Montag, Oktober 14, 2024

George Floyd beigesetzt – “Er hat die Welt verändert”

George Floyd beigesetzt

Am Dienstag wurde der Leichnam George Floyds unter Teilnahme von Angehörigen und rund 2.500 Ehrengästen beigesetzt. Sein Tod hat eine weltweite Bewegung gegen Polizeigewalt und Rassismus ausgelöst. Auch der US-Präsidentschaftswahlkampf bleibt davon nicht unberührt.

Wien, 10. Juni 2020 | Sein Tod löste eine weltweite Abrechnung mit Polizeigewalt und rassistischen Vorurteilen aus: George Floyd, der in den USA von Polizisten gewaltsam ermordete Afroamerikaner, wurde am Dienstag im Rahmen einer Trauerfeier beigesetzt. An der Trauerfeier für Floyd in Houston hatten neben den Angehörigen rund 2.500 Ehrengäste Abschied genommen. Auch Angehörige anderer Opfer von Gewalt gegen Afroamerikaner in den USA waren anwesend.

Nach dem Gottesdienst wurde der Sarg in einer von Pferden gezogenen, weißen Kutsche zum Friedhof “Houston Memorial Gardens” in der Nachbarstadt Pearland gebracht. Dabei säumten hunderte Menschen den Weg, die Floyds Namen riefen. Der Gottesdienst war live übertragen worden, die anschließende Beisetzung erfolgte im Privaten.

Mord löste weltweite Proteste gegen Polizeigewalt aus

Floyds letzte Worte – „I can’t breathe“ sind zu einer Parole für zehntausende Demonstranten auf der ganzen Welt geworden, die seitdem auf die Straße gegangen sind, um Gerechtigkeit für Floyd und ein Ende der Misshandlung von Minderheiten durch Polizei und Strafverfolgungsbehörden fordern.

“Ich kann atmen. Und solange ich atme, kämpfe ich für Gerechtigkeit”,

erklärte Floyds Nichte Brooke Williams in einer Laudatio, die von den Trauernden in der Fountain of Praise Church in Houston mit Beifall bedacht wurde. “Dies ist nicht nur ein Mord, sondern ein Hassverbrechen.”

Die Rede von Floyd’s Nichte Brooke Williams. Video: BBC

Williams war eine von mehreren Verwandten und Freunden, die – fast alle in weiß gekleidet – während der Trauerfeier sprachen und sich an Floyd als liebevolle Persönlichkeit erinnerten.

Auch Thema im Präsidentschaftswahlkampf

Der designierte Präsidentschaftskandidat der oppositionellen Demokraten, Joe Biden, forderte in einer Videobotschaft einen verstärkten Kampf gegen den Rassismus in den USA. Die USA dürften dem Problem des Rassismus nicht länger den Rücken zuwenden, verlangte der Ex-Obama-Vize in seiner während des Trauergottesdienstes gezeigten Videobotschaft. “Jetzt ist die Zeit für Gerechtigkeit für alle Rassen”, sagte er.

Weißes Haus muss “gesäubert” werden

Der bekannte Bürgerrechtler Al Sharpton warf Trump vor, einen Militäreinsatz gegen gewaltbereite Demonstranten angedroht, aber kein Wort über den “Polizistenmord” an Floyd gesagt zu haben. Er habe damit das Signal gesetzt, dass Polizisten bei einem Fehlverhalten keine strafrechtlichen Konsequenzen fürchten müssten. Sharpton bezeichnete Floyd als “Eckpfeiler einer Bewegung, die die ganze Welt verändern wird”. Der Pastor William Lawson sagte, im Kampf gegen Rassismus müsse als erstes das Weiße Haus “gesäubert” werden.

“Er hat die Welt verändert”, sagte der demokratische Abgeordnete Al Green während der Zeremonie über Floyd.

Reformen bei Polizei angestoßen

Der wegen eines mutmaßlichen kleinen Falschgelddelikts in der Großstadt Minneapolis im nördlichen Bundesstaat Minnesota von der Polizei aufgegriffene Floyd war gestorben, nachdem ihm ein weißer Beamter fast neun Minuten lang das Knie auf den Nacken gedrückt hatte. Vergeblich hatte der 46-Jährige geklagt, dass er keine Luft bekomme. Der Polizist Derek Chauvin wurde nach der Tat entlassen, festgenommen und eines “Mordes zweiten Grades” beschuldigt. Der Fall Floyd hat Forderungen nach tiefgreifenden Reformen bei der US-Polizei neuen Auftrieb gegeben, wie ZackZack bereits berichtete.

Trump relativiert Polizeigewalt

Unterdessen sorgte US-Präsident Donald Trump mit Äußerungen zu einem Demonstranten, der von Polizisten schwer verletzt worden war, für Empörung.

Trump schrieb ohne jeden Beleg im Kurzbotschaftendienst Twitter, bei dem 75-Jährigen könnte es sich um einen “Antifa-Provokateur” handeln. “Ich habe es mir angeschaut, er ist härter gefallen, als er gestoßen wurde.” Der 75-Jährige war bei einer Anti-Rassismus-Demonstration in Buffalo im US-Staat New York von zwei Polizisten niedergestoßen worden. Er zog sich eine blutende Kopfverletzung zu.

(lb/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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