Freitag, April 26, 2024

Personalmangel in steirischem Spital – Methode, um weitere Krankenhäuser zu schließen?

Methode, um weitere Krankenhäuser zu schließen?

Kaum wo gibt es so wenig Spitalbetten für die Bevölkerung wie in der Steiermark. Trotzdem werden weitere Spitäler geschlossen. Wird, um das zu bewerkstelligen, die Personaldecke in den Spitälern mit Absicht ausgedünnt? Die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) hat sich zu erklären.

 

Wien/Graz, 08. Jänner 2020 | Das steirische Landeskrankenhaus (LKH) Bad Aussee wird in den nächsten Jahren geschlossen. Und „um die Ausdünnung der Spitalsstandorte zu legitimieren, werden die bestehenden Häuser offenbar künstlich ausgehungert“, vermutet die KPÖ Steiermark in einer Aussendung vom Freitag. Denn danach fragte Arzt Diether Ribitsch aus Bad Mitterndorf in einem offenen Brief am Donnerstag.

Mutwillige Personalkürzungen in Spitälern?

Die Chirurgie im Bad Ausseer Krankenhaus wird offenbar personell ausgedünnt. „Schon in den letzten Monaten hörte man immer häufiger, dass Patienten nach Rottenmann oder Bad Ischl (auch diese beiden Standorte stehen vor der Schließung, Anm.) weitergeschickt werden müssen, weil nur ein Chirurg im LKH Bad Aussee anwesend ist“, schildert Ribitsch an ÖVP-Gesundheitslandesrätin Bogner-Strauß.

Fragen für Bogner-Strauße. Auszug aus dem offenen Brief.

Außerdem sollen sich zwei Chirurgen in Bad Aussee beworben haben und obwohl man sie dringend brauchen würde, sollen sie abgelehnt worden sein. Auch Turnusärzte soll das LKH in den nächsten Monaten nicht mehr zugeteilt bekommen. Dr. Ribitsch, der früher selbst im LKH als Chirurg tätig war, bittet um Antworten von Bogner-Strauß, ob dieser Personalabbau den Tatsachen entspricht. Das Büro der türkisen Ex-Ministerin versichert gegenüber ZackZack, die Fragen zu beantworten.

Und auch von parlamentarischer Seite wird es für Bogner-Strauß, die Frauenministerin der türkis-blauen Ibiza-Regierung von Sebastian Kurz, ungemütlich. Die KPÖ Steiermark richtet eine Anfrage an die türkise Landesrätin und verlangt ebenso Antworten.

„Seit vielen Jahren gibt es in der steirischen Landesregierung Pläne, das Landeskrankenhaus in Bad Aussee zu schließen. ÖVP und SPÖ treten nun allerdings gemeinsam für eine Schließung aller drei Spitäler im Bezirk Liezen ein, die durch einen umstrittenen Neubau in Stainach ersetzt werden sollen.“ Um das zu legitimieren, werden die Spitäler personell ausgedünnt: „Eine von oben gesteuerte Personalkrise?“, fragt KPÖ Landtagsklubchefin Claudia Klimt-Weithaler.

Bettennot im Gesundheitssystem

„Es gab eine gesicherte Zusage, dass der Betrieb im LKH Bad Aussee voll weitergeführt werde, bis das neue Leitspital in Betrieb ist. Diese Zusage muss unbedingt erneuert und wirklich eingehalten werden und dafür müssen auch die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung gestellt werden“, sagt die Grüne Gemeinderätin aus Bad Aussee, Alexandra Steinwidder, zu ZackZack. Das Leitspital Stainach steht aktuell noch immer nicht im Bau, die Fertigstellung werde sich jedenfalls verzögern, ursprünglich wollte man 2025 eröffnen.

Das Leitspital im Bezirk Liezen wird die Bettenkapazität in der Region jedenfalls weiter verringern. Im flächenmäßig größten Bezirk Österreichs stehen schon jetzt „mit den Standorten Bad Aussee, Rottenmann und Schladming nur 4,2 Betten pro 1000 Einwohner zur Verfügung. Nach der geplanten Realisierung des Leitspitals würden pro 1000 Einwohner nur noch 2,8 Betten zur Verfügung stehen“, rechnet die KPÖ vor.

Damit ist man weit unter dem österreichischen Durchschnitt. Dieser liegt bei 7,2 Betten pro 1000 Einwohner. Österreich rangiert damit nur knapp vor Ungarn und Rumänien und direkt hinter Bulgarien und der Ukraine. Ungeachtet der aktuellen Gesundheitskrise arbeitet man in der Steiermark aber weiter am Abbau der Gesundheitsversorgung. Bis 2030 sollen bis zu zehn weitere Spitäler schließen – ZackZack berichtete ausführlich. Die ÖVP wehrt sich gegen diese Darstellung: Man müsse die Sache ganzheitlicher sehen, zwar würde man kleine Spitäler schließen, allerdings Hubschrauberversorgung und Gesundheitszentren ausbauen.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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