemokrat.
Dornauer-Stil
Auf seine Art ist Dornauer ein Pionier. Mit Porsche, Jagdgewehr und Strandfotos mit knutschender Neofaschistin hebt er sich deutlich vom durchschnittlichen Parteifunktionär ab.
In Dornauers Welt entscheidet jeder, welches Auto er fährt, mit welchem Gewehr er schießt und mit welcher Faschistin er in der Badehose posiert. Parteifreunde, die sich weniger gönnen, weist er rechtzeitig auf die Gefahr hin: Nimmt man den Dornauers dieses Recht, läuft man Gefahr, sie für die Politik zu verlieren.
Solidarität mit Sobotka
In seiner Abwertung der parlamentarischen Kontrolle geht Dornauer einen großen politischen Schritt weiter. Vor wenigen Tagen hat Wolfgang Sobotka wieder klargemacht, dass ihn nicht Parteibuchwirtschaft und politische Korruption, sondern Anzeigen gegen Dauerbeschuldigte wie ihn stören: „Ich halte das für eine absolut gefährliche Entwicklung in der Politik.“ Als einziger Sozialdemokrat stellt sich Dornauer hinter Sobotkas Warnung vor dem „Anschütten“: „Da gebe ich Sobotka absolut Recht.“
Aber Dornauer begnügt sich nicht mit Sobotka-Solidarität. Er lehnt den kommenden Untersuchungsausschuss grundsätzlich ab: „Anstatt sich nur in sinnlosen U-Ausschüssen an der ÖVP abzuarbeiten, sollte die SPÖ Perspektiven für die Menschen aufzeigen.“
Schutzpatron türkiser Misswirtschaft
Warum ist ein Untersuchungsausschuss über den Missbrauch von Steuergeldern und Ämtern für Hochstapler wie René Benko „sinnlos“? Warum soll nicht untersucht werden, wie Finanzämter und Staatsanwaltschaften als Schutzinstrumente für ÖVP-Oligarchen von Benko bis Sigi Wolf missbraucht wurden? Warum glaubt Dornauer, dass man „SPÖ Perspektiven für die Menschen“ nur „aufzeigen“ kann, wenn man Korruption und Amtsmissbrauch nicht parlamentarisch untersucht?
„Georg Dornauer ist 1. Landeshauptmann-Stv. in Tirol und Mitglied von Bundesparteipräsidium und -vorstand.“ So steht es auf der Homepage der SPÖ. Aber auch dort findet man keine Antwort auf die entscheidende Dornauer-Frage: Warum profiliert sich ein Mitglied des SPÖ-Präsidiums als Schutzpatron der türkisenen Misswirtschaft? Auf die Frage gibt es möglicherweise nur eine Antwort: weil Dornauer dort seine Zukunft sieht.
Ergänzung 15.05 Uhr
Doskozil statt Dornauer
Während sich Dornauer hinter Sobotka stellt, zeigt Hans Peter Doskozil, wie man gegen die ÖVP gewinnt. Mit dem Tierschutz-Erfolg hat die burgenländische Regierung in Eisenstadt nach dem ORF-Stiftungsrat-Sieg zum zweiten Mal gezeigt, wie viel man vor dem Verfassungsgerichtshof gewinnen kann.
Titelbild: Pixabay, Gusenbauer: GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com, Dornauer: EXPA / APA / picturedesk.com, SPÖ.at, Christopher Glanzl