Freitag, Februar 7, 2025

Aktivisten frieren vor Kanzleramt – “Nicht ignorieren, jetzt evakuieren!”

“Nicht ignorieren, jetzt evakuieren!”

Jedem, der am Samstagnachmittag über den Wiener Ballhausplatz spaziert ist, ist es bei diesem Anblick wohl kalt über den Rücken gelaufen. Zehn Personen mit nichts bekleidet außer einer Wärmedecke lagen frierend vorm Kanzleramt. Ein Weckruf, in der Flüchtlingsfrage endlich zu handeln.

Wien, 6. Februar 2021 | Unter dem Motto “Nicht ignorieren, jetzt evakuieren” marschierten am Samstag an die 200 Personen vor dem Bundeskanzleramt am Wiener Ballhausplatz auf. Ziel war es, auf die verheerenden Zustände im Flüchtlingslager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos aufmerksam zu machen.

Begräbnis der Menschenrechte

“Wir wollten mit dieser Aktion die katastrophale Situation der geflüchteten Menschen in Europa in einer künstlerischen Form darstellen”, so Matthias Kulheku, Aktivist der Initiative “Aufstand gegen Missstand”.

Mit dem Protestzug in Form eines Gedenkschweigemarsches hat man es geschafft, die bedrückende Stimmung aus den Flüchtlingslagern nach Wien zu holen. Der Höhepunkt der Performance: Ein symbolisches Begräbnis der europäischen Werte und der Menschenrechtskonvention mit Grabsteinen und Kerzen.

Die ganze Protestaktion hier im Video:

Danach zogen sich zehn Aktivisten bis aufs letzte Hemd aus, um eingewickelt in Wärmedecken das Leid der Geflüchteten darzustellen.

(Bild: Nicola Toth)

“Am meisten regt uns auf, dass die Informationen alle bekannt sind und die EU eigentlich für Menschenrechte steht. Aber davon sieht man nichts. Mit der Menschenrechtskonvention hat man sich damals geeinigt, diese Rechte zu schützen. Aber das passiert im Moment einfach nicht.”

Der Erlös der verkauften Kerzen und Rettungsdecken wurde an „Collective Aid“ in Calais gespendet. Der Gedenkschweigemarsch und die Protestperformance werden unter Einhaltung der geltenden Corona-Maßnahmen durchgeführt.

(mst/jz)

Titelbild: Nicola Toth

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Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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