Kurz ehrt Trump-Botschafter Trevor Traina zum Abschied
Mit dem Ablauf von Donald Trumps Amtszeit verlässt US-Botschafter Trevor Traina Österreich. Traina war ein treuer Diener des Präsidenten, der ihn bestellt hat. Bundeskanzler Sebastian Kurz verbschiedet ihn mit außergewöhnlichen Ehren.
Gastkommentar von Tomas Erlich
Wien, 19. Jänner 2021 | Trump sei die größte Hoffnung Europas, seine Unberechenbarkeit Teil eines großen Plans, sagte der US-Botschafter in Österreich, Trevor Traina. Den ganzen Herbst über predigte Trumps Mann in Wien, dass Trump die Wahl gewinnen werde, außer es gebe Unregelmäßigkeiten. Und die befürchtete Traina schon im Herbst, ja es habe immer schon Probleme mit der Briefwahl gegeben. Wie auch in Österreich – wir hätten damit ja Erfahrung. Trumps drohende Amtsenthebung? Traina: Nein, also es gibt jetzt wirklich Wichtigeres zu tun als die USA zu spalten.
Und Österreich? Viel schöner als in den 70ern, als der nunmehrige Ex-Botschafter schon einmal da war. Der österreichischen Bundesregierung bescheinigt Traina ein gute Bilanz in Sachen Corona. Der Maßstab dafür ist wahrscheinlich, dass er das auch den USA attestiert. Ob Österreich jetzt als im Trump-Lager wahrgenommenes Land (Zitat APA) diplomatische Nachteile in den USA unter Biden haben werde? Nein, denn er, Traina, sei auch mit der neuen Vizepräsidentin befreundet.
Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!
Traina soll machen, was er mag: Es war sein Job, BotschafterInnen sind von der Regierung handverlesen, die einen kriegen das mit der Distanz zu politischen Parteien im Heimat- und im Zielland eleganter hin, die anderen weniger. Aber spannend ist, was die ÖVP da macht: Jede Erwähnung einer engen Anlehnung von Kurz an Trump wird als bösartige Unterstellung abgetan, obwohl die ÖVP mit Kurz’ guten Kontakten zu Trumps Leuten in den Boulevardmedien hausieren geht. Obwohl Kurz‘ Kabinettschef und der ehemalige türkise Klubobmann stolze Selfies mit Trump himself posten. Obwohl sich die Politik in ihren Kernelementen – Anti-Migration, Anti-Establishment, Anti-Repräsentation – so ähnelt.
Da kann es kein Zufall sein, dass Traina, der große Fan von Trump und der Freund der österreichischen Bundesregierung, zu seinem Abschied eine Einladung ins Bundeskanzleramt bekommen hat. Mit Verdienstkreuz, mit Foto, mit Social-Media-verbraten. Das ist kein Standardprozedere. Da wird ein Freund verabschiedet: Einer von Trump und einer von Kurz.
Titelbild: Screenshot Twitter