Sonntag, April 28, 2024

Corona-Ölschock – Preise fielen dramatisch

Preise fielen dramatisch

Die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise sind bereits jetzt enorm. Am geostrategisch umkämpften Ölmarkt zeichnet sich nun ein neues Ausmaß an Dramatik ab: bereits am Montag war der Preis für US-Öl erstmals in der Geschichte ins Minus gerutscht, nun brach auch die Nordseesorte Brent in der Spitze ein.

Wien, 21. April 2020 | Der Preis für US-Öl ist am Dienstag auch im europäischen Handel ins Minus gerutscht. Nach anfänglichen Gewinnen an den asiatischen Handelsplätzen fiel der Preis für die US-Referenzsorte WTI zur Lieferung im Mai an der Börse in London in der Früh auf minus 4,52 Dollar (minus 4,16 Euro) pro Barrel (ein Barrel sind 159 Liter).

Auch die für Europa wichtige Nordseesorte Brent brach in der Spitze um rund 30 Prozent auf knapp 18 Dollar pro Fass ein.

Nachfrage-Einbruch, Erdöl-Lager voll

Angesichts der geringen Nachfrage wegen der Coronavirus-Pandemie war der Preis für WTI am Montag erstmals in seiner Geschichte ins Minus gerutscht. An der New Yorker Börse lag der Schlusspreis bei minus 37,63 Dollar pro Barrel. Das bedeutete, dass Händler zumindest theoretisch bereit waren, Käufern Geld für die Abnahme des Rohöls zu bieten – anstatt es wie gewohnt zu verlangen. Das hat es noch nie gegeben!

Hintergrund ist neben der Coronavirus-Pandemie, dass Mai-Terminverträge nur noch bis Dienstag verkauft werden können, die Erdöl-Lager aber nahezu voll sind. Deswegen gibt es nahezu keine Abnehmer mehr. Die Pandemie hat weltweit zu einer drastischen Abnahme der globalen wirtschaftlichen Aktivitäten sowie des Straßen- und Luftverkehrs geführt, weshalb weniger Öl gebraucht wird.

Einigung der OPEC+ im Sand verlaufen

Zwar einigten sich die wichtigsten Förderländer, darunter die OPEC-Mitgliedstaaten sowie Russland und Saudi-Arabien, kürzlich auf eine Senkung der Produktion, um den Preis wieder nach oben zu treiben. Sie vereinbarten, ab Mai bis Juni fast zehn Millionen Barrel Öl täglich weniger zu produzieren. Die von US-Präsident Trump unter Druck durchgesetzte Maßnahme blieb bisher weitgehend wirkungslos und zeigt, wie dramatisch die Lage mittlerweile ist.

Die lasche Kraft der bisherigen politischen Maßnahmen lässt weitere Schritte vermuten. Gerade die von der Erdölwirtschaft so abhängigen Länder dürften nun um die wirtschaftliche Lage in ihren Ländern bangen – aber auch um geostrategischen Einfluss. Die politisch gefährliche „Öl-Waffe“ ist derzeit zumindest auf eine ganz eigene Art zahnlos.

Trump unter Druck

Die politischen Dimensionen des Ölschocks dürften spannend werden, steht doch vor allem Donald Trump in Angesicht der US-Wahlen im November unter Druck: die Arbeitslosenzahlen in den USA sind dramatisch; der einflussreiche Ölsektor, der vor allem mit den Republikanern verbandelt ist, dürfte den Druck nun weiter erhöhen. Trump hatte zuvor getönt, dass „sein Öl-Deal“ die US-Wirtschaft wieder auf Vordermann bringen würde.

Durch die umweltschädliche, aber geostrategisch wichtige Schieferöl-Produktion wollen sich die USA mittelfristig von Ölimporten komplett unabhängig machen. Der neuerliche Ölschock verspricht also eine neue Dramatik im Kampf um polit-ökonomischen Einfluss in der Weltpolitik, hängen doch vom Öl zumindest mittelbar immer noch die allermeisten Industriezweige ab.

(wb/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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