Freitag, November 8, 2024

Jetzt spricht Chmelar – ZackZack-Interview nach dem Edtstadler-Tweet

ZackZack-Interview nach dem Edtstadler-Tweet

Vergangene Woche veröffentlichte der Kolumnist und Satiriker Dieter Chmelar einen Tweet mit Fotos von Europaministerin Karoline Edtstadler und US-Superstar Marilyn Manson. Die erstaunliche Ähnlichkeit der beiden Bilder kommentierte Chmelar mit dem satirischen Hashtag: “Zwillinge, seit Geburt getrennt”. Susanne Raab ortete darin am Samstag “Hass im Netz”. Nach öffentlicher Aufregung löschte Chmelar nun seinen Tweet. Mit ZackZack sprach er über die Gründe.

ZackZack: Herr Chmelar, wieso haben Sie den Tweet wieder aus dem Netz genommen?

Dieter Chmelar: In so einem Fall, wenn sich jemand gekränkt fühlt, habe ich einen „soft spot“. Ich weiß, was Kränkungen bedeuten können und es war überhaupt nicht meine Intention. Von Hass im Netz ist das aber weit entfernt. Möglicherweise war es eine kindische Spielerei, das ist ein Markenzeichen von mir auf Twitter. Wobei ich das nicht erfunden habe mit den Zwillingen. Ich habe es deswegen runtergenommen, weil ich mir gedacht habe, es könnte eine Frau verletzt haben. Ich hätte es auch gemacht, wenn es einen Mann verletzt hätte, aber vielleicht habe ich mehr Beißhemmung bei Frauen. Wenn eine Äußerung jemanden verletzt, ist die Grenze der Satire überschritten. Satire soll schon ein bisschen spürbar sein, vielleicht auch ein bisschen wehtun, aber richtig verletzen – das halte ich nicht für gentlemenlike.

ZZ: Gab es Druck von außen auf Sie, den Tweet herunterzunehmen?

DC: Es gab die Empfehlung von Kollegen, auf deren Urteil ich auch Wert lege – ich nenne sie bewusst, weil sie es auf Twitter kundgegeben haben – etwa Frau Ingrid Brodnig oder Herr Tatarotti, die gesagt haben, es hat ihnen Ungemach bereitet. Ich stehe aber nach wie vor dazu, dass die Ähnlichkeit verblüffend ist.

Ich habe bereits Kurz und Rendi-Wagner mit Doppelgängern persifliert, auch Doskozil und Ludwig. Vielleicht ist das ein Sport von mir, aber es steckt kein parteipolitisches Kalkül dahinter. Es soll erheitern, das ist auch meine Rolle auf Twitter und im “Kurier”. Das hat eine lange Tradition, das möchte ich auch weiterführen, ich möchte aber ein bisschen behutsamer sein.

Frau Edtstadler hat das Image, dass sie so kühl und ungerührt ist – da gabs zum Beispiel auch von Maschek die Unterlegung „ich bin der Tod“. Darüber hat sie laut „Heute“ herzhaft gelacht. Ich habe bis jetzt auch keine Reaktion von ihr gehört, sondern eine stellvertretende Empörung. Für mich bleibt aber ein bitterer Nachgeschmack:  Schließlich hat unser Bundeskanzler, als es um sexualisierte Gewaltandrohung gegen die Justizministerin Alma Zadic ging, nach langer Bedenkzeit die sehr „coole“ Formulierung „das muss man aushalten“ gebracht.

ZZ: Finden Sie, dass Ihr Tweet Hass im Netz war oder verharmlost das die Debatte im Hinblick auf die Justizministerin Zadic?

DC: Das ist dann sehr unverhältnismäßig. Mit Mord bedroht zu werden oder mit einem Weltstar verglichen zu werden, der nach mehrheitstauglicher Betrachtung ein attraktiver Mensch ist, von Männern und Frauen gleichermaßen bewundert wird. Wo wäre die Beleidigung? Und da möchte ich nicht den Fehler begehen, erneut zu kränken. So weit gehe ich nicht, wie viele auf Twitter, zu sagen, man müsse sich nun bei Marilyn Manson entschuldigen. Wobei eine gewisse Bange vor einer Klage von Marilyn Manson auch da ist. Das muss doch satirische Freiheit sein. Da appelliere ich, ich habe es runtergenommen, weil Menschen, auf deren Urteil ich Wert lege, mir dazu geraten haben. Warum soll ich Frau Edtstadler kränken wollen? Ich habe bis jetzt noch kein richtiges Zeichen von ihr bekommen. Bis jetzt ist nur die Frauenministerin Susanne Raab vorgeprescht.

ZZ: …die Ihren Tweet unter dem Hashtag “Hass im Netz” geteilt hat. Wie stehen Sie dazu?

DC: Das weise ich ganz strikt und rigoros zurück. Das können dann vielleicht Medienjuristen entscheiden. Aber zwei Bilder nebeneinander zu stellen mit den korrekten Namen zu den Bildern und dem Hastag „Zwillinge seit Geburt getrennt“ zu verwenden kann nicht „Hass im Netz“ sein. Ich hoffe, dass das nicht alle jetzt retrospektiv als „Hass im Netz“ bezeichnen, das würde dann mich kränken.

ZZ: Herr Chmelar, vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Benedikt Faast

 

Titelbild: Manfred Werner

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