Donnerstag, Mai 16, 2024

Geschenke für Chinas Machthaber: Wie sich die Deutsche Bank an Kommunisten-Funktionäre anbiederte

Die Deutsche Bank fällt seit Jahren durch immer neue Skandale auf. Nun wurde durch eine große Recherche von SZ, New York Times und dem WDR bekannt, dass die Bank ein dubioses System an Gefälligkeiten und Freunderlwirtschaft mit Chinas Machthabern etablierte. Teure Kristallviecher, Luxusreisen und Jobs: Eine Geschichte vom seltsamen Chinageschäft einer einstigen Vorzeigebank.

Berlin/Peking/Wien, 14. Oktober 2019 / Die Deutsche Bank galt einst als Vorzeigebank. Sie kam in der Finanzkrise vor zehn Jahren ohne Hilfskredite der deutschen Regierung aus. Auch international spielte das größte Kreditinstitut unseres Nachbarn immer eine wichtige Rolle. Doch in letzter Zeit folgte ein großer Knall auf den nächsten. Großrazzien, Geldwäschevorwürfe, Verdacht auf versuchte Strafvereitelung, Ermittlungen gegen Top-Manager. Dann brach der Gewinn ein. Aufgrund der Dauerkrise der Deutschen Bank steht auch der österreichische Aufsichtsratschef Paul Achleitner immer wieder unter Druck. Wie berichtet wurde, will ihn ein Großaktionär aus Katar offenbar loswerden. Nun also auf nach China, zur neuen Spielwiese der Reichen und Mächtigen. Was ging da vor sich?

Verlockung China: Korruption als Ansichtssache?

Die Deutsche Bank ging den Weg vieler westlicher Unternehmen, nämlich gen Fernost. In Asien, da gibt’s noch was zu holen, so das Credo. Der chinesische Staatskapitalismus ist der feuchte Traum unter den Goldgräbern: keine lästigen demokratischen Verfahren, nur eine Partei. Das gefiel den Bankern offensichtlich so gut, dass sie über sich selbst stolperten. Vertrauliche Dokumente zeigen: Die Deutsche Bank gab selbst in Auftrag, mögliche Korruption im eigenen Haus aufzudecken. Skurril: Dies ging zu einem Zeitpunkt über die Bühne, als schon längst von Seiten der US-Börsenaufsicht gegen die Bank wegen des Chinageschäfts ermittelt wurde.

Teure Kristallviecher, Luxusreisen und Jobs

Im Mittelpunkt: Lee Zhang, intern „Mister China“ genannt, der damalige Chairman der Deutschen Bank in China. Er soll bekannt für seine überaus großzügigen Gefälligkeiten gewesen sein. Sündteure Stereoanlagen, skurrile Kristalltiger um 15.000 US-Dollar, Couchgarnituren und Luxusreisen für Chinas Mächtige aus Politik und Staatsunternehmen. Die Deutsche Bank soll zudem 100.000 US-Dollar gezahlt haben, damit der ehemalige Vorstandschef Josef Ackermann den damaligen chinesischen Präsidenten Jiang Zemin persönlich treffen kann. Insgesamt wurden Gefälligkeiten im Wert von 200.000 US-Dollar an hochrangige Kader des kommunistischen Riesen in Fernost verteilt. Irre: Die Bank stellte zudem munter die Kinder von Geschäftspartnern ein. Die Eltern waren zumeist Manager von Staatsbetrieben, wobei man sich bei der Deutschen Bank wohl saftige Aufträge erhoffte. Einige der Manager sind mittlerweile ganz weit oben in der Hierarchie Chinas, wo Wirtschaft und Politik zu einem monolithischen Block verschmelzen. Die Töchter von Wang Yang und Li Zhanshu arbeiten für die Deutsche Bank. Ersterer ist Rang vier der Kommunistischen Partei, letzterer Nummer drei und „Parlamentspräsident“.

Ominöse Berater

2014 wurde „Mister China“, Lee Zhang, dann verurteilt. Der Vorwurf: Veruntreuung in Millionenhöhe. Zhang habe in China zweifelhafte externe Berater eingestellt, die der Bank helfen sollten, sich in China „zurechtzufinden“. Die Bezahlung der Berater fiel stattlich aus: einmal zum Beispiel wurden drei Millionen Euro für sechs Monate Beratung gezahlt! Damit spielte so mancher Berater in der Gehaltsliga der Bankvorstände mit. Derweil schlug die Compliance- und Rechtsabteilung der Bank Alarm. Nur: Statt die Geldflüsse zu stoppen, soll die Deutsche Bank nochmal Millionen an angebliche Beratungsfirmen überwiesen haben!

Strafrechtliche Folgen Fehlanzeige, Verantwortliche drücken sich

Josef Ackermann, der ehemalige Vorstandschef, will von alldem nichts gewusst haben. Der sonst so redselige „Mister China“ Lee Zhang hüllt sich indes in Schweigen. Die Bank musste inzwischen 16 Millionen US-Dollar Strafe an die US-Börsenaufsicht zahlen. Klingt viel, ist aber in Wahrheit eine Farce, wenn man bedenkt, welche Summen im dubiosen Chinageschäft der Deutschen Bank geflossen sein sollen. Unfassbar: In Deutschland hat das bunte Treiben der Banker wohl keine strafrechtlichen Folgen. Während die US-Börsenaufsicht zumindest Strafen verhängte, weil offensichtlich gegen amerikanische Anti-Korruptionsgesetze verstoßen wurde, tut die deutsche Bankenaufsicht Bafin nichts. Und das, obwohl sie sogar von der Deutschen Bank selbst informiert wurde.

Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

 (wb)

Titelbild: APA Picturedesk

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