NGO-Mitarbeiterin kündigt
Die Mitarbeiterin einer NGO äußerte sich privat auf Twitter kritisch über die Grünen. Politiker der Regierungspartei sprachen mit ihrem Chef darüber. Die Mitarbeiterin sieht darin Interventionsversuche und hat schließlich gekündigt.
Wien, 10. Februar 2021 | Die Grünen sehen sich mit schweren Mobbingvorwürfen konfrontiert. Was ist geschehen? Iwona Laub, Mitarbeiterin der digitalen Grundrechts-NGO epicenter.works, äußerte sich wiederholt öffentlich kritisch über die Politik der Grünen. Neben inhaltlicher Kritik postete Laub anlässlich des einjährigen Bestehens der türkisgrünen Regierung drei Mittelfinger-Emojis. Das müsse eine Regierungspartei aushalten, sagt Laub. Grünen-Klubvorsitzende Sigi Maurer beklagte sich beim Epicenter-Geschäftsführer Thomas Lohninger darüber. Maurer legt gegenüber ZackZack Wert auf die Feststellung, dass es dabei nicht um die Mittelfinger, sondern einen älteren Tweet Laubs gegangen sei. Ein Mitarbeiter eines grünen Ministerkabinetts kündigte seine Spendenmitgliedschaft bei der NGO und begründete das in einer ausführlichen Textnachricht an Lohninger mit Laubs Äußerungen.
Mitarbeiterin kündigt
Laub betrachtet die Vorkomnisse als Interventionsversuche, Maurer bestreitet das. Am Mittwoch kündigte Laub unter dem Eindruck der Geschehnisse ihren Job bei Epicenter. Maurer und Laub kennen einander schon vom gemeinsamen Einsatz für das Frauenvolksbegeheren; Laub hat, wie sie sagt, Maurer als Zeichen der Solidarität in der Causa “Bierwirt” eine Vorzugsstimme gegeben. Wurde etwaiger politischer Druck von Epicenter an Laub weitergegeben? Nicht direkt jedenfalls. Die Beschwerde Maurers war zwar Thema in einem Teammeeting, doch Laub hatte “nicht das Gefühl”, dass Epicenter “irgendeinem Druck nachgibt.”
Grün-Politiker: Habe keine Konsequenzen gefordert
Der grüne Kabinettsmitarbeiter will seine Nachricht an Lohninger gar nicht als politischen Druck verstanden wissen. Er habe schließlich “keine Konsequenzen gefordert”. Dennoch distanzierte sich Epicenter am Mittwoch in einer öffentlichen Aussendung von Iwona Laubs “privater Kommunikation”. Die fühlt sich von ihrem Arbeitgeber “unter den Bus geworfen” und kündigt.
Epicenter hatte sich in seiner Gründungsphase politischer Unterstützung der damals oppositionellen Grünen erfreut. In jüngerer Vergangenheit erwies sich der Verein dennoch als durchaus streitbar gegenüber den Grünen. So wurde das “Hass im Netz”-Gesetz von der NGO kritisch beurteilt. Maurer bezeichnete die Stellungnahme zum Gesetz als “unprofessionell” und “reißerisch”. Finanziell ist Epicenter von den Grünen nicht abhängig, die NGO erhält aktuell weder von den Grünen, noch von grün geführten Ministerien Geld. Bis auf eine Fördermitgliedschaft der Stadt Wien in Höhe von 25.000 Euro jährlich finanziert sich Epicenter ausschließlich über private Spenden.
(tw)
Titelbild: APA Picturedesk