Erwartet Verteilungsdebatte
Neue Forderungen richtete ÖGB-Chef Katzian gestern in der ORF-Pressestunde an die Regierung. Neben einem höheren Arbeitslosengeld findet er auch Verstaatlichungen diskussionswürdig.
Wien, 30. März 2020 / “Die ganz großen Vermögen müssen auch den ganz großen Beitrag leisten“, sagte Wolfgang Katzian in der gestrigen Pressestunde. Der ÖGB-Chef, der aktuell versucht, die meisten Arbeitnehmer durch die Kurzarbeit aufzufangen, ließ klassenkämpferische Töne hören.
Katzian verlangt Vermögenssteuern
So erwarte die Gewerkschaft eine große Verteilungsdebatte nach der Krise. Er selbst verlangt Vermögenssteuern und sieht die großen Unternehmen gerade sehr kritisch:
“Es kann nicht sein, dass Unternehmen ArbeitnehmerInnen raushauen und gleichzeitig Dividenden ausschütten. Das werden sich die Menschen nicht gefallen lassen!”
“Die ganz großen Vermögen müssen auch den ganz großen Beitrag leisten!” @katzianw für Finanzierung nach #Corona #pressestunde pic.twitter.com/Iqh0v9oIoG
— Julia Stroj (@AbsolutlyJuly) March 29, 2020
Auf Twitter wurde Katzians Forderung, das große Vermögen mehr zahlen müssen, sehr positiv aufgenommen.
Katzian verlangt zudem eine unmittelbare Anhebung des Arbeitslosengeldes. Seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen haben über 170.000 Menschen ihren Job verloren. Die Forderung einer höheren Nettoersatzrate unterstützt SPÖ-Chefin Rendi-Wagner:
„Wir dürfen nicht tatenlos zuschauen, wie die Arbeitslosigkeit im Land steigt und steigt und immer mehr Menschen in existenzbedrohende Situationen schlittern. Arbeitslose Menschen und ihre Familien brauchen jetzt eine bessere finanzielle Absicherung, weil es in Zeiten wie diesen sehr schwer ist, wieder Arbeit zu finden.“
Opposition hinter Katzian
Auch die FPÖ verlangt von der Regierung, die ÖGB-Forderung umzusetzen und kritisiert gleich das gesamte Krisenmanagement der Bundesregierung:
„Erstens darf man nicht weiter ‚klein-klein‘ agieren und finanzielle Fördermaßnahmen nach ‚Gutsherren-Art‘ und nur schrittweise freigeben, wie Kurz, Blümel und Co. es gerade tun, sondern es braucht einen großen Wurf. Das heißt eine Art ökonomische ‚Generalhaftung‘ des österreichischen Staates für Arbeitnehmer und Unternehmer abzugeben“,
sagte Belakowitsch zu Katzian per Aussendung. Katzian vergaß auch nicht, die wichtigsten Menschen in der aktuellen Krise: Krankenpfleger, Supermarkt-Personal, medizinisches Personal – für sie forderte er nicht nur „Danke-Taferln“ stattdessen müsse es für diese Menschen „rascheln im Börserl“.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk