Bewegungsdaten
Israel setzt auf drastische Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Mit – bis jetzt nur gegen palästinensische Extremisten – eingesetzter Methode wird die Bevölkerung überwacht.
Wien, 19. März 2020 / Die israelische Regierung kann nun auf sämtliche Mobiltelefone der Bevölkerung zugreifen. Dabei werden von allen Personen die Bewegungsdaten der letzten zwei Wochen erfasst. Sollte jemand positiv auf das neuartige Coronavirus getestet werden, werden an sämtliche Personen, deren Bewegungsprofile sich mit dem eines Infizierten überlappen, per Nachricht verständigt, sich sofort in 14-tägige Quarantäne zu begeben. Auch die Einhaltung der Selbstisolation wird von der israelischen Regierung per Handydaten verfolgt.
Geheimdienst mit Daten betraut
Zwar versicherte Premierminister Benjamin Netanyahu, dass die Balance zwischen den Rechten des Einzelnen und den Bedürfnissen des Staates intaktbleibe, bis jetzt standen solche Maßnahmen jedoch nur dem israelischen Geheimdienst (Schin Bet) für die Überwachung von palästinensischen Extremisten zur Verfügung.
Netanyahu: „Daten nach 30 Tagen wieder gelöscht“
Die Bevölkerung wurde erst nach der Durchführung dieser Methode gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Kenntnis gesetzt, zudem ist Schin Bet nur Netanyahu unterstellt. Schin Bet sammelt bereits seit 2002 sensible Handydaten. Laut Experten wisse niemand genau, ob diese Daten auch wieder gelöscht werden. Von der Bevölkerung gab es Kritik an der Datenweitergabe. Netanyahu sagte im Hinblick auf die Corona-Überwachung, dass die Daten nach 30 Tagen wieder gelöscht werden sollen.
Auch in Österreich wird die Weitergabe der Mobilfunkdaten durch A1 an die Bundesregierung heftig debattiert.
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk