Faßmann dementiert
Gibt es Pläne, ab Montag alle Schulen zu schließen, und zwar gegen den Willen von Bildungsminister Heinz Faßmann? Dieser dementiert, doch Kanzler Kurz soll bereits letzte Woche versucht haben, alle Schulen schließen zu lassen. Hinter den Kulissen könnte schon der nächste Anlauf starten.
Wien, 05. November 2020 | Die „Falter“-Journalisten Barbara Tóth brachte am Donnerstag per Twitter den Ball ins Rollen:
„Schon ab Montag sollen Schulen wieder komplett in den Distance Learning Modus gehen, sagen meine Quellen. Trotz Widerstand aus einigen Bundesländern und Fassmann“,
schrieb Tóth auf Twitter.
Faßmann dementiert
Sind die Schulen also ab Montag wieder geschlossen? Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat die angeblichen Pläne zurückgewiesen, wonach bereits am kommenden Montag alle Schulen wie im Frühjahr ins Distance Learning geschickt werden sollen.
“Die Oberstufen sind seit Dienstag im Distance Learning. Wie vereinbart, evaluieren wir diese Maßnahme nach einem Zeitraum von zwei Wochen und entscheiden dann über das weitere Vorgehen an den Schulen. Es gibt keinen Grund, von dieser Vorgangsweise abzuweichen”, so Faßmann zur APA.
Erst mit Dienstag wurde im Zuge des zweiten Lockdowns der Unterricht an AHS-Oberstufen, Berufsschulen und der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) vorerst einmal bis Ende November auf Fernlehre umgestellt. An Volks-, Mittel- und Sonderschulen sowie AHS-Unterstufen findet weiter Präsenzunterricht statt, allerdings unter “erhöhten Schutzmaßnahmen”.
Kurz will alle Schule schließen
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte bei der Ankündigung des zweiten Lockdowns betont, dass man Schulen und Kindergärten auf Druck vieler Parlamentsparteien und der Landeshauptleute “vorerst” offenhalten und das Infektionsgeschehen vor Ort genau beobachten werde. Kurz habe laut Barbara Toth allerdings dafür plädiert, alle Schulen zu schließen.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober antwortete auf den Tweet von Barbara Tóth.
Sagt wer? Bitte nicht ohne Anlass die Betroffenen verunsichern
— Rudi Anschober (@rudi_anschober) November 5, 2020
Man solle “die Betroffenen nicht ohne Anlass verunsichern”, so Anschober. Die Frage des Gesundheitsministers nach den Quellen der Journalistin beantwortete Tóth so:
Sehr geehrter Herr Minister, Sie haben recht, ich willte niemanden verunsichern, nur berichten, dass es diese Pläne gibt. schulschliessungen verunsichern Eltern massiv. Umso unverständlicher, dass das Kanzleramt sie weiter favorisiert.
— Barbara Tóth (@barbaratoth) November 5, 2020
Das Kanzleramt hatte sogar schon ab dieser Woche vor, alle Schulen zu schließen, so die Journalistin weiter. Das ist Sebastian Kurz erstmal nicht gelungen. Bildungsminister Faßmann habe dagegen sogar auch die Oberstufe offen halten wollen.
Opposition geschlossen dagegen
Die Bildungssprecherinnen und der Bildungssprecher der drei Oppositionsparteien Sonja Hammerschmid (SPÖ), Hermann Brückl (FPÖ) und Martina Künsberg Sarre (NEOS) sprechen sich in einer gemeinsamen Aussendung vehement gegen die kolportierten Schulschließungen aus. Sonja Hammerschmid:
„Das Infektionsgeschehen an Schulen ist gering. Besonders Kinder unter 14 Jahren sind keine Infektionstreiber und die Schulschließungen haben extrem negative Auswirkungen für Kinder und Familien. Hierfür gibt es genügend Evidenz.“
(apa/ot)Titelbild: APA Picturedesk