Dienstag, April 16, 2024

Lufthansa-Aktie +10% – Lufthansa-AUA wischt mit Türkis-Grün Boden auf

Lufthansa-Aktie + 10%

Es jubeln die Aktionäre. Alleine gestern sprang die Lufthansa-Aktie um 10,95 Prozent. Die Lufthansa, die 41 Tochterfirmen in Steueroasen besitzt und AUA-Mutter ist, ist erfreut. Die Republik rettet die AUA mit 450 Millionen, plus 2 weitere Jahre Kurzarbeit. Eine Staatsbeteiligung gibt es dafür nicht.

Wien, 09. Juni 2020 | 150 Millionen Euro Steuergeld überweist die Republik an den Lufthansa-Konzern AUA, wobei dies vom Konzern auch nicht mehr zurückgezahlt werden muss. Zusätzlich kümmert sich Österreich noch bis 2022 um die AUA-Gehälter – denn solange kann die deutsche Fluglinie Kurzarbeit nutzen.

Keine Beteiligung: Gewinne für Aktionäre, Pleite für Republik

Dazu kommen 300 Millionen Euro Kredite von der Ersten Bank und der Raiffeisen Bank, wobei zu 90 Prozent die Republik haftet.

Ende April richtet Kanzler Kurz den Österreichern aus:

„Eine Hilfe für die AUA, einfach so, ohne Beteiligung, wird es nicht geben.“

Gestern wurde das Verhandlungsergebnis präsentiert: Eine Staatsbeteiligung an der AUA gibt es nicht. Stattdessen präsentierten Blümel und Kurz etwas anderes. Im Gegenzug zum 300-Millionen-Kredit sind zumindest Aktien und Flieger verpfändet.

Da war wohl jemand nur Passagier: Ende April spuckte der Kanzler noch große Töne. Nach den Verhandlungen war dann alles anders.

Wenn die AUA in sechs Jahren die Kredite nicht zurückzahlen kann, gehen überalterte Flieger und Ramsch-Aktien an den Staat. Im Klartext: Solange die Aktien steigen und man damit Geld verdienen kann, gehören sie den Aktionären. Geht die Lufthansa, und damit die AUA bankrott, und stürzt der Wert des Unternehmens ins Bodenlose, bekommt die Republik dann die wertlosen Aktien.

Aktie mit fettem Plus – Lufthansa vermeidet Steuern

Für die Aktionäre scheint die AUA-Rettung jedenfalls ein voller Erfolg: Alleine gestern legte die Lufthansa-Aktie sprunghaft zu. Auch heute verzeichnet sie einen großen Kursgewinn. Seit 9 Uhr legte die Lufthansa um über 3 Prozent zu. Weil der Steuerzahler die AUA gerettet hat, kassieren Aktionäre fein ab.

Zudem drückt sich die Lufthansa erfolgreich davor, ihre Steuern zu bezahlen. Die Inflite Holdings (Cayman) Ltd. ist eine Tochterfirma der Lufthansa, mit Sitz auf den Cayman Inseln. Es ist nicht das einzige Tochterunternehmen in Steuerparadiesen. Laut Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ besitzt die Lufthansa 41 Scheinfirmen, in Ländern wie Panama, Hongkong, Luxemburg, Jersey oder Samoa. Wofür diese benötigt werden, ist weithin bekannt, auch wenn der Konzern selbst dazu schweigt. Dennoch werden diese Briefkasten-Hotspots nicht trockengelegt.

Pseudoerfolge und türkis-grüne Nebelgranaten

Die AUA-Rettung scheint ein wirtschaftspolitischer Anschlag auf die Steuerzahler zu sein. Vizekanzler Werner Kogler (Die Grünen) sprach dennoch von einer „ökologisch vernünftigen Lösung“. Dem widersprechen Klimaorganisationen. „Die geringen Reduktionsziele“ könnten „zu leeren Versprechungen zu verkommen, wenn klar definierte Kontrollmechanismen sowie Strafen bei einer Abweichung fehlen“, heißt es von Greenpeace.

Verfügt wurde, dass das AUA-Drehkreuz gleich schnell wachsen solle, so wie das Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt. Da die Aussichten für die nächsten Jahre aber bekanntlich äußerst getrübt sind, wird wohl auch Frankfurt in den nächsten Jahren nicht stark wachsen. Zudem soll der Lärm und das CO2 pro Flug reduziert werden.

Die Lufthansa-Zusagen wurden von Kurz und Kogler in einer gestrigen Pressekonferenz stolz hinausposaunt. Dass diese Zusagen aber garantiert sind, ist alles andere als sicher:

„Sämtliche Zusagen – vom Drehkreuz bis zur Umwelt – der Lufthansa (einschließlich Pönale) sind mangels internationalen Schiedsgerichts nicht durchsetzbar, klingen aber super. Sicher sind derzeit nur die Gewinne der LH-Aktionäre“,

schreibt der renommierte Volkswirt Stephan Schulmeister zur AUA-Rettung auf Twitter.

AUA – die teuerste Airline aller Zeiten?

Erst im Jahr 2009 wurde die AUA durch den deutschen Konzern Lufthansa privatisiert. Damals verkauft Österreich die Fluglinie um 366.000 Euro, zugleich übertrug man 500 Millionen Euro Schulden an den Staat Österreich. Erst seit 2012 schreibt die AUA positive Zahlen, allerdings nur bis 2020. Jetzt schnürte Österreich ein 450 Millionen Euro-Paket, um den deutschen Konzern zu retten. Eine Erfolgsgeschichte für Lufthansa-Aktionäre, ein teures Geschäft für den Steuerzahler.

(ot)

 

Titelbild: APA Picturedesk

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