Ausbeutungsministerin?
Das Arbeitsministerium engagierte Ferialpraktikanten, um den Familienhärtefonds abzuarbeiten. Laut Stellenausschreibung entscheiden sie sogar über Höhe und Zulässigkeit der Anträge. Bis gestern war das Ministerium sogar noch auf der Suche, mittlerweile ist die Ausschreibung vom Netz genommen. Warum man keine vollwertigen Arbeitskräfte einstellt, bleibt fraglich.
Wien, 06. August 2020 | Das Arbeitsministerium von Christine Aschbacher suchte für Mitte Juli bis Mitte August 20 Ferialpraktikanten. Diese sollen die Auszahlung und Abwicklung des „Familienhärtefonds“ unterstützen. Fast vier Monate, seit man Entschädigung aus dem Familienhärtefonds beantragen kann, ist noch nicht einmal die Hälfte der Anträge abgearbeitet.
Praktikanten entscheiden über Anträge
Laut der Stellenausschreibung, die von Julia Herr (SPÖ) am Dienstag öffentlich gemacht wurde, sind die Aufgaben der Praktikanten umfangreich: Diese müssen die erhaltenen Anträge erfassen, um dann über einen Anspruch der Familien auf Auszahlung zu entscheiden. Doch das ist nicht alles: Nachdem die Praktikanten entschieden haben, ob die Familie Anspruch hat, entscheiden sie auch, wie viel Entschädigung der Familie zusteht.
Ein Stellenangebot des AMS zeigt: Nach ewig langen Wartezeiten beim Corona-Familienhärtefonds müssen jetzt anscheinend PraktikantInnen die Fehler von Ministerin Aschbacher ausbessern!https://t.co/7QbCN5Axaq pic.twitter.com/uWPVelKo4K
— Julia Herr (@frauherr) August 5, 2020
Akademiker werden mit 1.390 Euro brutto entschädigt, Maturanten bekommen 1.035 Euro brutto.
Empört zeigt sich Julia Herr in einer Aussendung über die Arbeitsministerin:
„Jetzt müssen Ferialpraktikanten für ÖVP-Ministerin Aschbacher den Karren aus dem Dreck ziehen! Was ist eigentlich die letzten drei Monate passiert? Hat Ministerin Aschbacher da schon nach zusätzlichem Personal gesucht oder lieber bis zu den Sommerferien gewartet, während Familien ihre Rechnungen nicht zahlen können?“
Ministerium weiß nicht, wie viele Praktikanten man beschäftigt
SPÖ-Herr kündigte eine parlamentarische Anfrage an. Sie stört sich auch daran, dass offenbar Praktikanten über die Anträge entscheiden. Zackzack wollte aus dem Arbeitsministerium wissen, wie viele Praktikanten aktuell angestellt sind und warum man keine weiteren Vollzeitkräfte beschäftigt bzw. welche Tätigkeiten die Praktikanten ausüben.
„Hierzu liegen uns aktuell noch keine Zahlen vor“,
heißt es aus dem Büro von ÖVP-Aschbacher.
Daraufhin gab zackzack dem Büro einen ganzen Tag Zeit, um herauszufinden, wo und wie viele Praktikanten im Ministerium beschäftigt sind. Doch das Arbeitsministerium gab keine weitere Stellungnahme ab.
Pikant: Via AMS waren bis gestern noch acht weitere Praktika-Stellen bei Aschbacher ausgeschrieben. Nachdem auch diese Ausschreibungen auf Twitter veröffentlicht wurden, sind sie heute verschwunden. Auch dazu gab das Arbeitsministerium keine Stellungnahme ab.
Diese Stellenausschreibung war bis gestern noch auf der AMS-Jobbörse zu finden. Mittlerweile ist sie gelöscht.
Aschbacher zahlt nicht in bar
Weil aufgrund der Regierungsmaßnahmen gegen Corona tausende Menschen in Kurzarbeit oder in der Arbeitslosigkeit gelandet sind, muss der Staat entschädigen. Viele Familien brauchen das Geld dringend: das neue Schuljahr steht an, was bekanntlich Geld kostet. Aber Arbeitsministerin Christine Aschbacher und ihr Ministerium scheinen mit der zusätzlichen Arbeit überfordert.
Seit 15. April können Familien Entschädigungen aus dem Familienhärtefonds beantragen. Knapp vier Monate danach ist noch nicht einmal die Hälfte der Anträge abgearbeitet. Das liegt aber nicht daran, dass Aschbacher das Geld in bar auszahlt – wie zackzack berichtete.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk