Die Fichte hat keine Zukunft, Edtstadler einen Auftrag und Werner überrascht alle. Zumindest in meiner Weihnachtsgeschichte.
Tief aus dem Walde komm ich her,
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!
Bei uns zu Hause in Kapfenberg in der Böhlersiedlung hat sich Onkel Ferry zu jeder Gelegenheit verkleidet. Als Weihnachtsmann war dieses Gedicht sein Einstieg. Er war gleichzeitig Knecht Ruprecht, aber mir ist bis heute unklar, warum. Das Christkind war er jedenfalls nicht, dafür war er von Größe und Stimme her ungeeignet.
Wir haben ihm geglaubt, aber waren froh, wenn er fertig war und den Weg zu den Geschenken freimachte. Zuerst mussten allerdings noch die Feuerspucker, die als dünne graue Stäbchen von den Ästen hingen, abbrennen.
Nach der Bescherung gab es Fischstäbchen mit Erdäpfelsalat, weil mein Vater einmal eine Weihnachtsgans überhaupt nicht vertragen hatte. Der Weihnachtsbaum, unter dem das Geschenkpapier an den Höhepunkt erinnerte, war eine Fichte, was sonst?
Heute geht das so nicht mehr, weil in diesen Tagen niemand bei uns im Lamingtal mehr glaubt, dass jemand, der noch einigermaßen bei Verstand ist, gerade jetzt tief aus dem Wald kommt. Tief im Wald fallen die Fichten, eine nach der anderen. Der Klimawandel hat ihnen jahrelang zugesetzt. Sie verdursten, weil es übers Jahr zu trocken ist und die plötzlichen Sturzfluten dazwischen alles noch schlimmer machen.
Abschied von der Fichte
Wer jetzt in den Wald geht, begibt sich in Lebensgefahr. Gestern früh bin ich ins Tal gefahren, zur Bäckerin. Am Weg habe ich die drei Fichten, die quer über der Forststraße lagen, vom Wurzelstock abgeschnitten und auf die Seite geschoben. Ohne Motorsäge fährt hier keiner mehr Brot, Semmeln und in diesen Tagen auch Kletzenbrot holen.
Alle meine Nachbarn sind Bauern. Ihnen gehören unterschiedlich große Stücke des Waldes, der sich von unserer Huam bis zum „Sattler“ zieht. Von der Fichte verabschieden sie sich gerade. Der Baum, der plantagenartig unsere Wälder in Monokulturen beherrscht hat, ist am Ende. Aber welcher Baum soll die Fichte ersetzen? Sie wissen es nicht.
Edtstadler zieht zurück
1986 haben wir die Grünen gegründet, damit es nicht so weit kommt. Damals war der Wald noch nicht verloren. Knapp vierzig Jahre später schickt eine grüne Umweltministerin wie ihre Kollegen der anderen EU-Staaten ihren Energie- und Klimaplan nach Brüssel. Sie will endlich ernsthaften Klimaschutz, wie er im Koalitionsvertrag mit der ÖVP steht. Sie will auch die gewaltigen Strafzahlungen verhindern, die Österreich als säumigem Klimaschützer akut drohen.
Was dann passierte, meldete der „Kurier“: „Energieministerin Gewessler schickte den Energie- und Klimaplan nach Brüssel, Europaministerin Edtstadler zog ihn zurück. Jetzt droht eine EU-Finanzstrafe.“
„Des geht nimma!“
Wäre das ein Weihnachtsmärchen, müsste es etwa so weitergehen:
Edtstadler hat ihren Job gemacht. Die ÖVP zeigt allen, die gerade zur FPÖ abwandern, dass das gar nicht nötig ist. Freiheitliche Politik können sie von Asyl bis Klimaschutz auch von der ÖVP haben.
Doch plötzlich hört man, wie ein Kragen platzt:
„Koal (Karl), des geht nimma!“
Koal (Karl): „Geh Werna, alles geht.“
Werner: „Na, entweder pfeifst da´s jetzt z´ruck oder…“
Karl: „Oder was?“
Werner: „Oder des woas! (war es)!“
Karl: „Geh Werner!“
Plötzlich beginnen die Kerzen einer alten steirischen Fichte zu leuchten. Werner schüttelt den Kopf und sagt nur noch eines: „Ich bin ja nicht Knecht Werner!“
Süßer die Glocken…
Jetzt wünsche ich euch allen schöne und frohe Weihnachten. Und Werner flüstere ich ins Ohr: „Scheiß di nix!“ Ich weiß, dass er es hört.
Dann singen wir gemeinsam „Süßer die Glocken nie klingen!“ Das halten die Fichten gerade noch aus.