Spitalsbetten
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat sich am Montag vehement gegen die Forderung von Gesundheitsökonomen gestellt, trotz in Österreich bisher gut gemeisterter Coronakrise Spitalsbetten abzubauen. Als größtes derzeitiges Problem im Gesundheitswesen sieht er den Einnahmeneinbruch der Sozialversicherungen. Für die Kassen müsse es hier Geld aus dem Budget geben.
Wien, 11. Mai 2020 | “Ich finde es absurd, diese Debatte jetzt führen zu müssen”, ärgerte sich Hacker. Es sei gerade die Stärke des Gesundheitssystems, die in der Pandemie einer der Erfolgsfaktoren gewesen sei. 100 Mitarbeiter in der Rudolfstiftung oder auch eine ganze Geburtenabteilung in Quarantäne abfangen zu können, habe nur funktioniert, weil man die notwendigen Reserven gehabt habe. Die Menschen würden dies schätzen, die Debatte sei daher bereits eindeutig entschieden.
Fehleinschätzung des Coronadashboards
Die zitierten Experten sitzen nach Ansicht Hackers auch einer Fehleinschätzung der Zahlen aus den Coronadashboards auf. Dass so viele freie Kapazitäten ausgewiesen gewesen seien, liege daran, dass Tausende Operationen bewusst nicht durchgeführt worden und Behandlungen nach hinten verschoben worden seien. Wer daraus ableite, dass das Angebot in den Spitälern viel zu groß sei, sei in Wirklichkeit der Meinung, dass Patienten nicht behandelt werden sollten.
Dass die Experten gerade jetzt auf den Platz treten und das Gesundheitssystem als zu groß titulierten, ist für den Stadtrat nicht verwunderlich. Wegen des Wirtschaftseinbruchs hätten die Krankenversicherungen nämlich ein Einnahmenproblem. 400 Mio. Euro seien es bisher schon weniger, dazu kämen 800 Mio. Euro an gestundeten Krankenversicherungsbeiträgen. Insgesamt könnte sich all dies auf eine Delta von einer Mrd. Euro, vielleicht mehr, summieren, so Hacker.
Von Blümel nichts zu hören
Von Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) sei hier nichts zu hören, dabei brauche es einen aus dem Bundesbudget dotierten Hilfsfonds für das Krankenversicherungssystem. “Alle Landesräte machen sich genau in dieser Frage Sorgen”, erklärte er, vom Bund gebe es aber keine entsprechenden Signale. Es gelte, den ganzen Sozialversicherungsbereich auszubauen, andernfalls drohe die Verschiebung in den Bereich der Privatfinanzierung.
(APA)
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