Da ist diese Partei der Transparenz, der Anständigkeit und des handgeformten Herzens. Und dann das: Seit Aufkommen der Berichterstattung zu Lena Schilling hat der nicht so übel gestartete grüne Europawahlkampf Verdauungsschwierigkeiten auf höherer und niederer Ebene.
Ein Vizekanzler, der sich bei einer eilig einberufenen Krisenpressekonferenz hinstellt und ohne mit der Wimper zu zucken über eine journalistische Recherche von seriösen JournalistInnen, die diese Konferenz erst nötig gemacht hat, befindet, es handle sich um ein Gerülpse und Gefurze, hat offensichtlich und frei nach Karl Lagerfeld die Kontrolle über sein Leben verloren. Dass Karl der Große später selbst Jogginghosen anbot, die er vor dem Einstieg ins Jogginghosenbusiness als Kontrollverlust betrachtete: darauf gerülpst. Werner Kogler hat da ein wenig Ähnlichkeit.
Da ist diese Partei der Transparenz, der Anständigkeit und des handgeformten Herzens: Und dann kommen solche Ausdrucksweisen daher! Seit dem Aufkommen der Berichterstattung zu Schilling hat der nicht so übel gestartete grüne Europawahlkampf vor allem eines: Verdauungsschwierigkeiten auf höherer und niederer Ebene, und zwar, wie von Kogler bereits festgehalten, hinten und vorn. Fast sieht es so aus, dass die grüne Spitze auf den Waldheim-Effekt hofft (und bevor man mich dafür kritisiert, sie mit Waldheim zu vergleichen: das tue ich explizit nicht, da liegen Welten dazwischen). Jetzt erst recht!
Jetzt erst recht!
Man kann natürlich diskutieren, ob das, was Schilling vorgeworfen wird, rein privater Natur ist. Liebschaften bequatschen: das wäre privat. Wenn es sich dabei um Menschen handeln würde, die man nur und ausschließlich privat kennt. Laut “Standard” war das aber nicht der Fall. Man kann sogar daran zweifeln, ob die Berichterstattung stimmt. Zweifeln kann man an allem. Man sollte nur überdenken, warum dieselbe Berichterstattung gegen unliebsame Politiker in Ordnung gewesen wäre.
Ja, Lena Schilling ist jung. Das allein wäre noch kein Ausschlussgrund. Aber: Sie ist vermutlich dieser Kandidatur und dem Druck nicht gewachsen. Die Verantwortung für ihre Nominierung tragen diejenigen, die sie aufgestellt haben. Dass andere Politiker und Politikerinnen keine Tugendhorste und keine Moralapostellinen sind, tut hier nichts zur Sache. Die Grünen sind mit hohem moralischem Anspruch in die Wahlkampfarena gestiegen. Anstand und Herz statt Gerülpse und Gefurze.