Grüne & WWF gegen ÖVP bei Green Deal
Dass die Ressorts Umwelt und Landwirtschaft ein Minenfeld für den türkis-grünen Koalitionsfrieden sein werden, wurde schon früh prognostiziert. Jetzt kracht es wieder einmal: die Grünen und der WWF werfen der ÖVP vor, “Unsinn zu verzapfen”. Ministerin Köstinger habe mit ihrer “fahrlässigen Attacke” rund um den Green Deal der EU ein falsches Signal gesendet.
Wien/Brüssel, 21. Jänner 2021 | Sowohl der WWF als auch die Grünen haben den Green Deal der EU verteidigt, nachdem Teile des geplanten Pakts am Donnerstag kritisch von ÖVP-Spitzenpolitikern hinterfragt wurden.
“Fahrlässige Attacke” von Köstinger
Der WWF spricht von einer “fahrlässigen Attacke” von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger und NÖ-Agrarlandesrat Stephan Pernkopf (beide ÖVP). Die Grünpolitiker Thomas Waitz (EU-Parlament) und Clemens Stammler (Nationalrat) kritisierten auch das von Pernkopf benutzte Schlagwort einer “nachhaltigen Intensivierung” der Landwirtschaft.
“Dass so ein Unsinn, wie ‘nachhaltige Intensivierung’ auf einer Tagung des Ökosozialen Forums verzapft wird, lässt Gründer Josef Riegler sicher im Grab rotieren”,
so Waitz in einer Aussendung in die Richtung von Pernkopf. “Die Intensivierung der Landwirtschaft hat uns genau in diese katastrophale Situation von Biodiversitätsverlust, Abhängigkeit von Chemieprodukten und desaströsen Erzeugerpreisen gebracht”, so der EU-Mandatar der Grünen, die in der Heimat mit der ÖVP eine Regierungskoalition bilden, die derzeit eher holprig unterwegs ist, was den Koalitionsfrieden betrifft. Nur mit einer Ökologisierung der ganzen EU-Landwirtschaft könne eine heimische Versorgung von Lebensmitteln “langfristig, zum Wohle von Landwirtinnen und Landwirten, aber auch unseren Konsumenten, absichern”.
Angriffe auf Naturschutz-Verbesserungen “geradzu fahrlässig”
“Das ist das völlig falsche Signal” sagte WWF-Artenschutzexperte Arno Aschauer in Reaktion auf die ÖVP-Kritik am Green Deal. “Angesichts der akuten Klima- und Biodiversitätskrise sind die permanenten Angriffe auf die geplanten Naturschutz-Verbesserungen geradezu fahrlässig.” Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigten, wie schlecht es um die Artenvielfalt in Europa bestellt sei. “Ein Hauptverursacher dafür ist die industrielle Landwirtschaft, daher braucht es auf allen Ebenen Verbesserungen”, so der Umweltschützer.
Der Green Deal der EU sieht vor, bis 2050 die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf Null zu reduzieren. Gerade die industrielle Landwirtschaft steht als einer der großen Treiber des Klimawandels vor großen Herausforderungen.
(red/apa)
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