Freitag, Mai 17, 2024

Enthüllungsbuch belastet Vatikan schwer. Völlerei im Kirchenstaat?

Der Vatikan sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Ein gestern veröffentlichtes Buch eines Investigativjournalisten wirft dem Kirchenstaat massive Missverwaltung der Spendeneinnahmen und eine drohende Pleite vor. Die Kardinäle des Vatikan versuchen zu beruhigen. Wenn man ihren Aussagen Glauben schenken darf, steht dem Vatikan kein finanzieller Ruin bevor. Es handle sich um Verschwörungstheorien a la „Da Vinci Code“. Aber glauben tut man bekanntlich in der Kirche.

Rom/Wien, 22. Oktober 2019/ Der italienische Investigativjournalist Gianluigi Nuzzi veröffentlichte gestern ein Buch über den nicht so heiligen Umgang mit Finanzen im Vatikan. In seinem Buch „Das Jüngste Gericht“ behandelte er über 3.000 vertrauliche Dokumente, die er aus internen Vatikanquellen erhielt. Zahlungsunfähigkeit und Bankrott sieht der vatikanische Wirtschaftsrat demnach als akute Gefahr für den Kirchenstaat.

Missbrauchsfälle wirken sich auf Peterspfennig aus

Papst Franziskus, der seit 2013 im Amt ist, leitete 2014 einen Sparkurs ein. Trotzdem stiegen die Ausgaben zwischen 2015 und 2017 um 62 Prozent. Besonders die Personalkosten des Vatikan stiegen in schwindelerregende Höhen. Dazu sanken die Spendeneinnahmen von Gläubigen, der sogenannte Peterspfennig, seit 2006 dramatisch. Damals betrug das weltweite Spendenaufkommen noch 101 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr „verdiente“ der Vatikan nur mehr die Hälfte. Ein Mitgrund dafür sind die immer wieder ans Tageslicht kommenden Kindesmissbräuche von hohen Geistlichen. So etwa auch beim australischen Kardinal George Pell, welcher letztes Jahr wegen der sexuellen Misshandlung mehrerer Jungen verurteilt wurde. Kurios: Bell war oberster Verwaltungsbeamter der vatikanischen Finanzen.

Papst kämpft gegen Intransparenz

Ein Grund, für das von Nuzzi offengelegte Finanzdesaster des Zwergenstaates, liegt wohl auch in der Intransparenz der vatikanischen Finanzen. Die letzten offiziellen Finanzangaben des Vatikan gab es demnach im Jahr 2006. Auch wenn sich Papst Franziskus seit seiner Wahl massiv für mehr Transparenz einsetzt, erhält er einiges an Gegenwind aus den eigenen Reihen. Seine Reformideen scheinen bei den Kardinälen auf taube Ohren zu stoßen. Laut der römischen Zeitung „La Repubblica“ ist der Papst „isoliert“.

Misswirtschaft bei Immobilien

Der Vatikan besitzt Immobilien im Wert von über 2,7 Milliarden Euro, jedoch stehen von fast 4.500 Gebäuden 800 leer. Von den 3.200 zur Verfügung stehenden Wohnungen werden 15 Prozent kostenlos vermietet. Der Rest deutlich unter dem Marktpreis.

Vatikan ignoriert die Armen

In Nuzzis Buch wird zudem auf die Scheinheiligkeit der katholischen Kirche aufmerksam gemacht. Demnach werden nur einer von fünf Euro tatsächlich für die Hilfe von Armen ausgegeben. Die „Entwicklungshilfe“ des Vatikan beschränkte sich demnach auf Investitionen einer Ölplattform vor der Küste Angolas. Kostenpunkt: 224 Millionen Euro. Bereits im Oktober wurden fünf Mitarbeiter der Kurie aufgrund von Zweckentfremdung der Spendengelder suspendiert. Demnach verwendeten sie die Gelder für den Kauf einer Immobilie in London.

Verschwörungstheorie wie „Da Vinci Code“

In einem heutigen Statement wies der Vatikan Nuzzis Vorwürfe zurück. Bischof Nunzio Galantino sprach in einem Interview mit der katholischen Tageszeitung „Avvenire“ von einer „Strategie, um den Vatikan zu diskreditieren“. Zudem verglich er die Anschuldigung mit einer Verschwörungstheorie wie aus dem Dan Brown Buch „Da Vinci Code“.

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

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